Absolventen der Hochschule Wädenswil befassen sich mit den spezifischen Anforderungen der Medienarbeit im Netz. Ich habe mich bereit erklärt, ihnen drei Fragen zum Themenkreis hier im Weblog zu beantworten:
1. Wie vertrauenswürdig sind Pressemitteilungen, welche direkt von Unternehmen kommen (sie möchten sich ja besser darstellen als in Wirklichkeit)?
So vertrauenswürdig, wie das Unternehmen selbst. Das heisst: Journalist/innn können sehr wohl relativieren, sie werden bei ihrer Beurteilung der erhaltenen Inhalte daran denken
-wie der Absender in der Vergangenheit informiert hat (klar? wahr? aktuell?),
-wie sich die Botschaft einbettet im Meinungsumfeld (Konkurrenz? bisher gemachte Behauptungen? Analystenmeinungen? bisher publizierte Artikel?).
Und die Medien wissen: Pressemitteilungen sind Information mit Absicht. In diesem Sinne glaubwürdig aber zu überprüfen. Fazit: Wenn man sich als Unternehmen an die Regeln guter Medienarbeit hält (Kapitel 5 meines Buches), dann ist man vertrauenswürdig.
Interessantes Detail aus einem Podiumsgespräch mit Sonntagszeitung und CashTV: Viele Medienschaffende bevorzugen Unternehmen als Absender, gegenüber PR-Agenturen. Weil das Unternehmen selbst glaubwürdiger sei.
Zusatzinfo aus unserer Studie «Journalisten im Internet»: 56 % der Journalist/innen in der deutschen Schweiz bewerten Web-Auftritte von Unternehmen als glaubwürdig (wo ja auch die Pressemitteilungen verfügbar sind). Siehe dazu Grafik im Bild oben links, einfach anklicken für Vergrösserung.
2. Von welchen Firmen wird dieses Push-Verfahren mehrheitlich genutzt (grosse/kleine/bekannte/unbekannte)?
Aus meiner Sicht von allen, die sich Medienarbeit leisten. Medienarbeit kommt nicht aus ohne Push, das aktive Versenden von aktuellen Inhalten gehört einfach dazu. Wenigstens heute noch. Weil kein Journalist sich die Sachen holt und weil noch ganz wenige mit Newsreadern / RSS arbeiten. Siehe dazu den kürzlichen RSS-Eintrag von Dominik Allemann.
3. Ist dieses Verfahren zukunftsweisend oder schon überholt?
Keines von beidem. Es ist etabliert. Tom Foremski meint, es überholt sich, siehe den Eintrag zum Stichwort «Stirb, Pressemitteilung, stirb». Ich bin der Überzeugung, dass es noch eine ganze Weile gehen wird, bis sich Journalist/innen gezielt mit Suchbegriffen genau die Pressemitteilungen abonnieren, die sie interessieren. Noch ist der Aufwand dazu einfach zu gross und das ganze ist noch zu technisch.