Spiegel zeigt Kommentare aus internem CEO-Blog von Siemens: Drei Learnings für Unternehmensblogs

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36429v1.jpgWeblogs können ein wichtiges Instrument der internen Kommunikation sein. Weil sie auf einfache Art und Weise einen strukturierten internen Dialog ermöglichen. Im Juli hat Siemens die interne Initative «Blog100» gestartet – während 100 Tagen sind die Mitarbeitenden eingeladen, ein internes Weblog zu starten. Nach frei gewählten Themen. 60 seien es beim Start gewesen, Ende September über 200 mit steigender Tendenz, wird Vice President Corporate Media Michael Rossa im CIO-Blog zitiert – hier der ganze, informative Beitrag.

Schon seit 2005 bloggt Siemens CEO Klaus Kleinfeld im Intranet. Und er führt einen der meistgelesenen Blogs Deutschlands – auch wenn er nur intern veröffentlicht wird. In diesen Tagen dürften die Leserzahlen dramatisch steigen, denn gestern hat der Spiegel Kommentare aus diesem Blog veröffentlicht. Die Kontroverse dreht sich um die 30prozentige Erhöhung der Vorstandsbezüge. Bei gleichzeitiger konzernweiter Restrukturierung und anhaltendem internen Kostendruck.

Die Kommentare, die der Spiegel-Redaktion zugespielt wurden, sind heftig. Sie werden heute auszugsweise auch von der Welt zitiert: «Gerade Sie, Herr Kleinfeld haben mit guten Ideen angefangen. Leider scheint die Maßlosigkeit auch in der Vorstandsetage rasch um sich zu greifen» Oder «Ich frage mich schon lange, wohin Leute wie Sie unsere Gesellschaft treiben.» Spiegel-Online hat dazu gleich noch eine in der Bildsprache böse Flash-Animation produziert.

Aus meiner Sicht ergeben sich aus dieser Geschichte drei Grundsätze für interne und externe Unternehmensblogs:

Weblogs erhöhen die Frequenz
Wenn Sie ein Weblog für Ihr Unternehmen, Ihre Organisation, Ihren Verein oder sich selbst starten, dann erhöhen Sie die Intensität Ihrer Kommunikation. Sie reden mehr. Und man redet mehr mit Ihnen. Und ja: Man redet mehr über Sie – bei Ihnen und andernorts.

Seien Sie nicht düpiert, wenn man Sie kritisiert. Gehen Sie davon aus, dass sich unzufriedene Leser eher mit Kommentaren melden als zufriedene. Erwarten Sie keine lobenden Echos – nehmen Sie sie dankbar an, wenn Sie trotzdem auftauchen.
Entscheiden Sie mit Ihrer Blog-Strategie: Bringt eine höhere Frequenz gewünschte Resultate? (Siehe dritter Grundsatz.)

Interne Weblogs sind so öffentlich wie E-Mails, Hauszeitungen, Fotokopien
Jede Kommunikation ist öffentlich. Das wissen wir, seit es vertrauliche Gespräche am Lagerfeuer gibt. Natürlich ist das Weiterverbreiten von geschriebenen Inhalten kompromitierender, es gibt den genauen Inhalt und die Verfasser preis. Mit dem Web ist das Weiterreichen einfacher, schneller geworden.

Setzen Sie trotzdem bei internen Weblogs auf einen internen Dialog, kommunizieren Sie diesen Anspruch als Standard, halten Sie ihn ein und fordern Sie ihn ein. CEO-Weblogs sind aber aus meiner Sicht sehr nahe an einer Mitarbeiterzeitschrift zu platzieren. Hochsensible Fakten und Daten gehören nicht auf diese Plattform.

Weblogs erhöhen die Transparenz
Aufsichtsrat Heinrich von Pierer hat den Entscheid gefällt, dieses Jahr den Siemens-Spitzenmanagern im Schnitt 30 Prozent mehr zu bezahlen. Er und die betroffenen Führungskräfte mussten mit einer breit angelegten Diskussion über diesen Entscheid rechnen. Gerade in schwierigen Situationen kann ein Weblog durch die zusätzliche Frequenz mehr Transparenz schaffen. Und vor allem einen echten Dialog öffnen.

Echt heisst hier: Ich stehe zu meinem Entscheid, ich kommuniziere ihn, ich gehe auf die kritischen Fragen ein. Ich nehme mir die Freiheit, bei meinem Entscheid zu bleiben. Und ich habe die Grösse, ihn je nach Sachlage zu korrigieren.

Aber das hat nichts mit Weblogs zu tun. Sondern mit der Kunst, zu führen und zu kommunizieren.

Beitrag zum Thema mit vielen Links: PR-Blogger
Podcast-Interview mit den Siemens-Verantwortlichen zu Blogging (vor diesem Fall): PimpmyBrain

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