Wikipedia-Einträge schreiben oder schreiben lassen? Fünf Tipps.

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Bild 11.pngWissen Sie, was Wikipedia über Ihre Organisation schreibt? Soll man Einträge selbständig ändern oder ändern lassen? Das heutige Wall Street Journal schildert die aktuelle Diskussion um von Microsoft bezahlte Änderungen in der Online-Enzyklopädie. Die Diskussion um Einträge durch Unternehmen und Pressestellen dauert schon länger, hier wagen wir fünf Tipps für den besten Umgang mit Wikipedia.

Wer für Wikipedia-Einträge bezahlt, der sorgt auf jeden Fall für Schlagzeilen: Gerade wirft Microsoft Wellen (Wall Street Journal-Link funktioniert bis 31. Januar), im letzten Jahr war es die Online-Agentur MyWikiBiz.com. Sie hatte gegen Entgelt die Pflege von Unternehmens-Inhalten auf Wikipedia angeboten, wie zum Beispiel in der Welt beschrieben. Heute ist MyWikiBiz auf Centiare tätig, einer Wikipedia-Kopie auf der Unternehmen selbst ihre Einträge bearbeiten dürfen – siehe SBWire-Artikel.

Centiare ist eine der Reaktionen auf das Wikipedia-Dilemma: Privatpersonen dürfen soviel ändern, wie sie wollen. Wehe aber, wenn ein Unternehmen selbst die Einträge redigiert oder sie redigieren lässt. Im vom Wall Street Journal beschriebenen Fall hat Microsoft einen unabhängigen Informatiker beauftragt, bestimmte Einträge über Open Source Software zu kontrollieren und gegebenenfalls zu redigieren. Dabei hatte sich der Autor ausbedingt, dass Microsoft die allfälligen Korrekturen nicht gegenliest. Trotz Bezahlung durch Microsoft. Eine Sprecherin des Software-Konzerns gibt an, dass sie davon ausgeht, dass verschiedene verzerrende Wikipedia-Angaben zum Thema von IBM-Seite verfasst seien. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales zeigt sich entrüstet und lehnt jede Form von bezahlten Einträgen als inakzeptabel ab. Schade, dass dieser Grundsatz trotzdem immer noch nicht in den Wikipedia-Grundlagen festgehalten ist.

Grössere Wellen schlugen im letzten Jahr die Wikipedia-Änderungen durch Siemens und gegenseitige Wikipedia-Angriffe durch amerikanische Kongressabgeordnete – beides in diesem Spiegel-Online-Artikel zusammengefasst.

Wikipedia ist daran interessiert, möglichst objektive, wahrheitsgetreue Inhalte zu zeigen. Natürlich stellt sich wie immer die Frage: Was ist objektiv? Was ist wahr? So, wie das System im Moment funktioniert, ist es für Unternehmen und Organisationen sehr schwierig, überhaupt als objektiv wahrgenommen zu werden. Und sobald Geld fliesst, ist jede Objektivität verloren – obwohl aus meiner Sicht der Ansatz von Microsoft durchaus eine höhere Objektivität der Einträge hätte erreichen können.

Unser Fazit: Fünf Tipps für Ihren Umgang als Organisation, Unternehmen, PR-Agentur mit Wikipedia.

1. Monitoring
Verfolgen Sie regelmässig die Wikipedia-Einträge über Ihre Organisation, die damit verbundenen Persönlichkeiten und die für Sie wichtigsten Themen.
2. Einträge selbst ändern
Falls Sie Fehler oder wichtige Lücken entdecken, korrigieren Sie diese selbst. Lassen Sie sich als Autor eintragen, mit transparenter Angabe des Absenders.
3. Keine PR-Agentur
Lassen Sie diese Aenderungen nicht durch Ihre PR-Agentur oder andere externe Stellen eingeben, sondern führen Sie sie selbst durch. Ihre Glaubwürdigkeit ist höher.
4. Objektiv bleiben
Seien Sie nicht zu empfindlich, nehmen Sie immer wieder einen möglichst objektiven Standpunkt ein, mit viel Distanz: Welche Änderungen sind wirklich nötig?
5. Unangenehmes nicht löschen
Am meisten Kritik erhalten Löschungen von Passagen, die man als Betroffene nicht so gern publiziert sieht. Seien Sie also zurückhaltend und löschen Sie nur Falschaussagen.

Denken Sie daran: Ihre Änderungen werden mitverfolgt und je nachdem wieder zurückgeändert. Deshalb ruhig bleiben – und viel Erfolg im Ping-Pong der objektiven Meinungen!

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  • Was ist schlecht daran, wenn man Wikipedia-Einträge als PR-Agentur für seinen Kunden ergänzt, selbstverständlich in selbstdeklarierter voller Transparenz? Doch nur wenn man als gegeben hinnimmt, das PR-Agenturen wenig seriös arbeiten.

    Weil dies auf uns nicht zutrifft, hatten wir überhaupt keine Probleme mit unseren Einträgen und Ergänzungen. Das wir im Rahmen unserer Mandats dafür bezahlt werden, ja und? Ein Mitarbeiter eines Unternehmens bekommt ja auch sein Gehalt. Die Argumentation und die Empfindlichkeiten sind etwa der Stand von 1990, als es noch verpönt war, als PR-Agentur im Namen des Kunden eine Zeitungsredaktion anzurufen.

    Also: lieber ein guter Beitrag von den Profis als einen Werbespot von der Marketing-Abteilung (das sind die, die für gewöhnlich in die Tasten greifen und nicht der oberste Chef.) Profi-Eintrag bedeutet eben auch, die Regeln des Wikipedia zu respektieren. Wäre ja dumm, das kaputt zu machen, was man tagtäglich für seine Arbeit selbst braucht.

  • hallo m.m. – ich bin davon überzeugt, dass die glaubwürdigkeit eines eintrags höher ist, wenn er nicht von einer pr-agentur gezeichnet ist. so sehe ich das, aufgrund verschiedener praxisfälle. und damit meine ich nicht, dass das gut ist.

    es freut mich, dass ihr es als agentur anders erlebt.

    a propos: fachartikel sind ja auch nicht von der pr-agentur gezeichnet, sondern vom unternehmen – welches die informationen geliefert hat, die bereinigung vornimmt, zum inhalt steht.

    klar, dass ich immer von qualitativ hochstehenden, gut recherchierten einträgen ausgehe, wie in den fünf tipps beschrieben.

    frage am rand: wieso schreiben sie, schreibst du den kommentar unter „m.m.“, also anonym?

  • M.M. das ist mein Weblog-Kürzel. Mit dem Link weist es auf den Urheber hin. Googletechnisch gesehen bin ich nicht daran interessiert, nun überall meine Spuren zu hinterlassen. Deshalb – M.M.

  • „Letztlich wollen wir alle gemeinsam eine gute Wikipedia.“
    Bereits seit Donnerstag überfluten sie die Spendenliste des Vereins Wikimedia, der das Online-Lexikon fördert, fast im Minutentakt mit Kleinstspenden und gepfefferten Kommentaren. „Dies war einmal eine 100%-Spende. Leider wurden 99% davon mangels Relevanz gelöscht!“, kommentierte zum Beispiel Michael seine Spende von einem Euro. Auch Thomas machte mit einer Ein-Euro-Spende seinem Ärger Luft: „Mir egal, welchen Artikel ihr dafür löscht.“

    Der heftige Streit unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Nutzern der freien Enzyklopädie begann vor rund sechs Wochen. Er entzündete sich an der Löschung eines Eintrags zum Verein MOGIS, einer Vereinigung der „Missbrauchsopfer gegen Internetsperren“. Der Eintrag erfülle nicht die Relevanzkriterien, hieß es. Nutzer und Administratoren hatten sich an einer umstrittenen Vereinsstruktur und der nicht näher nachweisbaren Mitgliederzahl gestoßen.
    Auch die oben angelinkte Webseite Paarfieber wurde unter unlogischen Relevanzkriterien gestellt. Eine Parallele zu weiteren Portalen, wie zB. Jappy. Parship oder POW ist durchaus sichtbar.
    Löschvorgänge gebe es seit Bestehen der Wikipedia, erklärte Pavel Richter, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland. Die auch heute angewendeten „Relevanzkriterien“ seien das Produkt einer jahrelangen Diskussion. An der könne sich jeder Interessierte beteiligen, er müsse nicht einmal als Nutzer angemeldet sein. In der Regel sind die Fälle offensichtlich, wenn es zum Beispiel um Urheberrechts- oder Persönlichkeitsverletzungen gehe oder um ganz offensichtliche Unsinns-Einträge. Am Ende einer siebentägigen Diskussion bei Relevanzfragen entscheidet dann schließlich ein Administrator über die Qualität der Argumente.

  • Das mit den bezahlten Einträgen hat sich auch 2012 nicht geändert.

    Sehe immer wieder wie Shops bei Wikipedia verlinkt werden, die da nichts zu suchen haben. Bin echt mal gespannt wenn da bei Wiki einer durchgreift.

    vg Jörg