Ein Blog ein Mann? Nicht so bei Andreas Göldi. Der Mitbegründer von Blogwerk führt sowohl einen deutschen als auch einen englischsprachigen Blog zum Thema Medienkonvergenz. Im Blog neuerdings geht es – etwas profaner – um die neusten technischen Entwicklungen von PCs, Handys und anderen Geräten. Unsere drei Fragen an den zurzeit in Boston weilenden Schweizer.
Wieso bloggen Sie?
«Ich habe mein Blog ursprünglich als reines Experiment angefangen, um zu sehen, wie schnell sich so etwas nur mit den Mechanismen des Internet verbreiten kann. Darum habe ich auch niemandem (ausser meiner Frau) davon erzählt. Ich war sehr erstaunt, als ich schon nach zwei Monaten hunderte von Lesern hatte und regelmässig darauf angesprochen wurde.
Inzwischen betreibe ich mein Blog, weil ich so zum öffentlichen Diskurs über ein für mich wichtiges Thema beitragen kann. Es ist sehr spannend, wo man überall zitiert und verlinkt wird und was für interessante Kommentare man oft erhält. Man lernt da wirklich jeden Tag viel dazu, entdeckt neue Perspektiven und lernt interessante Leute kennen.
Ausserdem bin ich auch Mitgründer der Firma Blogwerk AG, die derzeit ein Netzwerk themenspezifischer Blogs aufbaut. Auch dort schreibe ich gelegentlich mit. Ich glaube, dass Blogs absolut ihre Berechtigung als eigene Mediengattung haben und es eine Marktlücke gibt für Firmen, die das professionell machen.»
Was ist Ihre wichtigste Blog-Erfahrung?
«Ich hatte schon mehrere Fälle, wo sich Leute beklagt haben, wenn ich in meinen Ferien mal ein paar Wochen nicht gebloggt habe. Die treuen Leser wollen also ständig neues Material auf meinem Blog finden, und das motiviert mich natürlich zum Schreiben. Ein Blog ist eine gute Motivation, sich ständig mit den neusten Entwicklungen in einem Gebiet auseinanderzusetzen — aus eigenem Antrieb, aber auch, weil man plötzlich ein Publikum hat. Es ist schon ein gutes Gefühl, dass meine Blog-Artikel inzwischen von einigen tausend Leuten gelesen werden.
Andererseits kann das aber auch zur Belastung werden, denn man steht praktisch unter einem impliziten Publikationszwang. Zudem müssen Blogposts gut recherchiert sein, denn Fehler werden meistens sehr schnell von Kommentatoren angemahnt. Bloggen ist also eine sehr ambivalente Tätigkeit: Sehr motivierend und befriedigend einerseits, manchmal aber auch stressig.»
Ihr grösster Blog-Wunsch?
«Drei, wenn ich darf: Erstens wünsche ich mir, dass die Diskussion in der Blogosphäre (mindestens) so lebendig bleibt wie sie ist. Zweitens wäre es schön, wenn unter Bloggern weniger auf Ranglisten und Verlinkungsstatistiken geschielt würde und stattdessen die Qualität der Inhalte mehr im Vordergrund stehen würde. Und drittens würde ich mir wünschen, dass die klassischen Medien ihre Distanz gegenüber Blogs ablegen und diese neue Mediengattung akzeptieren würden.»
Mein Eindruck:
Wie verhalten sich neue und alte Medien zueinander? Wo gibt es Schnittstellen, Symbiosen, Wechselwirkungen? «Medienkonvergenz» ist für mich ein wissenschaftlich anmutendes Wort für ein spannendes Phänomen. Andreas Göldis Beiträge sind für Blog-Verhältnisse ungewöhnlich lang, präzis und zweisprachig. Ohne Zweifel: Hier steckt viel Arbeit dahinter!
Zu der Urlaubssache: Ich finde, dass man im Urlaub ruhig mal abschalten kann, auch vom Blog. Was wäre denn, wenn die Besucher mal eine Woche keine „News“ bekommen? Meiner Meinung nach nichts! Ich würde es verstehen, wenn nicht jeden Tag nen neuer Beitrag da ist, und würde den Blog auch später wieder besuchen, wenn der Urlaub beendet ist…
Gruß Bensch