Für die Schweizer Politik ist punkto Wahlkampf ein Blick über den Teich immer lehrreich. Gerade auch Online sind uns die Amis bekanntlich ein paar Schritte voraus. Was den neuesten Trend des Microtargeting betrifft, könnte dies für Schweizer Parteien allerdings schwierig umsetzbar sein.
Die Schweiz schläft nicht. So hat macht die SP sehr aktiv online Wahlkampf, wie Severin Toberer ja an Marcels MAZ/Bernet-Seminar erläuterte. (Übrigens, liebe SP, ist die Newsletter-Frequenz nach meinem Geschmack ein bisschen hoch). Und wenn man das SVP-Forum anschaut, dann bleibt einem vor Staunen der Mund offen: 54’000 Views und 3’200 Einträge zum Thema «Jugendgewalt» find ich echt gewaltig.
Die Amerikaner sind aber einen Schritt weiter und betreiben sogenanntes Microtargeting. Einen interessanten und ausführlichen Artikel dazu hat die Washington Times publiziert (Danke Severin Toberer für den Tipp). Wie funktionierts? Amerikanische Parteien haben offenbar Zugang zum Wählerverzeichnis und sammeln dazu noch Informationen aus Kundendatenbanken (Bonuskarten, AOL-Accounts, Zeitungsabos, etc.). Sind die Personen aus dem Wählerverzeichnis mit diesen Daten «angereichert» können Einzelne per Telefonumfrage (oder Hausbesuch) noch befragt werden, um die Informationen zu überprüfen. Man stelle sich vor: Dort wo Gouverneurs- oder Präsidentschaftswahlen dermassen knapp ausgehen, vielleicht um wenige 1000 Stimmen, dort können ganz gezielte persönliche Aktionen (Hausbesuche, Telefon-Anrufe, E-Mail-Kampagnen) entscheiden. Momentan sind die beiden grossen Parteien noch daran, die riesigen Personen-Datenbanken und Infrastrukturen aufzubauen, ein Unterfangen das immense Summen verschlingt. Bei der nächsten Präsidentschaftswahl sind sie dann aber sicher soweit…
In der Schweiz (und in der EU) wird sich das Microtargeting nicht so schnell durchsetzen. Bei uns unter anderem wegen den kleineren Budgets, aber auch wegen den (gottlob) strengeren Datenschutzvorschriften. Trotzdem wird auch hier das Dialogische im Web immer wichtiger und für die Parteien wird es immer zentraler, die Bedürfnisse und Anliegen ihrer WählerInnen besser zu kennen. Lasst uns vorerst mal im Auge behalten, wie uns das die Amis vormachen.
Danke für die Blumen. Bei den Newslettern haben wir tatsächlich Handlungsbedarf. Die Leute bei uns sind hier dran.