Immer mehr bestimmt die virtuelle Realität unseren Alltag. Doch wie reagiert unser Gehirn auf darauf? Eine Antwort auf diese und weitere Fragen sucht der Neurologe Lutz Jäncke unter anderem im Second Life.
Vielleicht waren Sie auch schon im Second Life. Und – da wir uns an Gefühle meist besser erinnern als an Fakten – vielleicht wissen Sie noch: Was haben Sie da gefühlt, als Sie als Avatar auf der Plattform herumgeflogen sind? Waren Sie aufgeregt, schüchtern oder unsicher? Und: Empfanden Sie die gleichen Gefühle wie in vergleichbaren realen Situationen?
Selbst, wenn wir uns etwas nur vorstellen, ist unser Gehirn aktiv, schreibt der Neurologe Lutz Jäncke in seinem Beitrag „Virtuelle Realität im Gehirn“ im bereits von Dominik besprochenen Uni-Blog. Interessant ist dabei, dass je nach Art der mentalen Vorstellung die gleichen Hirngebiete aktiv sind, die auch aktiv wären, wenn man die vorgestellten Situationen in der Realität erleben würde.
Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie hören ein bestimmtes Musikstück. In Ihrem Gehirn werden dabei genau die gleichen Hörareale aktiv, wie wenn Sie dieses Musikstück wirklich (d.h. real, in Realität) hören.
Neurologisch gesehen bedeutet dies, dass unser Gehirn nicht immer die Realität braucht, sondern sich eigene „Realitäten“ einbilden kann.
Philosophisch gesehen kann man sich fragen: Braucht unser Bewusstsein einen Körper? Oder kann sich unser Gehirn in verschiedene Körper hineindenken ?
Der Lehrstuhl am Psychologischen Institut Zürich beschäftigt sich zurzeit mit Studien, in denen untersucht wird, wie wir auf Gesichter von Avataren reagieren, ob Kinder anders mit solchen virtuellen Reizen umgehen als Erwachsene und welche Gefahren oder Chancen mit virtuellen Realitäten verbunden sind.
Interessante Fragen, über die es sich bestimmt lohnt, nachzudenken.
Dabei kommt dann wieder die Frage auf, ob der Mensch an und für sich nur aus dem Gehirn besteht und ob dieses auch ohne den Körper existieren kann und die damit verbundene Frage ob sich das Bewusstsein dann übertragen oder speichern lässt. Ich würde mir das interessant vorstellen. Von der Übertragung in einen elektronischen Speicher wäre ich persönlich allerdings nicht so begeistert wenn es zum ersten Stromausfall käme 🙂