Medienkonvergenz – philosophischer Hintergrund von Uday Kamarkar

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Uday Kamarkar MSCom Vortrag 10.6.2008Am Mittwoch habe ich die Vorlesung von Professor Uday S. Kamarkar besucht. Der von MSCom realisierte Anlass im Ringier Pressehaus war kurz nach seiner Ausschreibung ausgebucht – das Thema Medienkonvergenz steht also ganz oben auf der Agenda vieler Kommunikationsverantwortlicher. Ich hatte mehr Medien-Praxisbezug erwartet.

Auf der Teilnehmerliste waren knapp 150 Namen aufgeführt – das schöne Wetter und die naheliegende Fanzone dürfte einige von ihnen zu einem spontanem Programmwechsel veranlasst haben. Uday Karmakar hält den L.A. Times Chair in Technology & Strategy an der UCLA Anderson School of Management in Los Angeles. «Changing the Role of the Game: The Convergence of Media in the Global Information Economy» lautete das Titelversprechen seines Auftritts.

Wir sind eine digitalisierte Informationsgesellschaft
Die Informationswirtschaft umfasst alles, was sich mit der Produktion, Verteilung und Vermarktung von Information befasst. Dazu gehören gemäss Karmarkars Definition auch Beamer, Computer, der Bildungssektor, Beratungsleistungen. Informationsleistungen sind gemäss seinen Erhebungen bereits heute der grösste Sektor der amerikanischen Wirtschaft.

Entscheidend für die Konvergenz im Bereich der Informationswirtschaft ist die Digitalisierung aller Inhalte. Wo es nur noch ein Format gibt, wird der Wettbewerb einfacher von Produktion über Verteilung bis Konsum. Früher hatte jeder Haushalt diverse Geräte für den Informationskonsum, jedes für sich an einem eigenen Kanal. Breitband bündelt alle Kanäle. Und der Professor aus L.A. erwartet, dass wir in Zukunft nur noch vier Geräte für den ganzen Medienkonsum haben werden: Handy oder PDA, Laptop, Desktop-Computer, Fernsehgerät. Lassen wir uns überraschen – ich rechne mit noch weniger.

Das Endgerät verändert ganze Geschäftsmodelle
Interessant waren die Ausführungen zum Thema iPhone oder iPod: Uday Kamarkar zeigte auf, dass es Steve Jobs gelungen ist, das Ende der Wertschöpfungskette aufzubrechen. Mit iPod als Endgerät und iTunes als Inhaltslieferant hat er das Geschäftsmodell der Musikindustrie nachhaltig umgekrempelt. Der Kampf um den vordersten Platz beim Konsumenten wird matchentscheidend: «Closest to the consumer is the best place to be.»

Wo ist mein Platz?
Daraus stellt sich auch die Frage für Kommunikationsberater, Unternehmer, Organisationen – wir alle werden sowieso zunehmend zu Informationsanbietern, -verarbeitern, -konsumenten. Wo werden wir sein in Zukunft? Wie sorge ich dafür, dass ich am der Ende der Informationskette noch sichtbar bin und damit überlebe? Uday war auf die Frage von MSCom-Leiter Marco Lurati davon überzeugt, dass Kommunikations-Spezialisten einen Vorteil haben in der Info-Gesellschaft. Aber auch für uns alle wird der Wettbewerb um die besten Inhalte an den besten Plätzen zunehmen.

Geschätzt habe ich am Vortrag die grosse Selbstdistanz von Uday Kamarkar, sein Vortrag war geistreich, schnell und witzig. Bloss waren da einfach zu viele Folien (Link zum Handout) und zu wenig Zeit. Weniger wäre mehr gewesen. Auf der MSCom-Website liegen auch ein Webcast (nach Login) und weitere Infos bereit.

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