Was , wenn sich reale und virtuelle Welten vernetzen? Welche Chancen zieht die Menschheit daraus und welchen Risiken setzen wir Individuen uns aus? RFID heisst die Zauberabkürzung. Ein winziges Werkzeug. Mit riesiger Wirkung auf unsere Privatheit.
Inspiriert, berührt, erschüttert, verwundert – es ist selten genug, dass eine Fernseh-Dokumentation so viel Faszination auslöst (Fussballspiele ausgenommen ; ). 3SAT strahlte gestern den Dok «Mensch 3.0 – Die Zukunft der Information» aus (heute Morgen war hier noch das ganze Video, jetzt ist es weg…). Darin detailliert beschrieben waren die vielen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von neuen Informations-Technologien: Minicomputer, Sensoren, Chips werden in Zukunft (und sind teilwiese bereits) auf vielen/allen Produkten installiert sein. Bereits heute kennen wir den Vorgänger dieser Systeme – den Strichcode. Die neuen RFID-Chips (RFID = Radio Frequency Identification) sind aber viel intelligenter: Sie speichern Informationen über ein Produkt, einen Gegenstand (oder ein Lebewesen) und sind in der Lage, diese Informationen mit ihrer Umgebung zu vernetzen, auszutauschen.
Ein Beispiel: Das Bahnabo ist mit einem RFID-Transponder «verwanzt». Sie können jetzt ohne Ticket einsteigen und erhalten periodisch eine Rechnung für Ihre ÖV-Kilometer. Praktisch – und ziemlich beängstigend, dass dann jede noch so kleine Reise aufgezeichnet ist (anscheinend bei der Deutschen «Bahncard 100» bereits heute undeklariertermassen der Fall).
Noch ein Beispiel: Eintrittstickets – angenehm, so ganz ohne Kontrolle durchzuwischen – weil man den RFID-Chip in der Hand hält oder, wie in einigen Memberclubs bereits realisiert, implantiert hat. Nur: Der Chip hält nicht nur fest wann wir dort waren, sondern auch punktgenau wo wir uns aufgehalten oder wem wir «nahe kamen». Die Liste eindrücklicher Beispiele liesse sich beliebig erweitern (hier gemacht von RFID-Gegnern).
Wir sind hin- und hergerissen von den technischen Möglichkeiten und einer beinahe grenzenlosen Überwachung. Und für uns Kommunikations-Leute stellt sich die Frage: Welche dieser Funktionen können wir einst für gute Kommunikation nutzen und welche dieser Türen sollten wir zulassen und gar nicht erst zu öffnen versuchen?
(Oben abgebildet das offizielle Logo der Anti-RFID Kampagne www.foebud.org – ihr Inhalte entsprechen nicht per se meiner Einstellung, eine kritische Betrachtungsweise der Thematik ist aber sicher sehr angebracht.)