Obama bloggt – was ist ein Blog?

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white-house-logoBarack Obama bloggt – was aufgrund der Vorarbeiten für seine Kampagne zu erwarten war. Nein, kommentieren kann man nicht. Nein, er schreibt nicht persönlich. Wann ist ein Blog ein Blog?

Heute sehe ich bei einem Technorati-Besuch, dass der Präsidenten-Blog schon in den ersten Tagen einen kometenhaften Aufstieg im Ranking erlebt. Kein Wunder, denn von überall her wird auf ihn verlinkt. Der erste Beitrag wurde zur Zugfahrt nach Washington verfasst, der aktuellste zeigt Video und Text der Inaugurationsrede.

Die gesamte White House-Website ist perfekt gemacht, sie ist auch grafisch eine Fortsetzung der Kampagnen– (ja, sie steht immer noch) und der Change-Site (nein, sie ist gelöscht und verlinkt auf das White House). Die Navigation ist sehr benutzerorientiert und simpel. Blog wird hier einfach als Synonym für (täglich?) aktualisierte Inhalte verwendet. Aber der Autor bleibt im Gegensatz zu unserem Schweizer Leuenberger-Pendant unbekannt. Kommentare gibt es keine abzusetzen. Die einzige Einladung zum Dialog folgt separat über ein sogenanntes «Office of Public Liaison». Auf diesem Formular können Fragen abgesetzt werden. Hier wird ein sehr kontrollierter Dialog aufgesetzt, Antworten wird man nur in seiner Mailbox finden.

office-of-public-liaison_formular1

Irgendwie schade. Ich hätte mir mehr Offenheit gewünscht. Wohl wissend, dass ein derart attraktives Blog eine Menge von seltsamen, einseitigen Kommentaren anziehen wird. Aber vielleicht werden ja noch eine gefilterte Auswahl von Fragen und Antworten publiziert? Das ist aus meiner Sicht Voraussetzung für einen wirklichen Dialogansatz. Sonst bleibt das Ganze in der Web-Promotion stecken.

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Beiträge

  • Ich glaube nicht, dass ein herkömmlicher Blog mit vollständiger Kommentarfunktion für diesen Zweck geeignet wäre.

    Alleine die zu erwartende Masse an Kommentaren wäre kaum überschaubar und schon gar nicht sinnvoll moderierbar.

    Und dass ein Präsident keine Zeit hat, selber zu schreiben (macht er mit seinen Reden sicher auch nicht) ist auch klar.

    Dennoch ist das ein interessanter Schritt den es zu beobachten gilt. Wobei, mangels Interesse einschlafen wird dieser Blog sicher nicht 🙂

    Gerhard Zirkel

  • Einmal mehr plädiere ich dafür, dass wir uns vom Begriff «Blog» verabschieden, weil er je länger je mehr an Aussagekraft verliert. Für mich gibt es einfach verschiedene Formen der Online-Kommunikation, die mehr oder weniger interaktiv oder dialogisch sind. Oder ist die «NZZ online» mit ihrer Kommentarfunktion ein «Blog»? Ist eine Newskanal in der Internen Unternehmenskommunikation mit einer Kommentarfunktion ein «Blog»? Getrieben von Blogs hat die Online-Kommunikation einen Schritt weiter gemacht zu mehr dezentralen und offeneren Kommunikationsräumen.

    Ich kann jedenfalls allgemein kommentierbare Inhalte nicht mehr Unterscheiden von einem «Blog». Deshalb: «Blogs» sind tot; es lebe die dialogische Online-Kommunikation!

  • @gerhard: ich wünsche mir bei dieser art von webseiten den austausch mit einer person, nicht mit einer fachstelle oder einem ghostwriter. und hie und da ein eingehen auf fragen, persönliche antworten. das kommt vielleicht noch. die probleme sehe ich auch, da hast du recht.
    @christian: ich hab dem einfach blog gesagt und damit eine dialogische webseite gemeint – und zwar die form dialogischer webseiten, die einen aktuellen, persönlichen dialog verfolgen. heissen die auch in zukunft blog? vielleicht. die mischformen werden zunehmen, wie deine beispiele zeigen.

  • Gemäss «Wikipedia» hat der Begriff «Dialog» zwei altgriechische Wurzeln, nämlich «dialégesthai», was so viel wie «sich unterhalten» bedeutet, und «dialogein», was so viel wie «einander zurechnen» bedeutet. Letztere Bedeutung finde ich sehr spannend, weil das «Einander-Zurechnen» von Meinungen ein wichtiger Bestandteil der dialogischen Kommunikation ist. Und das kann keine Fachstelle – da gebe ich dir recht.

    Glaubwürdigkeit und Authentizität scheinen zurzeit ja gefragte Werte in der Kommunikation zu sein. Und genau deshalb versuche ich den Begriff «Blog» zu vermeiden, da er mit vielen Vorurteilen behaftet ist und in der Wahrnehmung einer breiteren Öffentlichkeit eben nicht für glaubwürdige und authentische Kommunikation steht. Wie die dialogischen Formen der Online-Kommunikation in Zukunft heissen sollen, können wir, die sie betreiben, hier und jetzt mitbestimmen. Als Sammelbegriff plädiere ich aus den genannten Gründen eben für «dialogische Online-Kommunikation», und eben nicht für «Blog». Aber vielleicht ist das ja auch nur eine akademische Frage?

  • @christian: dazu fällt mir ein, dass gerade obama in der ganzen kampagne immer von „blog“ spricht. der link zu dieser (von ihm als dialogisch angestrebten, aber eben nicht sehr dialogischen) plattform heisst „blog“. da hat sich im amerikanischen sprachraum ein begriff etabliert, der für persönliche, aktuelle, schnelle berichte mit kommentarmöglichkeit steht. interpretationen und vorurteile zu diesem begriff sind wiederum von sprachraum zu sprachraum unterschiedlich.

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