Am gestrigen Communication Summit 2009 diskutierten sieben hochrangige Vertreter der Branche. Sie erklärten, wohin sich das Fernsehen entwickeln könnte.
Das Einleitungsreferat hielt TV-Direktorin Ingrid Deltenre. Ihre Botschaften: Die Fragmentierung wird weiter zunehmen – bei der Mediennutzung und bei der Technik. Also: Wer schaut was, wann, wo, wie, womit? Spartenkanäle und zeitversetztes Fernsehen werden wichtiger.
Deltenre wies aber auch auf einen entgegengesetzten Aspekt hin: Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Zuschauer will einfach einschalten und fernsehen. Die Technik überfordere viele.
Zu den Webplänen von SF meinte Deltenre, dass aus starken TV-Marken starke Internet-Marken werden sollten (Beispiel Kassensturz). Und bezüglich Werbung aufwww.sf.tv warte sie auf die Politik.
Gefreut hat mich ihre Ankündigung, dass SF Mitte 2009 sein Archiv öffnen wird.
In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurden Schlaglichter auf verschiedene TV-Formen und -Szenarien geworfen. Mit sieben Teilnehmenden plus Moderator Reto Lipp war das Podium (gut aber zu) dicht besetzt.
Beat Knecht von Zattoo und der Medienunternehmer Peter Weigelt erklärten, was Internet-TV bei ihnen bedeutet: Der erstere übernimmt Inhalte der Sender und der zweite produziert selbst Inhalte.
Klaus Kappeler, Goldbach Medien, sieht die Zukunft im Internet und er sieht auch die Werbegelder in diese Richtung gehen. Als grossen Trumpf der Web-Werbung wies er auf die Messbarkeit auf diesem Kanal hin.
Hans-Peter Nehmer, Cablecom, sagt wie Deltenre dem zeitversetzten Fernsehen eine grosse Zukunft voraus. Damit verbunden ist auch die Zukunft der Set-up-Boxen.
Und Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument musste sich anhören, dass es die Zeitung verpasst hätten, ihre starken Marken zu starken Internet-Marken auszubauen. Der gemeinsame Konkurrent aller Newsvermittler seien nämlich Service-Plattformen wie Google. Einig war sich das Podium darin, dass die Redaktionen die Technik nicht ignorieren könnten, da diese auch die Inhalte prägt. Zum RTVG hiess es einstimmig, dass die Politik mit diesem Gesetz überfordert war (ähnlich wie ein grosser Teil des TV-Publikums, siehe oben) und dass die Konvergenz fehle. Wenig tröstlich, dass Prof. Michael Latzer, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Uni Zürich, erwähnte, dass dies im übrigen Europa kaum anders sei.
Dafür überraschte Lebrument zur Konvergenz: Er plant in seinem Imperium in den nächsten 2 – 3 Jahren die knapp 20 Medien zusammenzufassen und in drei Firmen zu splitten: In eine Redaktion sowie je eine Firma für den Nutzer- und den Werbemarkt.
Zum Werbemarkt gab es aus der Branche «Es geht nicht schlecht» zu hören. Angesichts der Krisenmeldungen aus der übrigen Wirtschaft wiegt diese Nachricht schwer.
Mein Fazit: Die Veranstaltung gibt einen guten Überblick über vieles, das heute im und um TV läuft. Wer nicht hingehen konnte, der konnte gestern Abend über Live-Stream in der ETH dabeisein. Und wer erst jetzt dazu kommt, der kann über die Links unten den Film sehen.
Zum Communication Summit 2009 von ZPRG und ZPV
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