Wie gehen wir PR-Schaffenden mit der wachsenden Infoflut um? Das zweitägige PR-Symposium EuroComm2009 in Lugano startete heute morgen mit einer bemerkenswerten Keynote über Erkenntnisse zur Infoflut und über Strategien für die PR-Praxis.
Prof. Martin Eppler und Dr. Jeanne Mengis stellten Ihre Studie namens «Preparing Messages for an overloaded Environment» (via diesen Link ist die Studie leider nur für IABC-Members gratis im Download erhältlich).
Das Problem: Je besser wir informiert sind (Anzahl Informationen), desto höher ist die Qualität unserer Entscheidungen. Aber nicht unbegrenzt. Irgendwann, mit immer mehr Informationen, bricht die Kurve – und unsere Entscheidungen werden qualitativ schlechter. Unsere Entscheidungsfähigkeit wurde von Informationen überflutet. Wie platzieren wir unsere Botschaften trotzdem beim Zielpublikum?
Eppler und Mengis haben dazu sechs Strategien definiert:
1. Familiar Surprise
Geben Sie den Empfängern die Chance, an bestehendes Wissen anzuknüpfen – und überraschen Sie dann mit einer anderen Sichtweise, neuer Information, einem anderen Zugang.
2. Detailed Overview
Wer will was wie detailliert? Sorgen Sie zuerst für eine klar verständliche, umfassende Übersicht. Und zeigen dann den Dialogpartnern wo sie – wenn gewünscht – noch detailreicher informiert werden.
3. Flexible Stability
Bauen Sie eine leicht verständliche Info-Struktur auf, die von den Empfängern möglichst einfach verstanden wird (Layout, Visualisierungen, Usability). Die sie schnell (wieder-)erkennen. Aber wahren Sie in diesen stabilen Strukturen eine gewisse Flexibilität – damit nicht Eintönigkeit die Aufmerksamkeit lähmt.
4. Simple Complexity
Viele Entscheidungen basieren auf komplexen Forschungen, auf vielschichtigen Erkenntnissen. Dieser Unterbau wird immer wichtig bleiben. Aber die Kommunikation darüber ist in einfachen Bildern, Metaphern, Beschreibungen am wirkungsvollsten. «Make it simple and stupid» genügt nicht. Die Rezipienten müssen von der Information überzeugt, motiviert, vielleicht gar begeistert sein. Und können dann immer noch in die Komplexität eintauchen.
5. Concise redundancy
So verschieden wir sind, so unterschiedlich nehmen wir Informationen auf. Einer reagiert auf harte Fakten, andere auf Emotionen und dritte auf spannende Geschichten. Nutzen wir diese Vielfältigkeit – und senden die Botschaften über diese verschiedenen Zugänge. Damit erreichen wir mehr Menschen in besserer Qualität.
6. Unfinished Completeness
Wir wollen umfassend informieren und alle unsere Botschaften platzieren. Manchmal kommt die Botschaft aber besser an, wenn der Rezipient den letzten Schluss selber zieht, wenn wir ihn selber denken und entscheiden lassen. Ich meine: eine mutige, aber wohl wirkungsvolle Strategie.
Was all diese Strategien massiv unterstützt und wir alle noch viel zu wenig nutzen, sind Visualisierungen: Wie stelle ich das Problem, die Fragestellung, die Lösung grafisch dar? Gemäss Umfragen machen wir es zu wenig, weil wir es nicht lernen und weil wir uns vor der technisch-handwerklichen Umsetzung fürchten.
hoi dominik – war da auch noch was wie «subtle emotionality»? um in ihrem slang zu bleiben. mir fehlt die emotionalität. sie schimmert im ersten punkt ein wenig durch, aber viel zu wenig.
ciao marcel. hab grad mit martin eppler noch über das gesprochen. mit dem beitrag meinerseits und deinem angefügten punkt war er sehr zufrieden ; ) zweierlei dazu:
– es handle sich um 7 strategien oder prinzipien. gefüllt (u.a. mit emotionen) werden sie bei der umsetzung.
– im punkt 1 seien sie enthalten, jedoch tatsächlich nur ansatzweise. dein ansatz zur verdeutlichung in einem eigenen punkt sei gelungen.