Politik im Netz: Social Networks noch mässig im Einsatz

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facebook-logoErstaunlich, dass hiesige politische Organisationen (im Gegensatz zu Einzelpersonen) soziale Netzwerke noch kaum für sich nutzen. Ist es, weil es fast unmöglich scheint, auf den riesigen und rasant wachsenden Plattformen den Überblick und die «Kontrolle» zu behalten?

Aufgefallen ist uns jüngst die Kampagne «Nein zum Rentenklau», die als Facebook-Gruppe Unterschriften sucht für ein «Nein zur Revision des Gesetzes über die berufliche Vorsorge». Gut gemacht – aber auch effektiv? Schaffen politische Gruppierungen via Facebook den steilen Weg vom Wissen über die Einstellung bis zur konkreten Handlung (Wahl, Abstimmung, Unterschriftensammlung)?

Mit einer Präsenz versuchen heute vor allem einzelne Polit-Akteure ihre Bekanntheit zu steigern. Sogar der Gesamtbundesrat (Leuenberger, Calmy Rey, Merz, Widmer-Schlumpf, Couchepin?, Leuthard, Maurer) ist fast komplett vertreten. Wie erkenne ich, welche dieser Profile «offizell» sind?

Im Gegensatz zu den Personen ist bei den Gruppen deutlich weniger los. Es scheint, als würden sich die FacebookerInnen einen Deut darum scheren. Reine «Fun»- oder Konsumthemen finden deutlich grösseren Anklang. Fakt ist: Die Gruppe «Migros Budget» hat per heute rund 11’000 Mitglieder – unia, die mitgliederstärkste Schweizer Gewerkschaft bringt es auf 117 (in zwei schlecht koordinierten Auftritten, s. 1 und 2). Nicht viel besser vertreten sind die Organisationen in Deutschland: Die SPD weist zwar ein gut gepflegtes Profil aus, erreicht damit aber auch nur 334 Freunde. Und Verdi – die Gewerkschaft – ist zahlenmässig sogar noch schlechter vertreten als die genannte unia.

Noch keine Organisation habe ich gefunden, die einen eindeutigen, nachvollziehbaren Auftritt hat. Die Suche nach «Greenpeace» bringt beispielsweise über 500 Ergebnisse. Welcher Gruppe soll ich als Unterstützer jetzt beitreten? Die Verunsicherung ist gross. Es scheint enorm schwierig, hier die Fäden in der Hand zu behalten.

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Beiträge

  • Grössere politische Gruppen gibt es auf Facebook sehr wohl! Hier ein paar aktuelle Beispiele:

    32,494 members: Volksinitiative gegen überhöhte BILLAG Gebühren
    http://www.facebook.com/group.php?gid=44378883424

    5,857 members: JA zum bilateralen Weg – JA zur Personenfreizügigkeit im 2009! (zwar bereits vorbei…)
    http://www.facebook.com/group.php?gid=20269608827

    4,285 members: NEIN am 17.5.2009 zum Biometriezwang für Schweizer Pässe und IDs
    http://www.facebook.com/group.php?gid=62445309256

    1,115 members: Nein zur Minarett-Initiative
    http://www.facebook.com/group.php?gid=53165041556

    Als Spezialisten in der digitalen Medienbeobachtung sind wir mit blueReport http://www.bluereport.net auch in der Lage auch solche Themen im Auge zu behalten.

    Übrigens: Der Gesamtbundesrat auf Facebook ist fake, aber trotzdem lustig. Die Schweiz ist glaub weltweit da einzige Land, wo man mit allen Regierungsmitgliedern befreundet sein kann – zumindest per FB 😉 Bundesratssprecher Oswald Sigg und die Bundeskanzlei wirken vis-à-vis solchen Entwicklungen auf Facebook doch (noch) etwas hilflos, vgl. z.B. http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Volksrechte-Nicht-stutzen-nur-debattieren/story/17256972 – mehr zum Thema ebenfalls bei blueReport…

  • Verschiedene Kantonsratskandidaten/innen im Kanton Solothurn (aber auch in anderen Kantonen) haben Gruppen zur Unterstützung ihrer Kandidatur gegründet. So auch ich.

    Die Gruppen zählen meist 100 – 200 Mitglieder. Die wenigsten davon beteiligen sich aber aktiv in der Gruppe.

    Wahrscheinlich wollten sie mit ihrem Beitritt zur Gruppe einfach Unterstützung für den/die Kandidierende/n signalisieren.

    Vor kurzem hat jemand eine Gruppe zu unserem Dorf gegründet. Rund 40 meist junge Leute sind bereits Mitglied.

    Im Diskussionsforum habe ich dazu aufgerufen, zu schreiben, was ihnen im Dorf fehlt oder was verbessert werden könnte.

    Nach gut einer Woche gibt es noch keine einzige Rückmeldung. Heisst das, im Dorf ist alles wunderbar?

    Auch wenn die Diskussionsfreudigkeit der Facebooker/innen noch zu wünschen übrig lässt, so bin ich doch überzeugt, dass den jungen Leuten dank Facebook Politik (resp. wichtige Themen die auf der Politagenda stehen) näher gebracht werden kann.

  • hallo herr jäggi. diese überzeugung teile ich mit ihnen. alleine durch die präsenz von gesellschaftlichen, politischen themen in diesem „entspannten“ umfeld, dürfte für sonst politikabstinente von interesse sein.

  • hm. kann ich nicht ganz nachvollziehen. ich meine, natürlich wärs schön, wenns so funktionieren würde, aber wenn mich politik nicht interessiert, schau ich sie mir auch auf facebook etc. nicht an. und wenn ich der gruppe meines heimatdorfs beitrete, dann auch in erster linie weil ich eben aus diesem dorf bin… und meistens schau ich bei solche gruppen dann gar nicht mehr auf die seite.

  • Steter Tropfen….

    Wenn junge Leute (die noch nicht politisch interessiert sind) immer wieder mit aktuellen Themen konfrontiert werden, kann sie das schon zum Nachdenken bringen.

    Mit Einladung zu Gruppen (bye bye billag, Nein zu Poststellen-Abbau etc.), mit Pinwand-Einträgen und im direkten Chat kann man sensibilisieren.

    Den einen oder die andere regt das zum Nachdenken an und vor der nächsten Abstimmung kommt dann noch die Nachricht „hey, hast Du schon abgestimmt?“

    Wenn ich nur eine Handvoll meiner Kontakte dazu bringe, dann ist das bereits ein Erfolg.

  • danke denis und hardy für eure inputs.

    @hardy: bei der sensibilisierung für politisches denken sehe ich auch das grösste potenzial. facebook als stammtisch (oder küchentisch) von früher. als ort um diskussionen zu lancieren.

    @denis: die bundesräte doch fake? dacht ichs mir doch. wie kann die facebook gemeinde noch unterscheiden?

  • @dominik: aus verlässlicher quelle hab ich erfahren, dass „nur“ 6/7 der fb-bundesräte fake ist. das fb-profil unserer jüngsten magistratin ist tatsächlich echt. und des wird von ihr und ihrem stab bewirtschaftet.

  • @denis: danke… nur find ichs heikel, dass du dafür eine «verlässliche quelle» brauchst. nimmt mich wunder, wie sich das entwickeln wird, bis social network profile „verlässlicher“ werden.

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