Wem gehört die E-Book-Zukunft: Amazon oder Apple?

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altes BuchDank E-Books wird sich das Online-Lesen von Inhalten in den nächsten fünf Jahren gewaltig ändern. Interessante Beobachtungen aufgrund eines FastCompany-Artikels.

Mich faszinieren das Aufkommen und der absehbare Einfluss von E-Books auf unser aller Medienkonsumverhalten. Oder müsste man E-Reader sagen? Oder einfach Tablet-PC? In der Juli-Ausgabe hat das US-Magazin FastCompany (Artikel) darüber spekuliert, ob Jeff Bezos‘ Pionierarbeit bald von Steve Jobs Tablet-Ambitionen überrundet werde.

Der Kindle machts vor
E-Reader-Programme gibts ja schon einige fürs iPhone, in den USA dazu auch die Kindle-App von Amazon. Aber mir ist der Bildschirm dann doch noch zu klein – gerne hätte ich einen Kindle. Denn mit diesem Gerät hat Jeff Bezos das geschafft, was Lesen am Bildschirm auch für längere Zeit, unterwegs, für Bücher interessant macht: Sehr klein, lichtstarker und deutlicher Bildschirm, einfacher Download von Inhalten. Dank 3G-Wireless-Anbindung sind auch dicke Bücher schnell geladen, über 1500 davon finden Platz. Auch wenn ich das Gerät nur auf Videos (zum Beispiel bei Amazon) sehen kann – dessen Markteintritt wird Lesegewohnheiten auch bei uns massiv verändern. Und damit das Geschäftsmodell der Buchbranche.

Buchverleger und Buchhandel unter grossem Druck
Amazon gibt an, das Kindle-Versionen von Büchern bei Amazon 35 Prozent an Zusatzumsatz zu den gedruckten Versionen bringen. Ein Citigroup-Analyst schätzt die Zahl der verkauften Kindles für 2008 auf eine halbe Million, bis Ende nächsten Jahres soll Amazon mit Lesegerät und E-Büchern einen Umsatz von 1.2 Milliarden USD erzielen. Bezos selbst gibt bisher keine genauen Zahlen bekannt.

E-Bücher gefährden das schwerfällige Produktions- und Verteilsystem der etablierten Verlage. Buchauflagen werden auf Vorrat produziert, gelagert, verteilt – in der Hoffnung, die Marktnachfrage zu treffen. Auf der Vertriebsseite kämpfen kleine Buchhandlungen ums Überleben, grosse Ketten entstehen durch Übernahmen und Fusionen. Amazon dominiert die Online-Distribution der physischen Bücher.

Mit elektronischen Versionen kann Amazon Produktion und Vertrieb umgehen. Wenn Bezos es schafft, direkte Verträge mit Autoren abzuschliessen. Zum Beispiel mit dem Vorteil von grösseren Gewinnanteilen für die Autoren von Bestsellern. Amazon könnte aber auch die Printausgabe gleich selbst drucken – erst noch dezentral und auf Bestellung, mit ihrem BookSurge Print-On-Demand-Dienst. Amazon setzt die etablierten Verlage bereits bei der Preisgestaltung für Kindle-Ausgaben stark unter Druck – ob Bezos gleich selbst den Schritt zum Verleger tun will? Noch dürfte die Marktmacht der etablierten Verlage zu gross sein.

Kindle und Amazon – oder Tablet und iTunes?
Über Online-Verkaufserfolge entscheiden heute das Endgerät und die damit verbundene Plattform. Jeff Bezos dominiert heute den Markt für E-Books mit Kindle und Amazon. Doch FastCompany spekuliert: Wieso Bücher mit dem Kindle lesen, wenn ich das mit dem Tablet von Apple kann? Der mir einen Farb-Bildschirm bringt und alle Möglichkeiten der Nutzung von E-Mail bis Musik oder Video?

Zwei Voraussetzungen müssten sich erfüllen: Erstens es gibt einen Tablet-PC von Apple, der auch wirklich klein, schnell, batterie- und bildschirmstark ist. Zweitens es gibt ein umfassendes, kostengünstiges Buch-Angebot auf iTunes. In diese Richtung weist eine Änderung der Markeneinträge, wo Apple 2008 erstmals auch Bücher geschützt hat. Oder die US-Patentanmeldung von «Fingerbewegungen für das Umblättern von Büchern» auf Touchscreens.

Höchstens zwei Geräte
Welche Kombination wird gewinnen? Ich freue mich ganz einfach auf ein integriertes, einfaches, handliches Gerät. Denn neben dem Mobiltelefon mag ich höchstens noch ein Zusatzding mit mir rumschleppen. Ach ja: Und wegen der ganzen Lizenzierungsproblematik werden wir Schweizer sowieso wieder lange warten müssen, bis die Inhalte auch bei uns abrufbar sind.

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Beiträge

  • Ich denke, die normalen Bücher werden weiterhin gut gelesen werden. Es wurde ja schon mit dem Aufkommen des Internets und E-Books darüber spekuliert, dass die normalen Bücher ganz verschwinden werden. Und was ist passiert. Gar nichts. So wird es auch diesmal sein.

  • Was ich noch vergessen habe zu erwähnen, ist, dass ich persönlich lieber richtige Bücher in der Hand habe als so ein Elektronikteil. Und ich glaube, so denken auch die meisten Leute.

  • @tom: genau wie du habe ich die entwicklung bis zur lancierung des kindle2 beurteilt. und ich bleibe mit dir einig – es wird weiterhin eine grosse reihe von situationen geben, wo ein buch einfach besser ist als ein elektro-teil. und jetzt kommt das ABER: der anteil elektronisch gelesener inhalte (bücher, skripte, studien, zeitungen) wird in den nächsten fünf jahren massiv steigen. NEIN, printbücher verschwinden nicht. aber trotzdem bahnt sich hier ein umbruch an, über den wir im rückblick staunen werden. erinnerst du dich an die anfänge des mobiltelefonierens?

  • @jonathan: sony ist ja leider die einzige alternative für uns europäer – aber wie du selbst schreibst: das ding ist mir zu wenig weit. mit dem kindle2 ist etwas passiert, das aus meiner sicht den durchbruch bringt.

  • Ich würde mal sagen, dass sich beide Gerätetypen jeweils ihre Nische gefunden haben! Tablets konkurrieren mehr mit Notebooks und Smartphones, als mit E-Readers. Denn die kleinen E-Readers wie z.B. Kindle haben einen entscheidenden Vorteil: sie sind dafür gemacht worden die Bücher zu ersetzen. Kein glänzender Bildschirm, gute Lesbarkeit in der Sonne, meist leicht und handlich und mit ausreichend Speicher und extrem guter Akkulaufzeit. Ohne viel Schnickschnack, was diese Leistung beeinträchtigen könnte. Tablets werden zwar auch zum Lesen benutzt, aber mehr beruflich als freizeitlich (Emails, Dokumente etc.). Kenne keinen, der freiwilig dauerhaft mit einem Tablet ganze bücher gelesen hat.

    Aber vielleicht haben andere ja andere Erfahrungen gemacht, da könnte vielleicht eine Umfrage erstellt werden?

    VG
    Christoph