Die Finanzwelt erholt sich allmählich und man liest bereits wieder vom alten Trott. Unser unerschütterliches Wohlstands-Urvertrauen hat aber Risse bekommen. Wir sehnen uns soliden Werten: zum Beispiel «Zeit».
Tauschnetze erleben eine regelrechte Renaissance. Die Sonntagabend-Radiosendung Input berichtete eindrücklich über das Phänomen. Als Währung sticht in den Tauschnetzen nicht das Geld, sondern die Zeit: Ich digitalisiere Dir deine Vinyl-Plattensammlung, du bäckst mir einen Kuchen, führst meinen Hund Gassi, hütest meine Kinder.
Zürich: Tauschen am Fluss
In Zürich gibt es «Tauschen am Fluss»: Die registrierten Mitglieder können ihre Angebote online erfassen und via die Marktzeitung publizieren. Sie erhalten dafür «Zeit», die ihnen auf ihr Online-Konto oder auf einer Tauschkarte (für Offliners) eingetragen wird .
Basel: Bon-Netz-Bon
Oder der Bon-Netz-Bon in Basel. Für 100 Franken lassen sich 110 Einheiten Bon-Netz-Bons kaufen. Der Rücktausch ist möglich – dann gibts allerdings nur 95 Franken für 100 BNB’s. Die BNB-Serien sind nur eine beschränkte Zeit gültig. Das verhindert das «Horten» der Bons. Die Angebotsliste ist auch hier eindrücklich lang.
Luzern: Tauschnetz – Zeit statt Geld
Ein ganzes Verzeichnis von kleinen und grösseren Tauschnetzen in der ganzen Schweiz publiziert das Luzerner Tauschnetz. Mit vielen Ablegern auch in dörflicheren Regionen.
Die Idee besticht: Die grosse Schwelle dürfte für die meisten Konsument/innen Menschen allerdings der Schritt aus der Anonymität sein. Der Tausch verlangt nach Gesprächen, sozialem AusTausch, man muss auf andere zugehen. Es gewinnt dabei der gegenseitige Respekt. Das kalte Geld ist weniger «wert» als die Zeit und das Engagement des Gegenübers.