Der «Digital Life Index» misst Online-Aktivitäten. 55 Prozent der Schweizer haben am Vortag Online-Instrumente genutzt. Social Media gewinnt Anteile, Zeitungen bleiben das wichtigste Medium für News.
Die Studie wird halbjährlich von Microsoft Schweiz und der Werbeagentur Publicis veröffentlicht. Die Publikation ist unsäglich: Eine Medienmitteilung (.rtf) würfelt die wichtigsten Erkenntnisse wild durcheinander (gesucht wird das, was Schlagzeilen sichert). Es fehlt der Gesamtbezug. Das Communiqué liefert Screenshots von einer ebenso unsäglichen Flash-Website – auf www.digitallifeindex.ch siehts dann so aus:
Gut aufgezeigt sind die fünf Bereiche der Erhebung. Das 0.333 der Indexwert für die Digitalisierung der Schweizer sein soll, leuchtet nicht sofort ein. Der Wert entspricht übrigens 33.3 Prozent, das gilt für alle anderen Werte auch. Befragt werden jeweils rund 1000 Männer und Frauen im Alter von 15 bis 74 aus der deutschen und französischen Schweiz. Eine Stunde Recherche hat zu folgenden zwei Einblicken geführt – den für mich wichtigsten Erkenntnissen:
Zeitungen und Internet gewinnen, TV verliert
«Was ist für Sie das wichtigste Medium, um sich über das tägliche Zeitgeschehen zu informieren?» Die Zeitungen behalten die Pole Position, gefolgt vom Fernsehen, Internet – erstmals vor dem Radio – und Zeitschriften. Der TV-Rückgang zeigt, dass hier nur nach News gefragt wurde. Für mich ist das auch ein Hinweis darauf, dass man bei dieser Frage ungern «Fernsehen» sagt – Zeitungen sind cooler für News und auch Internet darf man heutzutage sagen.
Gut die Hälfte kommuniziert täglich, Social Media nimmt zu
«Haben Sie gestern über digitale Wege… komuniziert?» 55 Prozent der Befragten sagen ja, wie bei der ersten Erhebung. Und aus den zur Verfügung gestellten Möglichkeiten wird Mail als erstes genannt. Social Media, Chat und Skype liegen in ähnlichen Bandbreiten, die Sozialen Netzwerke springen am klarsten nach vorne. Der Medientext vertieft: «Am häufigsten genutzt werden [Social Networking Plattformen] im Ostmittelland und in der höchsten Einkommensklasse.»
Mehr Übersicht und mehr Klarheit bringt mehr Resonanz
Der Medientext und die Website haben mir kein klares Gesamtbild der schleichenden Schweizer Digitalisierung vermittelt. Als journalistischer Blogger gehe ich zum Originalmaterial und versuche dort, hinter die erhaltenen Textausschnitte zu blicken. Das machen mir Publicis und Microsoft sehr schwer. Zum Glück habe ich nach vier Verbindungsanläufen Cyrill Schneider bei Publicis erreicht – anders hätte ich den Halbjahresvergleich nicht zusammenstellen können. Nach seinen Angaben soll die Studie später an Kunden verkauft werden, deshalb sei man auch zurückhaltend mit der Darstellung von Detailauswertungen.
Ich wünsche mir mehr Übersicht. Und eine wirklich journalistisch gemachte Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse, mit Zeitachse. Damit würde sich auch die Resonanz erhöhen.