Journalistinnen und Journalisten nutzen Blogs, Twitter und Facebook intensiv als Quelle – mit höherer Anforderung an die Überprüfung.
Schon 2009 hat die Bernet/IAM-Studie «Journalisten im Internet» (alle bernetblog-Artikel zur Studie, samt Grafiken) eine hohe Akzeptanz von Social Media bei Schweizer Medienschaffenden gezeigt. Letzte Woche veröffentlichten der globale PR-Dienstleister Cision und die George Washington University eine neue Studie (Medienmitteilung deutsch, Website GWU englisch).
Social Media als Quelle etabliert – bei tiefer Glaubwürdigkeit
Der Fachbereich Strategic PR der George Washington Universität GWU sandte im Herbst 2009 Fragebogen an 9100 Medienschaffende, ein Rücklauf wird nicht angegeben. 89 Prozent geben an, Blogs für Recherchen zu nutzen, 65 Prozent nutzen dazu Soziale Netzwerke wie Facebook und LinkedIn, 52 Prozent verfolgen Microblogging-Dienste wie Twitter und 61 Prozent setzen auf Wikipedia.
Damit ist klar: Social Media haben sich als wichtige Quelle für Recherchen etabliert. Was auch nicht weiter erstaunlich ist bei dem riesigen Angebot an Informationen, die sich an diesen neuen Web-Lagerfeuern sammeln. Glauben kann man aber nicht gleich alles, was hier herumgereicht wird – zumindest geben die befragten Journalistinnen und Journalisten zu 84 Prozent an, dass Social Media-Quellen «wenig» oder «viel weniger» glaubwürdig sind als traditionelle Medien.
Vergleich Schweiz: Trend ist klar
Die US-amerikanischen Zahlen liegen bis auf die Nutzung von Wikipedia wesentlich höher als in unserer repräsentativen Studie von 2009 – hier der Vergleich:
Gerade im Bereich Blogging bietet sich hierzulande auch wesentlich weniger Inhalt als in den USA. Hinzu kommt, dass unsere Befragung (Gratis-Download) nicht einfach die Nutzung abfragt, sondern die Wertigkeit: Ausgewiesen ist nur der Anteil der Medienschaffenden, die zum Beispiel Blogs als «wichtig» oder «sehr wichtig» für ihre Arbeit bezeichnen. Auch mit dieser engeren Auslegung nutzen die Schweizer Wikipedia leicht stärker, dafür war Twitter Mitte 2009 journalistisch unbedeutend bei uns.
Social Media nicht nur als Quelle
Dass Social Media nicht nur für die Recherche ein absolutes Muss ist, zeigt der neue Chef von BBC World News: In einem internen Memo fordert Peter Horrocks den Einsatz für Recherche, die interne Zusammenarbeit und die Verbreitung der Inhalte. Und zwar ultimativ: «Wer es nicht mag oder wer denkt, dass diese Veränderung oder diese neue Arbeitsweise für ihn zu gross sei, der soll gehen und etwas anderes tun…» Mehr dazu im Beitrag «BBC sagt: Social Media muss sein».
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«Journalisten im Internet» mit Grafiken und Tipps