Nicht nur Hotels dürfen bewertet werden. Auch die Bewertungsplattformen verdienen eine Bewertung. Ein STW-Podium zeigte, dass es Hotels, Reiseveranstaltern und Nutzenden dient, das Profil des Bewertenden zu kennen.
Zwei Seiten standen sich auf dem Podium des Swiss Travelwriters Club (STW) gegenüber: Die unbedingten Befürworter vertreten durch Ulrich Cramer, Mediensprecher Holidaycheck und Nils Conradi, in der Einladung als heavy user bezeichnet .
Als notwendiges Übel sehen offene Bewertungsplattformen Erich Mühlemann, Leiter Vögele Reisen, und Thomas Frei, Gastgeber Bernerhof, Gstaad.
Einigkeit herrschte darüber, dass die Qualität der Bewertung sichergestellt sein muss. Und Uneinigkeit, was es dafür braucht. Wann darf man ein Hotel bewerten: Wenn man drin war? Dort geschlafen hat? Die Speisekarte durchgegessen hat?
Bewertende sind subjektiv und die wenigsten sind Profis. Gemäss Ulrich Cramer bewerten die meisten nur einmal jährlich. Partygänger haben dabei andere Kriterien als Familien oder Kulinariker. Überrascht hat mich, dass vor allem 4- und 5-Stern-Häuser bewertet werden. Diese Tatsache und dass schlecht bewertete Hotels nicht mehr verkauft werden, führt laut Erich Mühlemann, dazu, dass diese ganz aus dem Blickfeld rücken: Weniger Bewertungen, weniger Buchungen, noch weniger Bewertungen …
Nils Conradi will vor allem den Markt scannen. Für ihn zählt nicht, ob ein Angebot gut oder schlecht ist, sondern ob es für seine Bedürfnisse richtig oder falsch ist.
Die Anbieter fühlen sich den Plattformen ausgesetzt. Für sie sind die Kriterien zu wenig klar. Dem mit eigenen Plattformen zu begegnen scheint mir wenig sinnvoll: Die Nutzenden werden kaum Lust haben, sich viele Zwerg-Webseiten von Hoteliers oder Tourismusverbänden mit je eigenen Kriterien – und eigener Subjektivität – anzusehen.
Bei der Schlussfrage von Moderator Andreas Güntert wurde wieder einmal klar: Die Nutzenden verhalten sich höchst unterschiedlich. Die einen durchpflügen nächtelang Bewertungsplattformen um den perfekten Urlaub zu organisieren, andere wählen eine Marke, die sie kennen oder sehen sich vor allem die Webseite des Hotels an. Manche buchen nach dem Reisebericht einer Zeitung. Bei mir selbst stelle ich fest, dass diese Verhaltensweisen kombinierbar sind. Und morgen sind vielleicht schon Facebook, Twitter und Co. meine Entscheidungshilfe.
Bewertungsplattformen: Tripadvisor, Holidaycheck
Jeder der ein solches Portal besucht, sollte die Bewertungen nur als Anteil seiner Buchungsentscheidung sehen. So nützlich solche Portale sind, es muss bedacht werden wie verschiedene die Menschen sind die dort bewerten.