Diaspora: Wer glaubt an die Facebook-Alternative?

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diaspora team

Das Facebook-Monopol macht Angst. Dieser Argwohn und das Verlangen nach Datenschutz und Transparenz ist vier Studis Ansporn, es besser zu machen.

Ob das gelingt? Noch im Frühjahr habe sich die Diasporaner nur zum Ziel gesetzt, 10000 $ aufzutreiben. Damit wollen sie in diesen Sommermonaten in Ruhe an einer Facebook-Alternative tüfteln.

Die Positionierung ist simpel: «the privacy aware, personally controlled, do-it-all, open source social network». Konkret heisst das, dass die Diaspora-Daten nicht mehr über einen zentralen Server laufen würde, sondern über ein dezentrales Netzwerk, welches die Datenhoheit bei den Nutzern lässt. Tönt gut. So gut, dass in wenigen Wochen das Budget-Ziel um ein 20-faches übertroffen wurde. Per heute haben 6479 Spender/innen 200642$ für die noch inexistente Facebook-Alternative aufgewendet.

Warum Diaspora?
Neu ist dieser Wunsch nicht. Bereits einige Initiativen sind im Gange (hier ein Überblick bei Netzwertig). Viele haben gemein, dass sie sich «geekig» anfühlen (Geek: Person mit stark gesteigertem Interesse an Computern und neuen Medien, Wikipedia). Der Ansatz vom «aggregieren von Inhalten aus Social Media Anwendungen» bleibt dann eine technische Herausforderung und kommt nie auf die Stufe von «hier will ich dabei sein».

Das nährt meine Zweifel: Bei welcher Plattform würde mein privates Umfeld mitmachen? Mit minimalem Aufwand und ohne technisches Verständnis? Würden Sie das gerade erst – nach grösseren Widerständen – liebgewonnene Facebook wieder zumachen?

Es bleibt spannend. In der momentan so rasant schnellen Phase der Entwicklung werden schon die nächsten zwei, drei Jahre zeigen, welche «Player» noch mitspielen werden. Auch die «Grossen» wie Google (die Red.: Bernet_PR hält ein Mandat von Google), Microsoft oder Apple haben hier das letzte Wort noch nicht gesprochen. Man darf also gespannt sein, ob und wie sich die Machtverteilung im Social Web verschieben wird.

Kurzfristig bleiben wir aber mal ganz nah dran, was bei den Diaspora-Tüftlern in New York weiter läuft (Projektblog). Erste Resultate sind auf September versprochen. Am Geld als Ansporn solls vorerst – und einmal mehr – nicht fehlen.

PS: Beim Schreiben dieses Beitrags ging mir die Textzeile aus dem legendären Public Enemy-Song «Don’t believe the hype» (1988) nicht mehr aus dem Kopf (Lyrics).

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Beiträge

  • Noserub, PeopleAggregator, OpenSocial von Google, FOAF… es gab schon mehrere Versuche, offene Social Networks zu bauen. Den meisten fehlt wohl das Geld und/oder der Glaube an den Erfolg. Ich bin gespannt, wie weit Diaspora kommt.

  • Ich glaube an Diaspora, allerdings nicht als Alternative, die Facebook kurzfristig ersetzt. Die User werden Facebook kaum wegen Datenschutz-Bedenken verlassen, dazu ist die Bedrohung zu wenig konkret und der Netzwerk-Effekt zu stark. Möglich aber, dass Diaspora eine starke Basis für neue Dienste ist, die gegenüber bestehenden Social Networks funktionalen Mehrwert bieten. Eine erste und sicher wichtige Aufmerksamkeitsschwelle haben die vier Studenten ja bereits überschritten.

  • wie gesagt – von kurzfristig ersetzen kann eh keine rede sein – da müsste es schon einen sicherheits-supergau geben, beim marktführer. aber ich denke auch – mittelfristig gibt es sicher genug facebook-müde, die ein gut gepflegtes, unabhängiges tool suchen.

    @markus: was für eine art von „neuen diensten“ meinst du konkret?

  • @dominik: Konkrete Gedanken habe ich mir nicht gemacht, stelle mir aber Anwendungen vor, die durch die verteilte Architektur von Diaspora überhaupt erst Sinn machen.

    Die Diasporaner geben selber ein paar Beispiele wie den persönlichen OpenID-Server oder distributed encrypted Storage. Gerade wenn sich der Arbeitsplatz vom Desktop ins Web bewegt, steigt möglicherweise der Wunsch, einen persönlichen Server zu betreiben.

    Ich denke mit von Facebook kopierten Basisfunktionen alleine wird Diaspora kaum einen grossen Zulauf erfahren.