Auch für 2011 ist ein Trend klar: Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit Online. Interessante Zahlen zu diesem Pauschalsatz liefern Clay Shirky, das Nieman Journalism Lab und eMarketer: Angry Birds verschlingen jährlich 1.2 Milliarden Stunden Spiel-Zeit, das Fernsehen in den USA 200 Milliarden, Wikipedia in allen Sprachen 100 Millionen.
Die zwei interessantesten Schlüsse vorneweg: Fernsehen scheint das Medium zu sein, dass am wenigsten Zeit fürs Internet abgibt. Und Spiele gewinnen an Bedeutung fürs Internet, auf Sozialen Netzwerken, mobilen Plattformen, überall.
Clay Shirkys Konzept: Kognitiver Mehrwert
Der amerikanische Professor, Berater und Autor widmet sein neuestes Buch der Tatsache, dass das Mitmach-Web viel Zeit und Kreativität freisetzt. Dazu hat er abgeschätzt, wieviel Zeit für den Aufbau aller Wikipedia-Seiten in allen Sprachen eingesetzt wurde: Er kommt auf 100 Millionen Stunden. Und er sagt, das ist ein Klacks – verglichen mit den 200 Milliarden Stunden, die alleine in den USA fürs Fernsehen «verschenkt» werden. Wenn also jemand sagt, Social Media sei ein reiner Zeitfresser, dann kann man diese Gleichung entgegen halten.
Man kann aber auch böse Vögel schmeissen
Joshua Benton von Nieman Journalism Lab bringt «Angry Birds» ins Spiel. Er zitiert Daten von von Rovio, dem finnischen Programmierstudio und Herausgeber und rechnet sie ebenfalls auf ein Jahr hoch: 1.2 Milliarden Stunden sitzen Menschen auf der ganzen Welt am Bildschirm und schmeissen Vögel nach Schweinen und anderen lohnenden Zielen. Haben Sie Ihren eigenen Beitrag zu dieser Zahl schon kalkuliert? Ist Social Media also doch nichts anderes als Zeitvertreib? Nun, verglichen alleine mit US-Fernsehen sind die 1.2 Milliarden immer noch – lächerlich?
Zwei Drittel der Zeit für TV und Web
Die amerikanische Studien-Site eMarketer schliesslich rundet das Bild mit einer Drei-Jahres-Betrachtung der Medienzeit ab. In den USA gehen 40 Prozent der Medienkonsums an das Fernsehen – der Anteil ist gleich hoch, wie vor zwei Jahren.
In der geichen Zeitspanne erhöht das Internet seinen Anteil von 21.5 auf 23.5 Prozent. Zu den Verlierern zählen Radio, Zeitungen, Anderes. Ebenso erstaunlich stabil wie das Fernsehen bleiben Magazine, die nur ein halbes Prozent ihres Anteils abgeben und neu bei 7 Prozent stehen.
Die Zahlen stammen aus einer Verarbeitung von zahlreichen unterschiedlichen, US-amerikanischen Studien. Deshalb sind sie eher als Annäherungen zu betrachten, als Fingerzeig für den Gesamt-Trend. Ich persönlich glaube, dass der Internet-Anteil eher zu tief ausfällt. Wenn vor allem Selbst-Deklarationen hinter den Prozent-Anteilen stehen, dann entstehen Verzerrungen: Wer will schon zugeben, dass er keine Zeitung liest oder praktisch nur noch Web und Glotze nutzt?
Aber die Richtung ist klar: Gefragt ist Unterhaltung. Mit dem Zusammenwachsen von TV und Internet auf einem Gerät werden die Zeitbudgets wohl noch stärker in die beiden ersten Abschnitte dieser Grafik fliessen – zwei Drittel der Zeit sind ja jetzt schon hier vergeben.