Weihnachtsferien in New York können anstrengen. Was, wenn ein Jahrundertschnee fällt? Die einen nutzen das Chaos zum Ausruhen. Andere ringen mit Einkommenseinbussen. Ein Erlebnis-Bericht.
«Seid ihr im zugeschneiten Big Apple? Muss ich mir keine Sorgen machen?» Eine besorgte Freundin erkundigt sich aus der Schweiz. Ich vebrachte Weihnachten und Neujahr in meiner alten Heimat New York. Während meinen vier New York-Jahren erlebte ich jährlich Schneestürme. Und jedes Jahr kriegte ich mehrere besorgte SMS von Schweizer Freunden. New Yorker Schneezustände haben einen festen Platz in den helvetischen Medien. Zugegeben, das Geschriebene war immer dramatischer als die Wirklichkeit.
Bekannt und doch neu
Dieses Mal war es doch ein wenig anders. Es schneite nicht nur, auch ein eisisger Wind fegte durch die Strassen. Er trieb den Schnee hinunter bis in die Subway-Stationen. Es blitzte und donnerte. Winter-Gewitter waren neu für mich. Am ersten Tag nach dem Blizzard kam der Verkehr fast überall zum erliegen. In Brooklyn fuhren keine Subways und Busse mehr. Dorthin verirrten sich zudem viel weniger Schneeräum-Fahrzeuge, wie der Lokalfernsehsender NY1 berichtete. Auch in Manhattan liefen die ersehnten Schnee-Räumungen nur zögerlich an, trotz der Pflug-Austattung aller städtischen Lastwagen. Darum griffen viele Einwohner und «Doormen» selber zu Salz und Schaufel. So wurden Trottoirs schnell schnee-frei. Strassen hingegen blieben weiss.
Erholung dank Schneemassen
Für uns Ferienmachende war die Situation aushaltbar. Der Schneesturm zwang uns im Quartier zu bleiben. Lebensmittel besorgten wir beim Deli-Laden um die Ecke. Nach vier Tagen funktionierte der öffentliche Verkehr allerorts und wir fuhren fort mit unserer To-do-Liste. Der Alltag hatte Manhattan wieder.
Wut nach dem Sturm
In der Zwischenzeit wurde die Kritik an den Behörden immer lauter. Die New Yorker ärgerten sich über die chaotischen Schnee-Räumungen. Nach der Räumung türmten sich die Schneemassen überall in der Stadt in riesigen Haufen. Erst später landete die weisse Pracht, wie üblich, im Hudson oder East River. Geschäfts- und vor allem Restaurantbesitzer klagten über enorme Umsatz-Einbussen. Lieferanten blieben auf ihrer Ware sitzen. Störungen im öffentlichen Verkehr bereiteten vielen Arbeitnehmern Kopfzerbrechen. Die unfreiwilligen Ferien bedeuteten nicht selten finanzielle Einbussen.
Abfall- und Recycling-Säcke prägten nach dem Blizzard das Stadtbild. Überall warteten gebrauchte Weihnachtstannen auf die Abfuhr. Erst 13 Tage nach dem Sturm nahm die Müll-Abfuhr ihren Dienst wieder auf.
Mein Fazit aus diesem Sturm illustriere ich mit meiner SMS-Antwort an meine Freundin: «Mach dir keine Sorgen. Es ist super cool in New York eingeschneit zu sein – wenn man nicht zur Arbeit muss!»