Auf Facebook bespielt das Stadttheater Bern drei Ebenen: auf der Bühne, hinter der Bühne und darum herum. Es informiert zu den gespielten Stücken und zu den Proben, lädt zum Mitmachen ein und versucht derzeit die Berner Wähler zu mobilisieren.
Unsere Fragen beantwortete Caspar Lösche, Social Media Verantwortlicher Stadttheater Bern.
Wieso ist das Stadttheater auf Facebook vertreten?
Unser Auftritt auf Facebook bietet unserem Publikum die Möglichkeit, schnell und unkompliziert mit dem Stadttheater Bern in Kontakt zu kommen. Viele unserer Mitarbeiter sind auf Facebook und kommentieren unsere Beiträge. Unser Haus wird dadurch transparenter und offener.
Uns bietet der Facebook- Auftritt einen lockeren Rahmen, in dem wir ungezwungen verschiedenste Zielgruppen ansprechen können. Statt von einer Bühne herab, können wir auf Facebook auf Augenhöhe mit unseren Besuchern kommunizieren.
Die meisten unserer Leser gehen bereits ins Theater. Diesen bieten wir auf Facebook einen Mehrwert und können Ihnen vielleicht auch mal andere Sparten schmackhaft machen. Wir hoffen für die Zukunft, dass sich ein intensiverer Dialog zwischen Theater und Besuchern entwickeln kann.
Am 15. Mai wird in der Stadt Bern über die Subventionsverträge des Konzert Theater Bern (dem Fusionsprodukt von Stadttheater Bern und Berner Symphonieorchester) abgestimmt. Für diese Abstimmung wollen wir Facebook verstärkt nutzen, um Wähler zu mobilisieren, die dem Theater gegenüber wohl gesonnen sind.
Welches inhaltliche Konzept besteht für den Auftritt?
Als Dreispartenhaus sprechen wir ein Publikum mit sehr unterschiedlichen Interessen an. Inhaltlich versuchen wir die Balance zwischen den Sparten zu halten und damit auch Besucher des Ballets für eine Oper oder ein Schauspiel zu gewinnen und umgekehrt. Da kann eine Woche ganz im Zeichen des Schauspiels «Murder Ballads» (nach Nick Cave) stehen: mit einem Video der Proben, einem Premierencountdown inklusive einem Song für jeden Tag und einem Facebook-Persönlichkeitstest, bei dem man herausfindet, welcher der Charaktere im Stück in einem selbst steckt. In der folgenden Woche steht dann die Premiere der Oper Don Giovanni an. Dort bemühen wir uns, die von manchen als elitär empfundene Sparte Oper herunterzubrechen. Denn die Opernthemen Liebe, Verrat, Rache und Eifersucht sind von unseren Seifenopern oft schwer zu unterscheiden.
Daneben möchten wir unsere «Fans» ganz gezielt zum Dialog auffordern. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu bieten, auf der über die letzte Premiere gesprochen werden kann, aber auch Fragen gestellt werden können. Wir wissen, dass wir bis zu diesem Ziel noch einen langen Weg vor uns haben.
Wie gross ist der Zeitaufwand und wer ist beteiligt?
Je nach laufendem Projekt variiert der Aufwand zwischen einer Stunde pro Woche und drei Stunden pro Tag. Hauptsächlich beteiligt ist ein Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit. Er betreut unsere Social Media Auftritte neben anderen Aufgaben in einem 50 %- Pensum. Für die nächste Spielzeit hoffen wir auf eine Pensenerhöhung, um unseren Social-Media-Auftritt ausbauen zu können.
Ihre wichtigste Erfahrung mit der Facebook-Präsenz?
Der Aufbau einer Präsenz braucht Zeit und viel Pflege. Bis sich unsere Leser auf einen Dialog einlassen, muss Vertrauen aufgebaut werden. Gerade im Bereich des Theaters, in dem so viele verschiedene Meinungen hart aufeinandertreffen, ist die Hemmschwelle für einen eigenen Beitrag als «Laie» anscheinend hoch. Unser Ziel ist es, diese Schwelle weiter zu senken und einen Rahmen für einen Austausch zu bieten, in dem jede Meinung zählt.
Mein Fazit
Man spürt das Engagement – nicht nur fürs Theater, auch für den Facebook-Auftritt. Hier stimmt fast alles: die Häufigkeit der Beiträge, die Mischung der Infos und Aktionen, der Ton und auch das Interaktive. Für mehr Dialog wünsche ich dem Stadttheater zusätzliche (aktive) Fans und viel Erfolg für die Abstimmung!
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