Buchtipp: Der Trost der Dinge

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Buchtitel In The Comfort of Things beschreibt Daniel Miller die Einwohner einer Londoner Strasse, Menschen und ihren Bezug zu Teppichläufern, Weihnachtsdekoration, Happy-Meal-Figuren, Kleidern oder zu Holzmöbeln.

Der britische Anthropologe Daniel Miller erforscht materielle Kultur. Seine Studien begann er vor Jahrzehnten in Indien mit einem Schwerpunkt auf Töpferwaren. Heute beschäftigt er sich mit Materiellem in der westlichen Welt.

Miller zeigt, dass wir uns nicht so individualistisch verhalten, wie wir meinen. Weil echter Individualismus vor allem Einsamkeit bedeutet. Denn unsere Dinge bestimmen die Gruppe, zu der wir gehören (wollen). Das beginnt beim Essen. Was ist uns wichtig: grosse Portionen, biologische Lebensmittel oder sind wir vor allem Gourmets?

«Menschen treten in Relation zu Dingen und diese Dinge vermitteln die Relation zu anderen Menschen.» Beispielsweise, wenn Dinge über Generationen weitergegeben werden, wenn Dinge über ein Hobby verbinden, wenn Dinge Achtsamkeit oder Verachtung im Verhältnis zu Menschen widerspiegeln. Beispielsweise wenn eine der Befragten bewusst neue Möbel kauft, um sich von ihren Stilmöbel-Eltern abzugrenzen.

Die 30 Portraits in Der Trost der Dinge sind wissenschaftlich und gleichzeitig gut zu lesen. Was auffällt ist der Respekt gegenüber den «erforschten» Menschen. Das Buch regt zum Nachdenken an, über das eigene Verhältnis zu Dingen und bei Menschen in unserer Umgebung. Eine Hängematten-Lektüre, die nach dem Sommer noch nachschwingt. Wer nicht lesen mag: Daniel Miller spricht am 24. August am GDI unter dem Titel «Food for thought – Warum uns Besitz besitzt».

Daniel Miller, Der Trost der Dinge

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Beiträge

  • @Harald Taglinger: Diese Achtsamkeit hat mich auch fasziniert. Aber in meinem Buch war die erste Geschichte eine andere: Die von George und der Leere. Was bedeutet es, keine Dinge zu haben? Gibt es verschiedene Arten von Leere: ästhetisch inszeniert, asketisch bewusst oder einfach, weil da nichts ist?