Verfolgt, gefoltert, getötet: 29 Journalisten und 27 Online Aktivisten verloren 2012 ihr Leben beim Versuch, ihren Beruf auszuüben. Dutzende sitzen im Gefängnis. Ihr Vergehen? Die Verteidigung des Rechtes auf Berichterstattung.
Regina Martinéz arbeitete zehn Jahre lang für das mexikanische Wochenmagazin Proceso bevor sie am 28. April im Bundesstaat Veracruz tot aufgefunden wurde. Wer in Vietnam bloggt, muss sich auf Repressionen gefasst machen. Kürzlich attackierten staatliche Sicherheitskräfte regierungskritische Blogger auf offener Strasse. Hoang Vy Nguyen befand sich am 13. Juli mit drei weiteren Bloggern auf dem Heimweg von einer Demonstration gegen die chinesische Expansionspolitik, als sie von der Strasse abgedrängt und ihr Auto demoliert wurde. Thuc Vy Huynh und ihr Mann wurden nach ihrer Teilnahme an einer Demonstration verhaftet. Der bekannte Online-Journalist Nguyen Van Hai wurde im Jahr 2008 wegen Steuerhinterziehung verhaftet und ist noch immer im Gefängnis. Die Regierung erhob Anklage wegen Propaganda gegen den Staat Vietnam um seine Freilassung zu verhindern.
Eine Rangliste für die Freiheit
Reporter ohne Grenzen (ROG) vertritt seit der Gründung 1985 die Rechte der Journalisten und entwickelte sich zu einer weltweit agierenden Menschenrechtsorganisation. Über 150 Korrespondenten arbeiten mit Nichtregierungsorganisationen vor Ort zusammen, informieren und warnen die Öffentlichkeit wenn Zeitungen zensuriert, Sender verboten oder Journalisten verhaftet werden. Zudem führt ROG die Rangliste der Pressefreiheit. Die Liste gibt den Grad der Presse- und Meinungsfreiheit in einem Land wieder. Sie bewertet ausserdem die Bemühungen der Regierungen der jeweiligen Länder, den Journalisten eine unabhängige und sichere Berichterstattung zu garantieren. Der Fragebogen beinhaltet 44 Kriterien zu Morden oder körperlichen Übergriffen an Journalisten und Verhaftungen, Zensur von Medien. Ebenfalls wird erforscht, inwieweit Personen, die Übergriffe auf Medienschaffende ausüben, bestraft werden. Im Fall von Regina Martinéz wurde bis heute kein Erfolg bei der Fahndung nach dem Täter erzielt. Und dies, obwohl die Justiz bestätigt, dass sie eine Untersuchungskommission einberufen hat, um den Fall zu lösen. Die Drogenmafia hat die Politik in Mexico unterwandert und Justiz sowie Politik sind in Mexico nicht unabhängig voneinander. Die Aufklärung des Falles ist so fast zum Scheitern verurteilt. Seit 2006 wurden in Mexico insgesamt 67 Journalisten getötet, 14 werden vermisst. Die Taten lassen darauf schliessen, dass die Mafia mit dem Morden diktieren will, was sie in den Zeitungen lesen möchte, sagt die Sendung Reporter vom 18. Juli 2012.
Auch Blogger in Gefahr
Auch Blogger leben mehr und mehr in ständiger Angst, verhaftet zu werden. Sie füllen Lücken, wo konventionelle Medien zensiert oder verboten werden. In Ägypten reichte ROG im November 2011 eine Petition beim damaligen Ministerpräsidenten ein, die Blogger Maikel Nabil Sanad und Alaa Abdel Fattah freizulassen. Beide waren zu längeren Haftstrafen verurteilt worden, weil ihnen vorgeworfen wurde kritisch über die Militärregierung berichtet oder zu Demonstrationen aufgerufen zu haben. Maikel Nabil Sanad wurde nach 302 Tagen Gefangenschaft im Januar dieses Jahres freigelassen und lebt inzwischen in Israel. Auch im Südsudan sind ein Jahr nach der Unabhängigkeit sowohl Print- als auch Online-Journalisten nicht sicher. Es fehlt ein Mediengesetz und obwohl die Verfassung Meinungsfreiheit garantiert, berichtet ROG von vereinzelten Übergriffen. Der afrikanische Staat befindet sich gegenwärtig auf dem 111. Platz der Rangliste der Pressefreiheit. Zum Vergleich: Auf dem ersten Platz sind Finnland und Norwegen, auf dem Letzten Eritrea nach Nordkorea. Was mich persönlich aufhorchen liess: Die Schweiz ist auf dem 8. Platz doch relativ weit hinten. Was meinen unsere Leser? Wo hat die Schweiz bei diesem Thema noch Verbesserungspotential?
Weiterführende Links:
Drei Gründe gegen Leserreporter
Newsjacking – Geschichten schnell erzählen