«Wir müssen das noch besprechen» – löst dieser Satz ein ungutes Gefühl aus? Die Angst vor Kritik ist ein Zeichen von Unsicherheit, aber auch von der Bereitschaft sich auf andere Meinungen einzulassen. Dieser Blogbeitrag zeigt, wie man negatives Feedback konstruktiv nutzen kann.
Negatives Feedback bringt einen Mehrwert, sogar wenn es harsch übermittelt wird. Zudem weiss man oftmals bereits, dass Verbesserungspotenzial besteht, nur hat man es selbst nie als Problem festgestellt. Ein Feedback kann helfen, etwas zu ändern, anzustossen. Wie nimmt man die Essenz aus dem Feedback und nutzt es für sich? Sechs Tipps für den Umgang mit negativen Feedbacks:
1. Nicht persönlich nehmen
Wenn jedes Feedback als Anklage empfunden wird und die gesamte Arbeit in Frage stellt, ist es schwer, Feedback zu akzeptieren. Doch wenn Feedback als Input gesehen wird, um es zu analysieren und bessere Entscheidungen in der Zukunft zu treffen, wird die emotionale Komponente kleiner oder fällt weg. Feedback ist Information. Schon besser, oder? Feedback annehmen ist auch die Akzeptanz, die Meinung des anderen zu respektieren und ernst zu nehmen. Die emotionale Seite fordert Zeit und Energie und ist eine Sackgasse. Besser konzentriert man sich auf Tatsachen, die man verändern kann. Selbstkontrolle und Selbstvertrauen helfen dabei. Kurz: Emotionales abwehren, Nützliches packen.
2. Akzeptieren und wertschätzen
Jedes Feedback bedeutet für die andere Person die Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit. Das ist Dank wert. Wer bei Feedback nachfragt und sich darauf einlässt, zeigt Wertschätzung und wird wohl auch bei einem nächsten Mal eine ehrliche Meinung bekommen.
3. Analysieren
Im Informationspaket, das Sie als Feedback erhalten, stecken ganz unterschiedliche Nachrichten. Und wie das Feedback ankommt, spielt eine entscheidende Rolle. Wer schon einmal ein harsches Feedback erhalten hat, weiss, dass die Information nicht auf Anhieb zu sehen ist. Was tun? Das Problem suchen: Was lief genau schief und hat dazu geführt, dass es einer harschen Feedbackübergabe bedurfte? Klassisch: Ein Fehler ist passiert und das Vertrauen fehlt. Also bringt es nichts, sich über die Art des Feedbacks den Kopf zu zerbrechen. Vielmehr sollte man überlegen, wie man das Vertrauen wieder herstellt (klären!) und wie man den Fehler in Zukunft verhindert.
4. Sich weiterentwickeln
Feedback, positiv wie negativ, ermöglicht eine Aussenperspektive auf sich und seine Arbeit, eine individuelle Beurteilung was man verbessern kann und wie. Wenn das Feedback als Geschenk zur Weiterentwicklung akzeptiert wird, kann man besser auf Gesagtes eingehen und seine Schlüsse daraus ziehen. Dazu gehört auch, sich vom Perfektionismus zu verabschieden. Besser ortet man Stärken und konzentriert sich auf diese. Erfolgreiche Menschen überzeugen mit ihren bestehenden Fähigkeiten, die sie ständig weiterentwickeln.
5. Kaleidoskop sehen
Ein einzelnes Feedback spiegelt eine Meinung. Werden verschiedene Feedbacks gesamthaft betrachtet und verglichen, ergeben sich daraus Muster. Unterschiede und Überlappungen werden sichtbar. Wer Feedbacks von verschiedenen Seiten einholt, erkennt, wo man Schwerpunkte legen sollte.
6. Sich kontrollieren
Das Feedback ist analysiert und trotzdem passiert vielleicht doch nichts. Gerade wenn die Veränderung klar scheint, sollte man sich vornehmen, bis wann man es umsetzt. Und nach einer realistischen Zeitspanne zusammen mit dem Feedback-Geber prüfen, was sich geändert hat. Das vorgenommene Ziel nach dem Feedback sollte messbar sein. Nur «besser werden» reicht nicht als Ziel. Machen Sie Ihre Ziele an konkreten Tätigkeiten fest.
Eigenen Vorteil daraus ziehen
Bei Feedback sollte nicht die eigene Angst vor Kritik im Vordergrund stehen. Sondern die Motivation und Absicht, Feedback ernst zu nehmen und daraus so weit wie möglich Positives zu ziehen. Klar ist: Ein einzelnes Feedback kann mal treffen. Ruhig bleiben, nicht überreagieren und es immer im Gesamtkontext sehen. Das hilft. Erst dann sollte man agieren. Die Informationen im Feedback sind nichts anderes als Punkte, die man selbst verbessern kann. Nur wenn man es nicht hören will, wird es schwer. Denn es zu ignorieren ist langfristig schwieriger, als sich damit auseinanderzusetzen, es so zu erledigen und sich zu verbessern. Ein Ansporn.
Wie man ein Feedback geben soll, ist eine andere Geschichte. Doch trotzdem soll kurz gesagt sein, dass man mit folgendem Zitat von Max Frisch wohl vieles richtig macht: «Man sollte die Wahrheit dem anderen wie einen Mantel hinhalten, dass er hineinschlüpfen kann – nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen.»
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