Dass Zensur Neugierde weckt, wird einem schon früh klar: Wenn Fernsehen als Kind verboten war, nutzte man die Gelegenheit, sobald die Eltern aus dem Haus waren. Auf diesen Effekt setzt die Organisation wefightcensorship.org um Aufmerksamkeit und Spiegelung von zensurierten Inhalten zu bewirken.
2003 verklagte Barbara Streisand die Website pictopia.com auf 50 Millionen US-Dollar. Grund: Auf einer Luftaufnahme (zwischen 12’000 anderen Fotos) war ihr Anwesen an der Küste Kaliforniens abgebildet. Hatten vorher wenige Menschen davon Kenntnis, wo Streisand’s Haus steht, machte sie mit dieser Klage umso mehr darauf aufmerksam. Das Foto verbreitete sich in Windeseile via Internet und jeder wusste plötzlich, wo die Sängerin und Schauspielerin wohnt. Den für Streisand negativen Effekt will sich die neue Website www.wefightcensorship.org zunutzen machen.
Verbotene Inhalten trotzdem zugänglich machen
Die von Reporter ohne Grenzen initiierte Website zeigt Inhalte, die in anderen Ländern zensiert oder verboten sind oder die den Urheber gefährden. Die Initianten erhoffen sich, dass die Seite möglichst oft gespiegelt und die Inhalte weiterverbreitet werden. «Je stärker die Zensoren versuchen, manche Informationen zu unterdrücken, desto weiter verbreiten sie sich», erklärt Matthias Spielkamp, Vorstandsmitglied von Reporter ohne Grenzen auf deren Website. Nutzer können Inhalte auch selber mittels Formular einreichen. Durch sichere Übertragungswerte wird die Identität des der Quelle geschützt. Rohmaterial wird vor der Veröffentlichung geprüft. Die Seite soll kein zweites Wikileaks werden. Vielmehr ist es ihr Ziel, Zusammenhänge zu erklären, sowie Gründe zu nennen, warum der Inhalt zensiert wurde. Auch bietet die Seite ein sogenanntes Survival-Kit an, mit dem Zensuren umgangen werden können. Und sie enthält Tipps, wie die Urheber sich schützen können. Die Seite zeigt ausserdem an: 44 sogenannte Netizens wurden in ihrem Kampf gegen Zensur bereits getötet, 130 sitzen momentan im Gefängnis.
Zahlreiche Beispiele zeigen: Zensuren machen erst recht Appetit auf mehr. Zum Beispiel tauchte auf YouTube ein angeblich beleidigendes Video des thailändischen Königs Bhumibol Adulyadej auf. Die Regierung zensierte die Aufnahmen darauf wegen Majestätsbeleidigung, wobei weitere Videos auftauchten und das Thema riesige Aufmerksamkeit erlangte. Auch anhand des Streisand-Beispiels wird sichtbar, dass Zensur zumindest in unseren Breitengraden, sich selbst unterläuft und somit obsolet wurde.
Weiterführende Links:
Reporter ohne Grenzen – schreiben mit dem Tod im Nacken
The I Files – YouTube wird seriöser
Zu gutem Journalismus gehört auch das man die richtigen Werkzeuge benutzt und links auf 404 Seiten sollten mit dem heutigen Werkzeugen der Vergangenheit angehören!
siehe eure Verlinkung: https://www.wefightcensorship.org/en.html
Vielen Dank, Max, für den Hinweis. Der Link wurde korrigiert.