Die Handschrift – vom alten Griechenland zur Schnürlischrift

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Die persönliche Handschrift ist wie der eigene Fingerabdruck: Unverwechselbar und einzigartig. Über die Jahrtausende hat sich unsere Art zu schreiben immer weiter verändert. Die Grafologie will aus der Handschrift die Persönlichkeit herauslesen. Und Forensiker klären Verbrechen anhand von Schriftvergleichen.

Der Ursprung unserer heutigen Schrift liegt bei den alten Griechen. Über viele Jahrhunderte hat sie sich weiterentwickelt. Als man im ersten Jahrhundert begann, auf Papyrus zu schreiben, entwickelte sich innerhalb von 300 Jahren eine Kleinbuchstabenschrift. Heute lernen wir in der Schule erst die Druckschrift, später die Schnürlischrift. Daraus entwickelt sich unsere ganz eigene Handschrift, die sich im Laufe des Lebens verändert. Kinderschriften wirken ungelenk aber sorgfältig. Ältere Menschen schreiben oft zittrig. Und die Schrift von Ärzten und Anwälten kann man häufig kaum lesen.

Von den alten Griechen zur heutigen Schulschrift
Die alten Griechen meisselten ihre Geschichten in Stein. Entsprechend grob und eckig war das Schriftbild. Die Römer übernahmen die Schrift später, aber nur Grossbuchstaben. Erst als man mit der Beschriftung von Papyrus begann, entwickelte sich eine Kleinbuchstabenschrift. Aus der römischen Handschrift entwickelte sich die Kursive. In den nordischen Ländern gab es ab dem achten Jahrhundert die gotische Schrift mit spitzen Bogen als Merkmal und die romanische Schrift (später Antiqua). Die Handschrift des 15. und 16. Jahrhunderts war Vorbild für die ersten Druckschriften. Häufig wurde mit zugespitzten Gänsefedern geschrieben. Anfang des 20. Jahrhundert entwickelte Alfred Fairbanks eine neue Schulschrift für England. In der Schweiz lernen wir heute die Druckschrift und dann die Schnürlischrift. Gemäss einem Artikel von Lorenz von Meiss im TagesAnzeiger Online entwickelte ein Kaligrafie-Experte aus dem Glarnerland eine neue Schulschrift. Er findet die Schnürlischrift veraltet. Seine Schrift soll kindergerecht, einfach zu lernen und lesen sein.

Grafologie und forensische Handschriftenvergleichung – die Untersuchung von Schriftproben zur Persönlichkeitsermittlung und Verbrechensaufklärung
Die individuelle Handschrift gibt viel über den Menschen preis. Anhand der Neigung der Buchstaben, der Druckstärke oder der Besonderheit der Unterschrift erstellen die Grafologen ein Persönlichkeitsbild. Mit den charakterbeschreibenden Begriffen kreativ, lebendig, dynamisch oder differenziert lassen sich auch Handschriften beschreiben. Für Erziehungsberatung, Laufbahnberatung, Personalberatung und selten noch für die Personalauswahl wird die Grafologie eingesetzt. Die Methode ist aber umstritten und veraltet. Zahlreiche Studien belegen, dass die Ergebnisse ungenügend sind. Bei Doppelblindstudien wurden die gleichen Resultate erzielt, wie durch pures Erraten.
Die forensische Handschriftenvergleichung hingegen wird dann angewendet, wenn Zweifel an der Echtheit eines Testaments besteht oder wenn eine Unterschrift gefälscht wurde. Während die Grafologie Persönlichkeitsmerkmale aus einer Handschrift herauslesen will, untersucht die forensische Handschriftenvergleichung, ob die Schrift auch tatsächlich vom Urheber stammt. Das Ergebnis der Untersuchung eines Forensikers dient als Beweismittel vor Gericht und kann für den Einzelnen existenzielle Auswirkungen haben.

Fazit: Ich finde, die persönliche Handschrift bietet immer wieder Stoff für Geschichten. So habe ich als Kind im Gegensatz zu einem Klassenkameraden gern geschrieben. Heft um Heft habe ich gefüllt und war enttäuscht, als mir meine Grossmutter einmal eine ganze Seite ausradierte, weil sie fand, ich hätte nicht sauber gearbeitet. Der erwähnte Klassenkamerad hingegen hat sich nie sonderlich fürs Schreiben interessiert. Und als ihn unser Lehrer eines Tages nach vorne zitierte, weil er dessen Schrift in einem Aufsatz nicht entziffern konnte, erwiderte dieser: «Da bin ich selber überfragt!» Er war dafür ein Ass in Mathematik.

Weiterführende Links: Plädoyer für Stift und Papier 

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