Digitale Zukunft: Wie leben wir im Jahr 2025?

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Wie sieht unser (digitales) Leben im Jahr 2025 aus? Das PEW-Research Center hat über 2’500 Technologie-Entwickler und Internet-Experten befragt. Ihre Antworten liessen sich auf 15 Thesen reduzieren. Ich habe vier denkwerte Aussagen herausgegriffen.

Das Jahr 2025: Meine Kaffeemühle bestellt selber Bohnen, statt den Morgen-Nachrichten höre ich ein auf meinen Alltag zugeschnittenes News-Programm. Meine Staatsbürgerschaft ist nur noch eine von vielen Zugehörigkeiten – im virtuellen Raum bewege ich mich unabhängig von Landesgrenzen, in Gemeinschaften rund um den Beruf, die Freizeit, Familie oder politischen Interessen. Um mich vor Missbrauch und Übergriffen schützen zu können, lerne ich programmieren. Trotz allem treffe ich meine Freunde öfter als heute Offline.

So oder ähnlich könnte man die Ergebnisse  eines neuen PEW-Report in einen zukünftigen Alltag projizieren. Aus der Befragung von über 2’500 Technologie-Entwicklern und Internet-Pionieren zur digitalen Zukunft gingen 15 Thesen hervor. Die folgenden vier scheinen mir besonders interessant:

1. Das Internet wird unsichtbar

Wir gehen nicht mehr online, wir sind es. Immer und überall. Informationen zu allen erdenklichen Alltagssituationen umgeben uns, ohne dass wir sie abrufen müssen. Geräte und Sensoren interagieren ohne unser aktives Zutun im Verbund selbstständiger. Das Internet wird unsichtbar und autonomer.

2. Nationalstaaten büssen an Kontrolle ein

Technologie entwickelt sich schneller als der Staat und seine Gesetze. Und der Rückstand wird laufend grösser, mit der Folge, dass Nationalstaaten an Kontrolle verlieren: JP Rangaswami, Forschungsleiter bei Salesforce.com, schreibt:

«Traditional structures of government and governance are therefore ill-equipped to create the sensors, the flows, the ability to recognize patterns, the ability to identify root causes, the ability to act on the insights gained, the ability to do any or all of this at speed, while working collaboratively across borders and time zones and sociopolitical systems and cultures.»

3. Missbrauch wird allgegenwärtig, die Welt unsicherer

Missbrauch breite sich im Web schneller aus, sagt Llewellyn Kriel, CEO Chefredaktor von TopEditor International Media Services. Die Menschen änderten sich nicht: Faulheit, Betrug, Mobbing und Kriminalität gebe es auch in Zukunft. Das Internet multipliziere die Möglichkeiten, diese Mittel anzuwenden.

«The world will become less and less safe, and only personal skills and insights will protect individuals.»

4. Beziehungen werden oberflächlich, sie verlieren an Respekt und Integrität

Interaktionen würden oberflächlicher, weil sie so zahlreich sind, dass wir überfordert sind, sie alle zu bewältigen. Weil der direkte Kontakt fehlt, sinke die Hemmschwelle für Kleinkriminalität. Integrität und Respekt kämen im Netz abhanden, sagt Bob Briscoe, Forschungsleiter für «networking and infrastructure» bei der British Telecom:

«Given there is strong evidence that people are much more willing to commit petty crimes against people and organizations when they have no face-to-face interaction, the increasing proportion of human interactions mediated by the Internet will continue the trend toward less respect and less integrity in our relations.»

Bildung fördern, offline pflegen

Der Blick in die digitale Zukunft mutet mit diesen Thesen pessimistisch an. Unter den 15 Thesen gibt es aber auch optimistische, die mehr Demokratie, mehr Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg und mehr Bildung voraussagen.

Zwei Dinge scheinen mir unverzichtbar, wenn wir die oben beschriebene Zukunft meistern wollen. Erstens: Bildung. Wir sind zu grossen Teilen digitale Analphabeten und verstehen die Technologien nicht, die wir verwenden. Die nächste Generation muss das können, um frei und eigenständig agieren zu können. Zweitens: Offline-Beziehungen pflegen. Denn sie bleiben der Treiber jeder Interaktion.

Weiterführende Informationen:
Digitalredaktor Raffael Schuppisser über die Verschmelzung von Mensch und Maschine: Schweiz am Sonntag: Die Maschine in mir
Aargauer Zeitung: Bioethiker Andy Miah: «Menschen werden mit der Technik verschmelzen»
Die Entwicklung des Internets: Timeline von PEWResearch
Der Wandel der Kommunikation in den letzten drei Jahren: bernetblog-Serie «Rückblende»

Bild: Future City Illinois, Ilmo Joe bei Flickr, unter CC-Lizenz

 

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