Neue technologische Möglichkeiten und die Informationsflut beeinflussen unser Gehirn. Man denkt, fühlt und träumt anders als früher. Das Gehirn passt sich an: Die Synapsen, Nervenzellen und Hirnareale haben die Fähigkeit, sich aufgrund neuer Erfahrungen zu verändern. Experten beurteilen dies als Segen oder Fluch.
Die Eigenschaft des Gehirns, sich an neue Begebenheiten anzupassen, bezeichnet man als neuronale Plastizität. Die einen Experten beurteilen diese Eigenschaft als notwendig, um sich zu organisieren und einen freien Kopf zum Denken zu haben. Andere sind der Meinung, die Fähigkeit sich anzupassen, führe in der heutigen Zeit mit den neuen technologischen Entwicklungen dazu, dass man ungeduldig sowie unkreativ werde und die Aufmerksamkeitsspanne für die analoge Welt verloren gehe.
Mashable hat darüber berichtet, hier drei interessante Erkenntnisse:
Träumen in Farbe
Früher – so eine Studie der Scotland’s Dundee University – träumten Menschen, die mit einem schwarz-weiss-Fernseher aufgewachsen sind schwarz weiss. In den 60er Jahren wurden die Träume farbig, sagt eine andere Studie der American Psychological Assocation. Fernsehen hat eine Wirkung auf unsere Psyche, das kann man sich vorstellen. Und anscheinend auch auf unsere Traumbilder – dieser Einfluss erstaunt. Und: Wie träumten die Menschen, als es noch keinen Fernseher gab?
Angst, etwas zu verpassen
Es ist Samstagabend. Man sitzt gemütlich auf dem Sofa, ein Weinglas in der Hand. Auf dem Tisch liegt eine DVD – parat zum Abspielen. Doch vorher, schnell noch ein Griff zum Handy. Was machen die Freunde? Selfies und Posts von Parties, lustigen Nachtessen und Biertrinkenden. Auch wenn das Gezeigte nicht unbedingt den eigenen Vorstellungen eines tollen Samstagabends entspricht, fragt man sich: Hätte man doch etwas abmachen sollen? Der Vergleich mit anderen kann dazu führen, dass man das, was man gerade tut, langweilig findet. Es gibt einem das Gefühl, man verpasse etwas. Für diese Angst gibt es bereits eine Bezeichnung: Fomo (Fear of Missing out).
Gedächtnis geht verloren, Aufmerksamkeit lässt nach
Heute sind viele Informationen mit einem Fingertip erreichbar. Merken muss man sich wenig: ein Klick in die Google-Suche oder eine kurze Frage an Siri führt zur gewünschten Information. Der Neurowissenschaftler Ian Robertson hat 3’000 Personen befragt und herausgefunden, dass sich Jüngere (bis 30 Jahre alt) kaum an persönliche Informationen wie Geburtstage von Verwandten oder an die eigene Telefonnummer erinnern können. Und eine weitere Studie kommt zum Schluss, dass Taschenrechner die mathematischen Fähigkeiten verringern.
Die Informationshäppchen des Webs und Social Media haben auch einen Einfluss darauf, wie lange wir uns konzentrieren können. Jüngere haben Mühe, über eine längere Dauer ein Buch zu lesen. Und wenn sie es tun, dann überfliegen sie häufig ganze Textpassagen und lesen nicht jedes Wort. Dieses Phänomen ist dann beunruhigend, wenn die Jungen noch im Wachstum sind: dann kann sich die Konzentrationsfähigkeit nicht gut entwickeln, sagt Michael Rich, Direktor Center on Media and Child Health, Boston.
Mein Fazit: Wie viele Telefonnummern können Sie sich merken? Ich gerade mal sechs. Und wie oft greifen Sie beim Zusammenzählen von ein paar Zahlen zum Rechner? Ich erwische mich ab und zu dabei. Dann denke ich, nur noch schnell zur Kontrolle eintippen. Es liegt auf der Hand: fehlt die Übung, verliert man die Fähigkeit – und erwirbt eine andere? Nur welche, frage ich mich. Meist dann, wenn ich gerade eine Auszeit brauche – merke, dass ich von einem Kanal auf den anderen wechsle, hier und dort ein Häppchen Information mitnehme und schon wieder über das nächste Thema nachdenke.
Weiterführende Informationen:
Artikel der SonntagsZeitung, über das Buch «How to Be Alone» von Sara Maitland
bernetblog-Artikel, Digitale Zukunft: Wie leben wir im Jahr 2025
bernetblog-Artikel, Der Gartner Hype Cycle: aus dem Nähkästchen der Techies
bernetblog-Artikel, Das Internet der Dinge – sechs Fragen zur Vernetzung