Qualität geht auch die PR etwas an – 17 Gewissensfragen

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Immer wieder flackert sie auf, die Debatte rund um Medienqualität. In Zeiten sinkender Abo-Zahlen bei gleichzeitig rasantem Infotempo befeuern allseitige Ansprüche an Unabhängigkeit, Qualität (und Rentabilität) die Diskussion. Welchen Qualitäts-Beitrag müssen Kommunikations-Schaffende leisten?

Unser Berufsstand steht regelmässig in der Kritik: Schönfärber, Strippenzieher, Einflüsterer. Ob im Unternehmen als Kommunikations-Verantwortliche oder agenturseitig als Dienstleistung: wer professionell kommuniziert, trägt Verantwortung. Hier Loyalität und Bekenntnis zum Auftrag von Unternehmen oder Mandanten – dort Ansprüche an Klarheit, Wahrheit, Transparenz und Relevanz. Geht das unter einen Hut?

Mehr Qualität bitte!

Kommunikation als Beruf hat Tradition. Seit Jahrhunderten organisieren Mächtige ihre öffentlichen Beziehungen. Ihre «Public Relations». Einst eher verdeckt, vor Jahrzehnten noch ohne Scham mit Bezeichnung «Propaganda-Büro» und heute gut ausgebildet und gesellschaftlich anerkannt. Und doch – obwohl man sich über Wichtigkeit und Wirkung einig ist – etwas Anrüchiges haftet der «organisierten Kommunikation» an. Hat ein zu nachlässiges Qualitäts-Bekenntnis des Standes damit zu tun? Wir sind überzeugt: Je breiter der Infostrom, desto wichtiger werden hohe Ansprüche an Inhalt und Form. Absender und Empfänger haben täglich die Wahl: Was publizieren? Was konsumieren? Als Absender stehen Organisationen in der unbedingten Pflicht zur Selektion und Sorgfalt.

Wer den PR-Beruf liebt, stellt sich Fragen

Auf der Medienseite gibt es die «Rechte und Pflichten für Journalisten». Wie werden sie angewendet? Gerade wurde zur Auswertung und Auszeichnung die Stiftung Medienqualität gegründet. Aber auch in der PR leiten Richtlinien und Inputs aus Forschung und Praxis den Weg.  Die PR-Kodizes von AthenStockholm und Lissabon legen ethische Grundlagen unserer Arbeit detailliert fest. Und eben erst startete ein wertvoller Austausch um das «Blogger-Manifest» (der bernetblog wird sich hierzu rechtzeitig auch noch äussern). Das sind wichtige und gute Engagements und Grundlagen zur Qualitätsdebatte. Aber wie heisst es so schön: «PR begins at home».

Prüfen Sie diese Liste mit 17 Gewissensfragen. Sie helfen als Prüfsteine bei Gewissens- und Qualitätskonflikten. Geraten Sie bei der Beantwortung ins Stocken, müssen Sie sich ernsthafte Gedanken um Ihren Berufsethos und/oder Arbeitsbedingungen machen.

  • Kann ich mit meinem Namen zur Aussage stehen?
  • Sage ich die Wahrheit?
  • Sind die Informationen für die Empfänger relevant?
  • Welchen Mehrwert bringt meine Information?
  • Kommuniziere ich verständlich?
  • Ist mein Inhalt wichtig, inspirierend oder unterhaltend?
  • Produziere ich die bestmögliche Qualität?
  • Kenne ich die Konsequenzen meiner Aussage?
  • Bin ich und mein Auftraggeber bereit für Transparenz?
  • Gerate ich durch meine Arbeit in Gewissenskonflikte?
  • Hat mein Urteil beim Auftraggeber Gewicht?
  • Kann ich Nein sagen?
  • Bin ich und der Absender offen für Kritik?
  • Trage ich zur Verbesserung der Kommunikations-Kultur bei?
  • Wie kann ich der Infoflut entgegenwirken?
  • Ist meine Botschaft verständlich, kurz, klar?
  • Fördere ich gegenseitiges Verständnis und Dialog?

Diese Liste ist selbstredend nicht und nie abschliessend. Wir freuen uns aber, wenn sie zum Denken anregt und nehmen Ergänzungen sehr gerne entgegen.

Foto:  Leif Christoph Gottwald auf Unsplash

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Beiträge

  • 2. Punkt: „Wahrheit“. Jürgen Habermas und seine Theorie des kommunikativen Handelns lassen grüssen. Weil wir dann schon noch über Wahrheit und Wahrhaftigkeit nachgedacht haben. Und wieder Habermas gelesen haben: „Wahrheit und Rechtfertigung“. Und dann haben wir noch Parsons, McCarthy und Luhmann gelesen und verstanden. Ach herrje, ein ganz klein bisschen mehr Brain und ganz viel weniger Ego täte dieser Debatte gut…