Vor wenigen Jahren war es ein Tabu. Heute öffnen viele Unternehmen die IT zur Social-Media-Nutzung ihrer Mitarbeitenden komplett. Und doch sind noch Zweifel da. Was, wenn meine Mitarbeitenden surfen anstatt arbeiten? Und die Sicherheit?
Wer erinnert sich nicht an «die gute alte Zeit». An private Telefongespräche des Büronachbars. An regelmässig wiederkehrende Zigarettenpausen. Heute läuft der Blick ins Facebook oder in den Twitterfeed dem Glimmstängel den Rang ab. Und verunsichert da und dort Personal-, Führungs- oder IT-Verantwortliche.
5 Gründe für mehr Offenheit für Social Media am Arbeitsplatz
Viele durchaus auch grosse Unternehmen haben ihre IT für die Social-Media-Nutzung der Mitarbeitenden aller Stufen und Funktionen geöffnet. Einige sind am Zaudern oder wollen offene Netze aufgrund schlechter Erfahrungen gar wieder schliessen. Doch Gründe für eine Abschottung sind schwierig zu verargumentieren. Für eine Öffnung sprechen hingegen diese fünf Punkte:
- Vernetzung fördern statt unterbinden
Privates und Geschäftliches verschmilzt. Global verzweigte Unternehmen geben Unsummen aus für Tagungen, Seminare und Vernetzung. Daneben treffen sich Menschen in kostenlosen Netzwerken von Facebook bis Linkedin. Ehemalige, heutige und künftige Teamkolleginnen tauschen sich hier aus. Ein Verbot unterläuft diese grosse Chance. - Multiplikatoren belohnen statt bestrafen
Was innen nicht glänzt, kann aussen nicht funkeln. Sei es im Verkauf, Service, in der Rekrutierung oder im Management – jeder soll die Botschaften des Unternehmens nach Aussen tragen und dazu stehen. Eine Online-Barriere ist die eine denkbar schlechteste Ausgangslage dazu. - Motivation per Mausklick
Social-Media-Kanäle von Unternehmen leben durch die Interaktion mit den eigenen Mitarbeitenden. Und steigern umgekehrt das Gefühl des Dazugehörens. Kanäle wie YouTube, Facebook oder Twitter bringen Inhalte, die im trockenen Alltag manchmal wenig Platz haben. Das motiviert, fördert den Austausch und schlussendlich wohl gar die Arbeitsqualität. - Vertrauen bringt Vertrauen
Was wohl mein Mitarbeiter den ganzen Tag macht? Und das Management? Eine Online-Barriere fördert ein Klima des Misstrauens. Von oben nach unten und umgekehrt: Vertrauen wird grösser, wenn man es teilt. - Produktivität lässt sich nicht befehlen
Und wenn nur noch gesurft statt gearbeitet wird? Wer neben seinem Aufgabenbeschrieb mit Zielvereinbarungen noch über Gebühr Zeit für Social-Media-Nutzung hat, muss dies entweder in der Freizeit tun, oder aber die Ziele müssen angepasst werden. Produktivität ist eine Motivation- und Führungsfrage. Und nichts anderes.
Sicherheitsaspekte sprechen in einem sensitiven Umfeld durchaus für höhere Barrieren. Wer aber Viren und dergleichen via Soziale Netzwerke fürchtet, sollte Firewalls und Sicherheitssysteme dringend optimieren.
Moderieren statt verbieten
In Zeiten von «Bring Your Own Device» nutzen die Mitarbeitenden Mobilgeräte, Tablets oder eigene Laptops. Via 4G-Netz haben sie überall und jederzeit Zugang zu allen Kanälen. Ein Verbot ist zahnlos. Wichtig und zukunftsweisend ist dagegen die Begleitung und aktive Nutzung der Kanäle. Dazu braucht es Sachverständnis, eine unternehmensweite Kommunikations-Strategie – und einige verständliche, etablierte Regeln in Form von (Social Media) Guidelines. Alle Mitarbeitenden sollen wissen:
- Warum und wie darf ich das Web im Büro (auch privat) nutzen?
- Wo gibt es eine Abgrenzung zwischen geschäftlicher und privater IT-Infrastruktur (Sicherheit, Downloads)?
- Was darf und soll ich über das Geschäft im Web kommunizieren? Wo gibt es Grenzen?
- Wird die IT-Infrastruktur überwacht? Wie betrifft das meinen Arbeitsplatz?
Der Zugang zu Information und Austausch ist ein strategischer Entscheid mit Einfluss auf Kultur und Klima. Eine Öffnung – oder Schliessung – müssen verantwortliche Führungskräfte begründen, tragen und begleiten.
Weiterführende Informationen:
alle bernetblog-Beiträge zu «Social Media Guidelines»
Dossier bei medienmonitor.ch zu «Unternehmen im Social Web»
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