Was macht ein gutes Referat aus? Im Publikum gibt es hohe Erwartungen und auf der Bühne viel zu erzählen. Wie gelingt das? Anhand eines Referates von Sascha Lobo liste ich drei Dinge, die man selber anwenden kann (und sollte).
Ich kenne Sascha Lobo nicht. Ich lese ihn ab und zu und ich bin etwas müde vom Hype um ihn. Am ICT Award 2015 hielt er ein Referat. Für mich machten es diese drei Punkte zu einem guten Auftritt:
Klassisch ist gut
Er, der Messias und Punk, dessen Frisur eher dem Blumenschmuck auf der Bühne ähnlich sieht als einer anderen Frisur im Saal, nutzt ganz simple, klasssische Präsentationselemente. Er beginnt mit einer Pause. Und dann einem schlichten «Hallo». Er benutzt eine «Danke für die Aufmerksamkeit»-Schlussfolie, das habe ich seit längerem nicht mehr gesehen. Der Text auf den Folien ist gross, deutlich, klar. Nichts gekünstelt. Screenshots sind genug aussagekräftig. Es braucht keine formatierten Wunderwerke, Animationen und Grafiken.
Der Referent und das Publikum = wir
Kaum ist das Thema vorgestellt, verbindet er sich mit dem Publikum. Er nimmt Bezug zur Schweiz, zu Eigenarten und wie er dazu steht. Er macht das mit Humor. Das Lachen des Publikums wirkt verbindend. Nach wenigen Sätzen ist klar, um was es im Referat geht, dass er die Schweiz und das Publikum kennt – und dass er gerne hier ist. Ab dann verwendet er «wir». Der Referent und das Publikum ist geeint, nun kann man sich gemeinsam mit dem Inhalt auseinandersetzen. Dabei helfen auch Beispiele: Sascha Lobo bringt das Beispiel des Automobils und einer davor laufenden Person mit Fahne als eine geschichtliche Episode. Sie zeigt wie man mit Wandel umging. Man staunt, lacht, hat nun gemeinsames Wissen. Auf dieses gemeinsame Wissen kann er nun jederzeit Bezug nehmen, wenn das Thema Wandel im Referat wiederkehrt.
Das Beispiel
Was ich nachvollziehen kann, verstehe ich. Zum Beispiel ein Bild von Schweizer Wanderwegen als Beispiel für gute Nutzerführung. Oder: Sascha Lobo sagt, wie die Technik manchmal hinkt und wie unglaublich lange ein Geldtransfer geht. Dazu erzählt er, wie er sein Kreditkartenlimit ausreizte (Apple hatte gerade viel Neues), sich selber Geld überwies und dass dies Tage dauerte. Dass der Geld-Transfer im Netz nur wenige Zentimeter ausmacht, zeigt er gleich mit einem Screenshot von seinem E-Banking. Und macht es so viel direkter, klarer. Was ich nachvollziehen kann, verstehe ich. Beispiele funktionieren auch bei Zahlen: Im Durchschnitt zieht man über 200 Mal sein Smartphone aus der Tasche. Das kann man so stehen lassen oder erklären, wie es Lobo tat: Wenn einer also das Handy vergisst zuhause, heisst das jemand anderes braucht sein Handy doppelt so viel damit dieser Durchschnitt zustande kommt: über 400 Mal.
Unabhängig vom Inhalt hängt das Gelingen eines Referates von der Art der Präsentation ab. Das Referat von Lobo war eine Erinnerung, an manchmal Klassischem festzuhalten, sich ins Publikum einzudenken und Beispiele zu veranschaulichen.
Weiterführende Links
– Weitere Artikel zum Thema «präsentieren» im Bernetblog
-Bernetblog-Beitrag «The messenger ist the message – Auftritt will gelernt sein»
– Artikel in der Zeit «So überwindet man Lampenfieber»