Können Sie von einem 18-29-Jährigen erwarten, einen langen Text auf seinem Smartphone zu lesen? Durchaus. Entscheidend ist die Aufbereitung: Balance von Text, Bild und Grafik. Was sonst noch zählt, haben wir aus einer Studie aus Washington erfahren.
Die Studie «Scrolling for a Story» zeigt, wie die Digital Natives, die Millennials mit langen, journalistischen Texten auf mobilen Geräten umgehen. Die Resultate können wir direkt für besseres Texten einsetzen:
Absicht: Digital Natives lesen, um zu lernen. Wenn der Text multimediale Elemente wie Bilder, Grafiken, Videos und Audioaufnahmen enthält, wird er eher gelesen. Der Leser wählt Artikel, die ihn interessieren und bei denen er denkt, dass er etwas lernen kann.
Thema: Abhängig vom Titel und Textbeginn lesen und teilen die Digital Natives lange Artikel am ehesten, wenn sie das Thema als wichtig erachten. Dabei spielen ihre Interessen und ihre geografische Herkunft eine wichtige Rolle.
Interaktion: Interaktive Elemente fanden die Befragten «cool» und «engaging» und halfen folglich, im Text und Thema zu bleiben. Interaktion klappt mittels drehen und bewegen des Smartphones, klicken, tippen, wischen, scrollen oder mit Texteingabe. Abgelenkt wurden die Befragten durch interaktive Elemente, die nicht genau im Kontext des Artikels standen sowie durch technische Störungen.
Multimedia: Die Digital Natives verbringen beim Lesen am meisten Zeit beim Text und eingebundenen Videos oder Games (zusammen 72 bis knapp 80 Prozent). In den Interviews äussern sich die Befragten jedoch am positivsten zu Bildern, insbesondere Fotografien die die Geschichte unterstützen. Gleich danach nannten die Digital Natives Infografiken als nützliche Elemente. Diese sollen Sachverhalte vereinfachen – am besten nur einen aufs Mal. Alle Multimedia-Elemente sind sorgsam zu integrieren, damit sie ein Mehrwert zum Text sind, thematisch genau dazu passen und nicht unterbrechen.
Mittels Eye-Tracking wurde untersucht, wo der Leser hinschaut (rot) – und welche Inhalte wenig Aufmerksamkeit bekommen (grün).
Fazit: Digital Natives lesen gut aufbereitete Inhalte
Die Punkte helfen, Texte auch mobile lesbarer zu machen – und Leser für lange Texte zu gewinnen. Die Befragten Digital Natives erstellten im Rahmen der Studie ihre eigenen Artikel – und ersetzten 3/4 des Textes durch Infografiken, Videos und interaktive Bilder. Die visuellen Elemente unterstützen beim Lesen von langen Texten und die Journalisten beim Vermitteln von Inhalt.
Zur Studie: Die Befragung wurde vom Donald W. Reynolds Journalism Institute der Universität von Missouri 2016 durchgeführt und ausgewertet. Befragt wurden 53 Personen in den USA zwischen 18 und 29 Jahren. Die Teilnehmenden erhielten vier journalistische Artikel zu den Themen Haiti, Sturmfeuer, Fleischkonsum und Umwelt sowie T-Shirt-Produktion. Jeder Artikel enthielt einen langen Text sowie unterschiedlichen, interaktiven Multimedia-Elementen. Die Resultate wurden mittels Eye-Tracking, halbstandardisierten Interviews, Fokusgruppen und Papier-Prototypen erhoben.
Screenshot der Titelbilder der vier Artikel, die in der Studie eingesetzt wurden.
Bilder im Blog: Screenshot aus der Studie
Titelbild: Danke Rappeler für die Grafik
Weiterführende Links
– bernetblog Beitrag «3 Tipps für gelungene Texte»
– bernetblog Beitrag «Gute Infografiken: Qualitätsmerkmale und Beispiele»
– bernetblog Beitrag «Weg mit den Daten, die Story zählt»
– Download «Scrolling for Story» vom Donald W. Reynolds Journalism Institute der Universität von Missouri
– Artikel Five Takeaways von Storybench zur Befragung
– Mehr zu Millennial Media Consumption bei Entrepreneur