Orang-Utan 4.0: geschicktes Marketing oder ehrliche Empörung?

Ein Mädchen, ein kleiner Orang-Utan und ein Reim sorgen aktuell weltweit für Aufregung in den Sozialen Medien. Der verhinderte Fernsehspot von Iceland Foods geht viral. Was steckt dahinter?
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Die britische Supermarktkette Iceland Foods Ltd. erhält auf Social Media in diesen Tagen grosse Aufmerksamkeit. Grund ist ein nicht zugelassener Fernsehspot zu Weihnachten. Hauptdarsteller ist ein kleiner Orang-Utan, der aus dem zerstörten Regenwald in ein Kinderzimmer flüchtet. Bereits im Frühling hatte Iceland Foods angekündigt bis Ende Jahr keine Produkte mit Palmöl mehr herzustellen, um ein Zeichen gegen die Regenwaldabholzung zu setzen.

Der 90-sekündige Fernsehspot wurde von Clearcast nicht für die Ausstrahlung zugelassen, weil der Film ursprünglich von Greenpeace produziert wurde. Das Urteil: zu politisch. Iceland weiss dies zu nutzen. Online ruft die Supermarktkette dazu auf, den Spot mit #NoPalmOilChristmas auf Social Media zu teilen.

Der Orang-Utan als Skandalsymbol

Die Palmöl-Problematik ist längere Zeit bekannt. Nestlé musste sich 2010 starker Kritik stellen. In einer Greenpeace-Kampagne wurde die Herkunft des kritisierten Inhaltsstoffs mit einem abgeschnittenen Orang-Utan-Finger in der KitKat-Verpackung illustriert.  So wurde der Orang-Utan zum Symbol für die Palmöl-Skandale der westlichen Industrie. Nestlé hat diese Krise durchgestanden. Das Gespräch über das verrufene Palmöl wurde angestossen. Umweltschutzorganisationen wie WWF und Greenpeace wollen sensibilisieren, Unternehmen reagieren mit entsprechenden Massnahmen. Nun nutzt die Supermarktkette Iceland den Orang-Utan geschickt, um ihre eigenen Massnahmen zu verbreiten.

Bewusstes Spiel mit dem Feuer?

Die Geschichte lässt Kommunikationsprofis aufhorchen. Die Kampagne bedient sich dem bereits aufgeladenen Symbol des Orang-Utans und verbindet diesen mit weiteren emotionalen Aspekten wie dem «Jööö-Effekt». Greenpeace und Iceland profitieren von der Aufmerksamkeit gleichermassen. Haben die beiden die Win-Win-Situation also geplant? Wurde das Verbot provoziert und bewusst instrumentalisiert? Die Ausstrahlung eines 90-sekündigen Spots im TV wäre kostspielig; wäre Iceland Foods wirklich bereit gewesen, diese Kosten zu bezahlen? Ob bewusst geplantes Ambush-Marketing oder nicht: Riesige Publizität findet der Spot nun dank dem Verbot und der medialen Berichterstattung online.

Bild aus «Iceland’s Banned TV Christmas Advert… Say hello to Rang-tan. #NoPalmOilChristmas»

Weiterführend

Bernetblog-Beitrag zum KitKat-Skandal

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