Viren, Krisen, Kommunikation und vier philosophische Fragen

Kommunizieren und Führen haben mit Selbsterkenntnis und Umsicht zu tun. In schwierigen, komplexen Situationen wie heute helfen einige ruhige Atemzüge und Besinnung mit Philosophie.
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Kürzlich grübelte ich über alles, was wir derzeit wissen können, machen sollen und hoffen dürfen. Das erinnerte mich an die passenden vier Fragen nach Immanuel Kant. Der Philosoph beschrieb sie schon im 18. Jahrhundert. Heute noch helfen und strukturieren sie und geben Orientierung auch in der Organisations-Kommunikation.

  1. Was kann ich wissen? 
    Trotz Fortschritt und Vernetzung: Beim Erkennen und Verstehen von Wissen stossen wir an Grenzen. Alle. Die Wissenschaft, wir Kommunikations-Profis und alle, die wir Unmengen an Information verarbeiten – und kommentiert weiterverbreiten. Schon die Erkenntnis, lediglich «zu wissen, dass wir nichts wissen» (Sokrates), bringt eine gewisse Demut. Es tut gut, sich in der professionellen Kommunikation nach innen und aussen dieser Limiten bewusst zu sein.
  2. Was soll ich tun? 
    Das Wissen prägt unsere Handlungs-Entscheidungen. Wie verhalte ich mich heute sinnvoll, wirksam, eben «richtig»? Diese Grundfrage der Ethik lässt sich nur beantworten auf gemeinsamer Wertebasis – in unserer individualisierten, kleinteiligen Gesellschaft ein frommer Wunsch. Aber er unterstreicht die Bedeutung der Werte-Arbeit (Strategie) in Unternehmen und Organisationen – auch für die Kommunikation.
  3. Was darf ich hoffen?
    Von wegen «frommer Wunsch»: Die Religiosität prägte viele Jahrhunderte unser Denken, Leben und Hoffen. Heute denken wir wissenschaftlicher und verharren damit gerne in der ersten Frage. In Krisen kommt dieses Wissen unter Druck – konfrontiert mit Unsicherheit, Scheitern, Schuld oder Verlust. Wir werden zurück geworfen auf die Hoffnung auf das Ungewisse und Unbekannte. Wo hat das «Prinzip Hoffnung» Platz im Arbeitsalltag? Wie denken wir es mit, bei der Gestaltung unserer Botschaften?
  4. Was ist der Mensch?
    Die ersten drei Fragen münden in die letzte «wesentliche» Frage: Wer sind wir? Was macht uns aus? Wie klein sind wir oder wie gross? Wo stehen wir in Zeit und Raum, als Mensch, in einer Gruppe oder eben auch als Organisation. Wie gehe ich um mit meinem Ich und wie bringe ich es ein in das Wir. Diese Zusammenfassung der ersten drei Fragen verortet uns.

Vertiefung zu den Kantischen Fragen im Führungsalltag bietet der empfehlenswerte Beitrag des Beraters Konrad Stadler. Über das «Prinzip Hoffnung» schrieb der Philosoph Erich Fromm in den schwierigen Jahren 1938 – 1947 seinen Klassiker.

Etwas simpler aber wirkungsvoll ist mein «velosophisches» Credo nach der Radlegende Eddy Merckx: «Ride as much or as little, or as long or as short as you feel. But ride.» Ich lerne in diesen Zeiten daraus, jeden Tag neue Chancen zu packen und in kleinen Schritten beharrlich weiter zu gehen.

Weiterführend: 
bernetblog-Beiträge zu «Strategie»
bernetblog: «Alles unter Kontrolle – mit neuem Fokus zu besseren Kommunikations-Strategien
Unser Angebot von Analyse (Selbstfindung) über Strategie (Planung), Umsetzung (Machertum) bis Training

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