Der Wissensdurst wächst. Das Bedürfnis, Erkenntnisse aus der Wissenschaft verständlich vermittelt zu bekommen, hat in den letzten Jahren zugenommen, wie es in der Schweiz etwa das Wissenschaftsbarometer zeigt. Die Corona-Pandemie hat dieser Entwicklung einen weiteren Schub verliehen. Gleichzeitig sehen wir: Das Vertrauen in die Wissenschaft und in diejenigen, die wissenschaftliche Erkenntnisse vermitteln, wächst bei einigen Gruppen; bei anderen aber schwindet es. Warum?
Die Welt der Wissenschaft gehorcht eigenen Gesetzen. Die Forschung kann nur selten absolute Gewissheiten liefern (wie etwa, dass die Schwerkraft existiert). Viel öfter bilden Forschungsresultate eine Momentaufnahme eines dynamischen Erkenntnisprozesses ab (beispielsweise, wie stark ansteckend gegen Covid-19 Geimpfte noch sind). Das bedeutet: Auch wenn man sie vereinfacht, können wissenschaftliche Erkenntnisse nicht so leicht in die Lebenswelt der meisten Menschen übersetzt werden.
Worauf es in der Wissenschaftskommunikation ankommt
Nicht alle können mit Ungewissheit umgehen, gerade jetzt, in einer Zeit, in der Gewissheit Halt geben würde. Dieser Umstand erklärt die Anfälligkeit mancher Menschen für «alternative Realitäten». Bei einigen Forschenden wächst unterdessen die Unlust am Kommunizieren, werden ihre Inhalte doch allzu häufig falsch interpretiert, instrumentalisiert oder einfach missverstanden.
Um dies zu vermeiden, kommen die Kommunikationsprofis als Partner ins Spiel. Doch auch für uns gilt: Die Wissenschaftskommunikation (WissKomm) gehorcht besonderen Regeln; wenn man diese nicht beachtet, kann einiges schiefgehen. Aus der Erfahrung von mir und Kolleg*innen mit WissKomm-Hintergrund hier einige Punkte, auf die es ankommt:
- WissKomm ist Teamarbeit. Forschende und Kommunikationsexpert*innen sind Partner. Nur wenn die Forschenden darauf vertrauen können, dass ihre Inhalte unmissverständlich wiedergegeben werden, bringen sie sich ein, stehen hinter dem Kommunizierten, stehen auch für Anfragen zur Verfügung und beteiligen sich über ihre eigenen Social-Media-Kanäle an der Verbreitung. Wenn dieses Vertrauen nicht da ist, dann kommt dem Kommunikationsprojekt die Glaubwürdigkeit abhanden.
- WissKomm ist Dialog. Das ist nur dann möglich, wenn wir uns mit den Adressaten auf Augenhöhe befinden und ihnen auch zuhören. Natürlich ist es wichtig, Mythen und Verschwörungstheorien zu entlarven. Aber gleichzeitig werden uns die Adressaten ignorieren, wenn wir ihre Ängste nicht ernst nehmen. Der gemeinsame Nenner mag ein sehr kleiner sein – aber wir werden uns meist darauf einigen können, dass wir letztendlich an der Lösung desselben Problems interessiert sind.
- Die Adressaten nie unterschätzen. Der grösste Fehler wäre es, unser Publikum für beschränkt zu halten. Ja, wir kommunizieren besonders komplexe Inhalte. Diese bis zum Gehtnichtmehr zu vereinfachen, würde aber der Materie nicht gerecht werden. Es ist stattdessen an uns, Instrumente zu verwenden, mit denen wir das Komplexe aufschlüsseln und übersichtlich darlegen können.
- Die Adressaten nie überschätzen. Viele Menschen, an die sich unsere Inhalte richten, sind eher «wissenschaftsfern». Es lohnt sich daher, nicht nur die eigentlichen Inhalte gut verständlich zu vermitteln, sondern auch sorgfältig zu erklären, wie das wissenschaftliche Arbeiten funktioniert. Dass es ein laufender Prozess ist. Dass es zur Wissenschaft gehört, dass Arbeiten von Kolleg*innen hinterfragt werden, und dass so die Resultate gemeinsam laufend verbessert werden. Dass es eher verdächtig wäre, wenn sich bei einer aktuellen Forschungsfrage alle einig wären.
- Spass und Unterhaltung sind kein Tabu. Ja, Sorgfalt ist alles in der WissKomm. Und leider gibt es jede Menge «Wissenschaftskommunikation», die nur auf Sensation aus ist und Erkenntnisse aus der Forschung grob vereinfacht, verfälscht und verzerrt. Aber lasst uns auf die positiven Beispiele schauen: Es gibt immer mehr WissKomm-Initiativen, darunter auch Youtuberinnen, Podcaster und Bloggerinnen, Science Slams, Dialog- oder Citizen Science-Projekte, die Wissenschaft seriös und gleichzeitig attraktiv vermitteln. Spass und Unterhaltung sind erlaubt!
Um Stolperfallen in der Wissenschaftskommunikation zu vermeiden, ist es hilfreich, sich einige Grundregeln zusammenzustellen und sich daran zu orientieren. Auch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Kommunikationspartnern hilft dabei, diese Aufgabe zu meistern.
Bild von David Clode bei Unsplash