Ein Meeting dreht sich im Kreis, ein paar wenige diskutieren über die immer gleichen Punkte, der Rest wünscht sich stillschweigend an einen anderen Ort. Das Meeting führt zu keinem Ergebnis, dafür wird eine weitere Sitzung einberufen… Solche Situationen sind frustrierend und dämpfen die Motivation. Um festgefahrene Muster zu durchbrechen, lohnt sich ein Blick auf die Theorie und Methodik der Systemischen Beratung.
Systemische Beratung betrachtet den Menschen unter Einbezug seiner Umwelt. Die Mitglieder eines «Systems» stehen in Wechselwirkung zueinander – Veränderungen wirken sich auf alle aus. Es wird davon ausgegangen, dass die Akteur*innen die Lösung für ihr «Problem» selbst kennen. Der beratenden Person kommt dabei die Rolle zu, die Fähigkeiten und Ressourcen des Systems zu aktivieren und dieses zur Lösung zu führen (Prozessdenken).
Diese vier methodischen Quick-Tipps helfen konkret:
- Erwartungen und Rahmenbedingungen festhalten
Werden zu Beginn der Zusammenarbeit die Erwartungen aller geklärt und Rahmenbedingungen definiert, kommt es später zu weniger Missverständnissen. Wie wäre es mit einem kurzen Dokument, das die «Spielregeln» in Bezug auf Ziele, Erwartungen, Rollen und die Art der Zusammenarbeit festhält?
- Das Auftragskarussell
Dem Gedanken des Systems folgend, werden alle am Problem oder Prozess beteiligten Parteien mit Forderungen und Erwartungen bildlich aufgeführt. Anhand der Übersicht lässt sich besser priorisieren und die eigene Entscheidungskompetenz erhöhen. Ein einfacher, aber nützlicher Ansatz – zum Beispiel bei der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit.
- Die Irritationsfrage
«Was müssten Sie tun, um das Problem zu vergrössern?» Sogenannte Irritationsfragen zielen darauf ab, festgefahrene Gedankenmuster zu durchbrechen und einen Perspektivenwechsel anzuregen. Je nach Beziehung zum Gegenüber und sparsam dosiert, sind sie eine gute Möglichkeit, um Diskussionen (oder eigene Gedankenmuster) in neue Bahnen zu lenken.
- Das reflektierende Team
Die beratende Person stellt den Klient*innen Fragen zu einem Problem, während ein kleines Team unbeteiligt zuhört. Im Anschluss reflektiert das Team laut, äussert Vermutungen und stellt unterschiedliche Sichtweisen nebeneinander. Weshalb nicht mal Unbeteiligte als Echokammer nutzen, um Denkanstösse für festgefahrene Diskussionen zu erhalten und die eigene Interpretation einer Situation herauszufordern?
Ob bei der Beratung von Mandant*innen, internen Anspruchsgruppen oder in anderen Situationen; die Systemische Beratung bietet zahlreiche Methoden, um Probleme ganzheitlich zu betrachten und festgefahrene Muster zu durchbrechen. Damit eignet sie sich hervorragend für eine zielführende Zusammenarbeit durch Prozesse, bei denen alle Teil der Lösung sind.
Lust auf mehr Informationen?
- Lesen Sie weiter im Buchtipp Systemische Beratung in fünf Gängen von Helga Brüggemann, Kristina Ehret und Christopher Klütmann
- bernetblog-Beiträge rund um Zusammenarbeit, Beratung und Meetings
- Foto von Tim Gouw bei Unsplash