Neue Medien im Profil: das spannende Civic-Media aus Tsüri

Medien neu denken tut Not. Die ganz Grossen wie Tamedia, Ringier, SRG sind dran. Doch es gibta auch junge Hoffnung. Wie das wachsende und engagierte Zürcher Online-Medium Tsüri.ch. Es passt wunderbar in unsere «Neue Medien»-Serie.
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Tsri.ch macht Civic Media. Rund um das hochaktuelle Thema gab es am MIT sogar ein Institut (mit spannendem Content hier).Das engagierte 10-köpfige Tsüri-Team  macht kritischen Lokaljournalismus und sieht ihn als Abenteuer. Die Einweg-Kommunikation brechen sie auf mit Stadtspaziergängen, Workshops, Publikumsdiskussionen. Während die Grossen schrumfpen, hat dieses Startup noch Ausbau und Entwicklungs-Ideen.  Wir sind mit Tsüri zusammengekommen und haben mögliche Kooperationen diskutiert – di «Community-Idee teilen wir ja schon. Dabei haben wir für die Serie «Neue Medien im Profil» nachgefragt und Details erfahren:

Was ist eure Vision?

Über die Jahre sind wir gewachsen und begleiten stets die wichtigen Debatten der Stadt. Immer kritisch, immer am Puls der Stadt und immer transparent. Wir sind überzeugt, dass der Lokaljournalismus wichtig für die Demokratie ist und eine Zukunft hat – diese ist digital und unabhängig. In der Medienbranche mag es vielleicht kriseln,civdarum ist es umso wichtiger, sich zu verbünden und neue Wege aufzuzeigen. Darum sind wir auch Gründungsmitglied des Verbands Medien mit Zukunft und stehen in einem engen Austausch mit anderen unabhängigen Medien.

oben v.l.n.r. Elio Donauer, Yann Bartal, Emilia Geisel, Ladina Cavelti unten v.l.n.r. Steffen Kolberg, Noemi Laux, Anna Shao, Simon Jacoby, Lara Blatter, Isabel Brun, Kai Vogt

 

Warum gründet ihr ein neues Medium?

Seit bald zehn Jahren behaupten wir uns als Stadtmagazin in der Zürcher Medienlandschaft. So neu sind wir also gar nicht mehr. Tsüri.ch wurde 2015 von einer Gruppe junger Journalist:innen als ehrenamtliches Projekt gestartet, mit dem Ziel unabhängigen Lokaljournalismus zu machen. Denn Zürich hat vieles, aber kein Medium, das sich explizit an junge und urbane Menschen richtet und kein Medium, das  sichwirklich lokal verankert.

Was sind eure grössten Herausforderungen?

Das liebe Geld. Wenn auch unsere Inhalte gratis sind, Journalismus kostet. Wir finanzieren uns über Werbung, Events, Sponsoring und Members. Und gerade letztere Einnahmen wären die schönsten. Doch Menschen davon zu überzeugen, dass sie für Journalismus bezahlen, ist eine Knacknuss. Zudem haben wir einen Einheitslohn von 4300 Franken, was im Vergleich wenig ist. Um hier konkurrenzfähig mit anderen Medien zu bleiben, müssen wir uns andere Dinge überlegen, damit wir kompetente Mitarbeiter:innen halten können. So haben wir beispielsweise vor gut zwei Jahren die Viertagewoche eingeführt.

Was macht ihr anders als andere?

Unser Anspruch ist, ausgewogen zu berichten, professionell zu recherchieren und genau hinzuschauen. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Alle Inhalte stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Eines unserer wichtigsten Standbeine ist aktuell unser Newsletter «Züri Briefing», darin kuratieren wir alle wichtigsten News aus Zürich. Bereits 15’000 Menschen lesen mit.

Und wir setzen konsequent auf die Community: Um lokale Themen und Debatten noch näher an die Stadtbewohner:innen zu bringen, haben wir darum das Konzept Civic Media erfunden. Jährlich organisieren wir damit Fokusmonate zu Themen wie Wohnen, Sucht oder Mobilität. Inhalte dieser Themenschwerpunkte sind Podiumsdiskussionen, Stadtspaziergänge oder Workshops. Quasi Journalismus zum Anfassen.

Wo steht ihr in 2 Jahren?

Während andere grosse Verlagshäuser Stellen abbauen, wachsen wir kontinuierlich. Heute arbeiten rund zehn Personen für Tsüri.ch – das sind zu wenig für diese grosse Stadt und Region. So haben all unsere Aktionen das Ziel, den Journalismus zu stärken und die Redaktion auszubauen. Wenn es in der Branche so weitergeht mit Sparmassnahmen, haben wir in zwei Jahren wohl die grösste Lokalredaktion der Schweiz.

Unser Fazit

In der Medien-Misere braucht es Menschen mit Visionen und Mut, die mit Herzblut, lokaler Verbundenheit und solidem Handwerk vorwärts gehen. Das Projekt macht Freude und wir bleiben weiter dran – und freuen uns auf eine neue Stimme in Bern. Wer unterstützen will, abonniert am besten den Newsletter, im Herbst startet das Crowdfunding.

Bild: Tsri.ch

oben v.l.n.r. Elio Donauer, Yann Bartal, Emilia Geisel, Ladina Cavelti
unten v.l.n.r. Steffen Kolberg, Noemi Laux, Anna Shao, Simon Jacoby, Lara Blatter, Isabel Brun, Kai Vogt

Weiterführende Informationen
alle Bernetblogs der Serie «Neue Medien im Profil»
vorgestellte Blogs bei «Blogger im Profil»
mehr bernetblog-Beiträge rund um Medien

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