Die Kommunikation von Mensch zu Mensch ist ein komplexer Prozess, der weit über den Austausch von Informationen hinausgeht. Er umfasst nonverbale Signale, Emotionen, Empathie und Kontext. Für den Aufbau von Beziehungen und das gegenseitige Verständnis sind diese Elemente entscheidend. Sie sind die Basis der menschlichen Kommunikation.
Diese drei Fähigkeiten fehlen Chatbots aktuell noch, bis sie zu einem perfekten Gegenüber für die menschliche Kommunikation werden:
- Emotionale Intelligenz: Menschen sind in der Lage, Emotionen zu erkennen und darauf zu reagieren. In Gesprächen nehmen wir subtile Hinweise wie Tonfall, Mimik und Gestik wahr. Sie helfen uns, die Gefühle des Gegenübers zu verstehen. Chatbots sind hingegen nicht in der Lage, die emotionalen Nuancen zu erfassen oder angemessen darauf zu reagieren.
- Kontextualisierung: Menschliche Kommunikation ist stark kontextabhängig. Wir berücksichtigen den sozialen, kulturellen und situativen Kontext, in dem ein Gespräch stattfindet. So vermeiden wir Missverständnisse und interpretieren die Absichten unserer Gesprächspartners besser. Chatbots hingegen arbeiten häufig mit vorgegebenen Skripts und haben Schwierigkeiten, den Kontext einer Anfrage zu erfassen.
- Kreativität und Improvisation: In vielen Alltagssituationen ist es notwendig, kreativ zu denken und spontan zu reagieren. Menschen entwickeln in Gesprächen neue Ideen, machen Witze oder reagieren auf unerwartete Fragen. Chatbots sind hingegen in ihrer Reaktionsfähigkeit begrenzt.
Was die einzelnen Kommunikationstechnologien hingegen können und wie sich diese weiterentwickelt haben, wissen wir in etwa. Ausführlich schildert das die Professorin Christa Dürscheid im Artikel «Mit Menschen und Chatbots». Sie lehrt an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich und forscht zur Gegenwartssprache und insbesondere zur Kommunikation in den neuen Medien. In ihrem Artikel führt sie beispielsweise aus, wie SMS durch WhatsApp abgelöst wurde, oder was Siri und Google Assistant können und was nicht. Schliesslich zeigt sie auf, wie ChatGPT für gewaltige Fortschritte in der Programmierung von Dialogsystemen sorgte.
Am Schluss des Artikels stellt die Literaturwissenschaftlerin aber genau die Frage, die sich aus den oben aufgeführten Lücken für die perfekte Mensch-zu-Mensch-Kommunikation ergeben: Werden Dialogsysteme wie ChatGPT oder andere KI-Anwendungen bald auch für Small-Talk-Gespräche in Gruppen, Unterrichtsstunden, Bewerbungs- oder Therapiegespräche und anderes eingesetzt werden können? Diese Frage bleibt zurzeit unbeantwortet.
Weiterführend:
- Christa Dürscheid: Mit Menschen und Chatbots. Zürich 2023.
- Alle Bernetblog-Beiträge zum Thema Künstliche Intelligenz
- Die Bernet-Checkliste zu KI in der Alltagskommunikation
- Prompting: Sprechen Sie Chatbot?
Foto: Alexandra Koch auf pixabey.com