Journalist:innen im Web: Basil Schöni, Redaktor Republik

Vermischung von Privatem und Beruflichem für mehr Authentizität und Nahbarkeit: Basil Schöni teilt Einblicke in seine Nutzung von Social Media als journalistisches Werkzeug.

Die Serie «Journalist:innen im Web» porträtiert Journalist:innen und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet Relations und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2019) im Frühling 2024. Der Hashtag zur Studie: #jstudie24.

«Ich habe mir auf Social Media über die Jahre meine Follows so kuratiert, dass ich Personen folge, die zu meinen Interessensgebieten wie IT-Security und Politik publizieren,» erläutert Basil Schöni seine Strategie, sich ein tägliches Informations-«Grundrauschen» zu sichern. Vor allem Twitter/X, und zunehmend auch Bluesky und Mastodon, dienen ihm als Quelle und Archiv für seine Recherchen.

Basil Schöni betrachtet Social Media dabei durchaus positiv: «Für mich sind Social Media eine Möglichkeit, mit Informationen, Themen und Menschen in Kontakt zu kommen, mit denen ich sonst nicht in Berührung käme.» Trotz der Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den Umgangston, sieht er den Wert dieser Plattformen für seinen journalistischen Alltag.

Den richtigen Ton finden
«Am nützlichsten ist für mich mit Abstand X,» sagt Schöni, wobei er die Textbasiertheit und die professionelle Nutzer:innenschaft der Plattform schätzt. Telegram hebt er für spezifische Recherchen hervor, besonders im Kontext von Extremismus und IT-Sicherheit, betont aber, dass sein Hauptfokus auf X (Twitter) liegt.

Basil Schöni betont, dass sein Wissen und seine Fähigkeiten im Bereich Social Media durch «Learning by doing» entstanden sind, unterstützt durch seine Affinität für digitale Plattformen. «Das Wichtige in den sozialen Medien ist es, den richtigen Ton für die eigene Rolle als Journalist:in zu treffen,» reflektiert er über seine Erfahrungen.

Recherche: Tendenz zur Zersplitterung
Um Social Media für spezifische Geschichten zu nutzen, lädt Basil Schöni teilweise ganze Chats herunter und durchsucht diese, um ein umfassendes Bild zu erhalten. „Social Media sind nützlich, um Quellen zu finden – Sekundär- und Primärquellen,“ erklärt er. Beispielsweise nutzte er für eine Story die Posts eines Rechtsextremisten.

Trotz seiner relativ kurzen Zeit als hauptberuflicher Journalist beobachtet Basil Schöni bereits die Auswirkungen von Social Media auf die Themenfindung und Quellensuche. Die Übernahme von X (Twitter) durch Elon Musk und die daraus resultierenden Veränderungen führen laut ihm zu einer Zersplitterung seiner Informationsquellen.

Social Media als Publikationsplattform
Basil Schöni nutzt Social Media auch für die Veröffentlichung von Themen, die nicht direkt in die «Republik» passen. «Das Zusammenspiel von Text und multimedialen Inhalten spricht mich an,» sagt er und unterstreicht die Möglichkeit, Inhalte auf eine neue Art und Weise zu präsentieren. Die «Republik» setzt dabei auf Eigenverantwortung im Umgang mit Social Media. Basil Schöni persönlich bevorzugt es, berufliche und private Inhalte zu vermischen, um Authentizität und Nahbarkeit zu wahren. »Das erhöht wiederum die Glaubwürdigkeit,» sagt er.

Ausblick und Wünsche
Basil Schöni äussert den Wunsch nach einer starken Alternative zu X (Twitter), die eine kritische Masse an Nutzer:innen anzieht und eine wertvolle Plattform für den Journalismus bietet. Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt er den sozialen Medien treu und sieht in ihnen ein unverzichtbares Werkzeug für seine Arbeit.

Steckbrief

Basil Schöni, 30
Journalist

Twitter/X, Mastodon, Bluesky seit 2018
Telegram seit 2020
Reddit seit 2019
Instagram seit 202

Weiterführend

 

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