Schreibend sprechen wir mit unserem Publikum

Als Aufhänger für die Diskussion um den Bernetblog gedacht, bekam der zweite Teil des Titels «Storytelling: der Mensch im Mittelpunkt» plötzlich eine andere Dimension. Es ging bald um Grundsätzliches beim Texten, nämlich um die Frage, welche Perspektive nehmen wir als Schreibende ein? Wie begegnen wir dem den Text lesenden Menschen?
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Wir waren uns einig: Natürlich sollen Blogtexte relevante Inhalte vermitteln und die Leserschaft ansprechen. Doch wie schnell passiert es, dass allgemeine Floskeln Überhand nehmen, sich gut tönende Satzkonstruktionen und nicht hinterfragte gängige Begriffe einschleichen – die, wenn man sie hinterfragt, mit abstrakten Wörtern etwas beschreiben. Dazu noch ein paar peppige oder sprechende Titel und zugespitzte Headlines, und fertig ist der Text. Dabei geht jedoch ganz vergessen, wer uns gegenübersitzt: Menschen mit Emotionen, mit einem bestimmten Hintergrund, einer eigenen Perspektive.

Wenn wir einen Vortrag halten, sitzt das Publikum aus Fleisch und Blut vor uns. Mit unseren Texten sprechen wir genauso mit dem Publikum. Wir fordern sie auf, genauer hinzusehen, zuzuhören und mit uns einzutauchen, etwas zu erleben. Das bedeutet: Beim Schreiben entscheiden wir, wie viel Offenheit und Nähe wir zulassen, was wir von uns, wie viel und auf welcher Ebene wir unser Wissen preisgeben. Wir bestimmen, wo und wie wir Gefühle der Menschen an- oder aussprechen.

Storytelling ist also weit mehr als eine Technik, es ist eine Haltung. Es bedeutet, dass Leser:innen nicht nur als Zielgruppe gesehen werden, sondern als Partner:innen in einem Dialog. Darin treffen wir Entscheide, beispielsweise welche Perspektiven wir einnehmen, wie wir etwas vermitteln möchten, welche Art Dialog wir führen möchten, der für unser Gegenüber relevant sein könnte.

«Der Mensch im Mittelpunkt» soll beim Storytelling (und beim Schreiben) keine Floskel bleiben, sondern eine Einladung sein, um in eine Beziehung zu treten. Texte vermögen dafür Räume zu schaffen, in denen Austausch möglich wird. Räume, in denen Menschen an Ereignissen oder Themen teilhaben können.

Unser Fazit: Schreiben und besonders Storytelling hat also immer auch mit Beziehungen zu tun. Diese entstehen, wenn wir Schreibenden Themen nicht nur mit abstrakten Begriffen abhandeln, sondern sich auf Augenhöhe der Lesenden begehen und die Themen spür- und greifbar machen.

Foto von Christin Hume auf Unsplash

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