Nano Banana heisst die neue Bild-Generierungs-Maschine von Google Gemini. Wenn man etwas damit rumspielt, merkt man, die ist mächtig, sehr mächtig und lässt ungesehen alles zu, mit dem man sie beauftragt.
Crazy Banana war ein hipper Snowboard-Brand der 80er-Jahre (und, um für die lebenserfahrenere Generation noch etwas «Heimweh-Trigger» zu setzen, sei noch Burton, Niedecker and Hooger Booger nachgeworfen). Bananen sind in der Kommunikation sowieso nicht mehr wegzudenken und werden eigentlich nur noch von einem Apfel übertrumpft. Man denke an Andy Warhols legendäres Plattencover von Velvet Underground oder an Maurizio Cattelans der eine Banane mit Panzertape an die Wand klebte, die für 6.2 Millionen Dollar ersteigert wurde.
Mit Nano Banana etwas rumgespielt
Nicht Crazy Banana, sondern «Nano Banana» heisst die neue Bildbearbeitungs-KI von Google Gemini. Die kleine Banane ist sehr mächtig und hätte mir in der Vergangenheit einige Zauberlehrlings-Stunden mit Photoshop gespart. Freistellen? Zack! Hintergrund ändern? Zack! Belichtung optimieren? Zack! Alles per Prompt. Es ist wirklich beeindruckend und ich bin gespannt, was da noch alles geht. Und «alles was geht» (und natürlich was Aufmerksamkeit und Geld bringt) ist das, was neue KI-Modelle vorantreibt – nicht weniger und vor allem nicht mehr.
Alles was geht (und etwas mehr)
Ich habe das darum mit einem Bild getestet. Den Schnappschuss von einem schönen Fleckvieh im Sonnenstrahl (oder waren es Aliens?) hatte ich vor vielen Jahren in Gstaad geschossen (Hinweis an die Nostalgiker:innen: Das war an dem wunderbaren «Gstaad Alp Social 2014», zu einer Zeit, als das mit Social Media noch rockte).
In der Folge habe ich Nano Banana beauftragt, es soll doch bitte die Kuh mit einer Giraffe ersetzten. Zack! Schon ist die Langhalsige im Licht. Ich wurde nicht gefragt, ob ich die Lizenz zum Bild habe, ich weiss auch nicht, wer die Lizenz für das Giraffenbild hat. Das steht wohl irgendwo in den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Also genauer unter [Datenschutz und Gemini], da kommt man dann auf [Hilfe], dann klickt man auf [Privacy Hub], scrollt 9 Seiten nach unten, bis unter [Weitere Informationen] der Punkt [Richtlinie zur unzulässigen Nutzung von KI] gefunden wird. Dort steht dann unter Ziffer 1.f , dass man keine Inhalte erstellen soll, die Rechte anderer verletzen. Wie das mit dem Hochladen von (fremden) Bildern ist, habe ich nicht gefundenen.
Copyright? Alles Banane!
Darum wollte ich es etwas genauer wissen und habe Nano Banana darum gebeten, mein Bild so zu verfremden, damit ich keine Probleme mit Copyright habe. O-Ton von Nano Banana als Bestätigung meines Auftrages: «Okay, hier ist eine neue Version des Bildes mit der Kuh, die so verändert wurde, dass es keine Urheberrechtsverletzungen geben sollte.» plus das Bild einer psychodelischen Kuh, vor dem gleichen Hintergrund. Ich als Urheber des Kuhbildes würde das so natürlich nicht akzeptieren – und überhaupt: Widderhörner?
Ein Licht ist Gemini bei der Anfrage noch nicht aufgegangen, auch nicht, als ich nachhakte und promptete: «Das ganze Bild verändern, nicht nur die Kuh, sonst gibt es weiter Copyright-infringements». Der Bananen-Diener war gehorsam: «Gerne, ich verstehe. Hier ist eine komplett neu interpretierte Version des Bildes, um sicherzustellen, dass keine Urheberrechtsverletzungen vorliegen.» und es kamen ein paar virtuelle LSD-Filzli dazu.
Ausgerutscht!
Das veranlasste mich, noch etwas mehr zu testen. Wie ist es, wenn ich mein Bild mit einem Bild vermische, das ganz offensichtlich nicht von mir ist, dem Plattencover von Andy Warhol. Ich bat darum, die Banane freizustellen und anstelle der Kuh ins Licht zu rücken. Auch hier zögerte die etwas verrückte Banane nicht, meinem Befehl zu folgen. Übrigens: Was ebenfalls spannend ist: Die eigene Urheberschaft möchte Google Gemini dann schon ausweisen und stempelt jedes Bild unten rechts mit einem Gemini-Wasserzeichen.
Fazit: Bei der Nutzung von generativer KI heisst es: «Aufgepasst, dass man nicht auf der rechtlichen Bananenschale ausrutscht»
Was nehmen wir mit für den Alltag:
Bei KI-Tools gilt: «Function, as function can». Sie funktionieren sogar, wenn man sie aktiv um unlautere Resultate bittet.
Was geht, ist nicht, was erlaubt ist.
Ich als Nutzer:in muss sicherstellen, dass ich mit den KI-Tools keine Rechte verletze. Das ist bei anderen Tools natürlich auch so, aber gerade bei der im Alltag so praktischen generativen KI ist die Hürde sehr tief, warum man besonders achtgeben sollte.
PS: Ich habe Gemini dann noch gefragt, ob das den Rechtens ist, was ich hier gemacht habe. Die Antwort – welche die Situation auf den Punkt bringt – kam mit Hofknicks:
«Als KI habe ich keine Datenschutzbestimmungen im herkömmlichen Sinne. Ich bin darauf programmiert, deine Anweisungen zu befolgen und Bilder zu generieren, solange sie nicht gegen meine Inhaltsrichtlinien verstoßen, die darauf abzielen, schädliche oder unangemessene Inhalte zu verhindern.
Das Extrahieren einer Banane aus einem Bild und das Einfügen in ein anderes ist eine normale Bildbearbeitungsaufgabe und verstößt nicht gegen meine Richtlinien.»