Gross und zahlreich waren die Schlagzeilen, als die EPFL, die ETH Zürich und das Supercomputing-Zentrum CSCS am 2. September Apertus veröffentlicht haben. Und wenig schmeichelhaft. Bemängelt wurde – im Vergleich zu ChatGPT und Gemini – das fehlende „Wissen“ in vielen Bereichen. Es dauerte einige Tage bis breiter wahrgenommen wurde, was die Entwickler immer gesagt hatten: der Vergleich mit ChatGPT greift zu kurz.
Apertus ist ein Basis-Sprachmodell. Ohne Suchmaschinenanbindung und mit viel weniger Trainingsdaten als die grossen amerikanischen Playern. Gleichwohl ist das Interesse gross, wie EPFL-Professor Martin Jaggi in einem Interview mit Blick.ch erklärte. Über 420’000 Downloads verzeichneten die beiden Modelle (8 Milliarden und 40 Milliarden Parameter) auf Huggingface.co seit der Veröffentlichung.
Datensouveränität als wichtiges Argument
Die monatlichen Nutzerzahlen dürften deutlich unter den 2.3 Millionen liegen, die die IGEM für ChatGPT hochgerechnet hat. Ist und bleibt Apertus also eine Randnotiz? Rein zahlentechnisch ist dieses Szenario realistisch. Um national und später international an Relevanz zu gewinnen, braucht es Kooperationen. Etwa mit grossen Datenbanken und/oder Eigentümer:innen von medialen Inhalten. Denn einen grossen Vorteil bietet Apertus gegenüber den Riesen: Datensouveränität. Und die gewinnt im unternehmerischen Kontext an Bedeutung. Sei es die einfache Nutzung von generativer KI (z.B. Upload von sensitiven Daten) bis zu geopolitischen Entwicklungen: viele Firmen möchten die Hoheit über ihre Daten behalten.
Diesen Aspekt beleuchtete auch Sarah Levy, Strategic AI Leader bei Swisscom, kürzlich am Aipéro. Im Interview, das der Autor dieses Artikels geführt hat, führte sie die „enge Vermischung von Politik und Wirtschaft in den USA“ als Beispiel dafür an, dass wir in der Schweiz Alternativen evaluieren sollten.
Mit Kommunikation intern Bewusstsein schaffen
Ein differenzierter Umgang mit generativer KI ist wichtig. Bei der Einordnung der generierten Antworten. Aber genauso beim Umgang mit Ihren Daten. Ein Bewusstsein dafür schaffen Sie über klare interne Kommunikation. Und in dem Sie sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen:
- Wie nutze ich generative KI selbst? Welche persönlichen und welche Unternehmensdaten setze ich ein?
- Wie sieht die KI-Governance in meinem Unternehmen aus? Wer ist dafür zuständig?
- Wie wichtig ist es mir/uns, dass wir die Datenhoheit bei der Nutzung von generativer KI haben?
Klar: auch technische Fragen wie Performance des Modells und die grundsätzliche „Open vs. Closed-Source“-Frage sind zentral. Würden hier aber den Rahmen sprengen. Fall Sie Apertus noch nicht getestet haben, können Sie das grosse Modell ausprobieren.
Weiterführend:
- Workshop KI in der Kommunikation
- Alle Beiträge zum Thema KI
- Der ganze Artikel zum Aipéro auf LinkedIn
Foto von Church of the King auf Unsplash