Kommunikation im Web heisst Inhalte zur Diskussion stellen, dialog- und kritikfähig sein. Welche Inhalte lassen Sie von Ihren Lesern kommentieren? Was bringen Kommentare – und was nicht? Dieser Anstoss beantwortet folgende Fragen:
- Wie entsteht Dialog im Netz?
- Wie bekomme ich mehr Kommentare?
- Was mache ich mit schwierigen Kommentaren?
Drei Faktoren für einen echten Dialog
Der Physiker und Kommunikationsexperte David Bohm (1) definiert den Dialog als eine Art Kommunikation, bei dem es nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um einen vorurteilslosen Gedankenaustausch geht. Umgesetzt auf die Möglichkeiten des Web heisst das:
Pflegen Sie einen echten Dialog auf Ihrer Webseite – aber bitte nur dort, wo Sie dies wirklich wollen. Diese Offenheit muss hinter allen technischen und praktischen Überlegungen stehen.
Seien Sie nicht gleich beleidigt, wenn Ihre Inhalte kritisiert werden. Lassen Sie eine Kontroverse zu und steigen Sie in die Diskussion ein, bleiben Sie aber jederzeit sachlich.
Haben Sie überhaupt interessante oder sogar kontroverse Themen anzubieten? Nur dann haben Sie auch Chancen auf einen Web-Dialog. Ihre Inhalte sollten so aktuell wie möglich sein, denn auf veralteten Webseiten vergeht den Usern die Lust zum Kommentieren schnell.
Fünf Tipps für mehr Kommentare
Sie sind offen für die Dialog-Begegnung, aber ihre Leser kommentieren nur wenig? So können Sie Ihre Webseite möglichst kommentarfreundlich gestalten:
1. Entfernen Sie unnötige Hürden wie Registrierungen und Captchas – überall da, wo dies spam-technisch möglich ist.
2. Veröffentlichen Sie Kommentare sofort, ohne Freigabe-Schlaufe.
3. Locken Sie Ihre Leserschaft aus der Reserve, stellen Sie offene Fragen oder fordern Sie die User aktiv zum Kommentieren auf.
4. Reagieren Sie möglichst auf alle Kommentare, nehmen Sie den Dialog auf.
5. Lesen und schreiben Sie auch Kommentare zu Ihren Themen in anderen Blogs, auf anderen Webseiten. Bei übergreifenden Diskussionen werden die Leser auch auf Ihre Webseite zurückkommen.
Für das Beantworten von Kommentaren sollten Sie genügend Zeit und Ressourcen einplanen. Wer macht es? Wann? Und nach welchen Kriterien? Stefan Niggemeier fasst in einem FAZ-Artikel (2) zusammen, wie die grossen Online-Redaktionen mit Kommentaren umgehen. Die Flut von Kommentaren ist dort ein echtes Problem, meint auch Christian Schenkel von dialogische-kommunikation.ch (3). Moderatoren müssen vor allem mit den unangenehmen Kommentaren fertig werden.
Was tun mit schwierigen Kommentaren?
Nicht alle Kommentare sind schön zu lesen. Bei besserwisserischen oder beleidigenden Kommentaren hat sich in unserer Praxis folgendes Vorgehen bewährt:
Ruhig bleiben.
Werden Sie von einem Kommentator angegriffen? Nehmen Sie es nicht persönlich. Lassen Sie sich einen Moment Zeit, bevor Sie entscheiden, was zu tun ist.
Reagieren.
Antworten Sie – sachlich und im Sinne des Themas. Je nach Tonalität und Inhalt können auch eine persönliche E-Mail oder ein Telefongespräch sinnvoll sein.
Ignorieren.
Vielleicht würde Ihre Antwort vom Hundertsten ins Tausendste führen? In Ausnahmefällen dürfen Sie einen unangenehmen Kommentar auch einfach ignorieren.
Löschen.
Das Löschen eines Kommentares ist dann sinnvoll, wenn er den von Ihnen angegebenen Richtlinien oder den allgemeinen rechtlichen Grundlagen widerspricht. Definieren Sie für solche Fälle ein klares Vorgehen und halten Sie es auf Ihrer Webseite fest. Ein gutes Vorbild sind zum Beispiel die Kommentarregeln von Blogwerk (4).
Wer kommentiert Ihre Webseite? Kontaktsuchende, strategisch denkende oder exzentrische Kommentator/innen? In der Realität haben Sie es immer mit verschiedensten User-Typen zu tun. Was am Schluss zählt, ist Ihre dialogische Absicht.
Quellen und Links
(1) «Der Dialog – Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen», Buch von David Bohm, 5. Auflage, 2008
(2) «Wie sag ich’s meinem Randalierer?», Artikel von Stefan Niggemeier, FAZ, März 2008
(3) Kommentarregeln von Blogwerk
Aktuelles zum Thema Social Media finden Sie laufend auf bernetblog.ch
«Kommunikation kann bloss mit dem Wohlwollen des anderen gelingen.»
Max Frisch, Schweizer Schriftsteller und Dramatiker, 1911 bis 1991