Kaum ein Schweizer Museum nutzt Social Media, dabei gibt es gute internationale Beispiele. Eine kurze Übersicht der Einsatzmöglichkeiten.
Noch sind die Museen im deutschsprachigen Raum verhalten, was den Einsatz von Web-2.0-Elementen betrifft. Gemäss einer Studie nutzt nur das Städel in Frankfurt die ganze Bandbreite der Web-2.0-Funktionalitäten.
Das Städel-Netzwerk als Vorreiter
Neben einem Facebook-Auftritt mit über 2000 Fans integriert die Website des Städel-Museums weitere Web-2.0- und Community-Elemente (siehe auch Video-Beitrag Museum trifft Web 2.0):
- Blog und aktueller Content auf YouTube, Twitter, Foursquare, Flickr, Friendfeed und Lifestream
- Empfehlungstools, Lieblingswerke mit Bewertungsmöglichkeit und persönliche Galerie mit selbst ausgewählten Werken, Versandmöglichkeit von E-Cards
- Verschlagwortung durch Nutzer mit Tag Cloud
- Möglichkeit zum Setzen von Social Bookmarks, RSS-Feed
- personalisierter Kalender «Mein Tageskalender» mit Weiterempfehlung
Die anderen Museen im deutschsprachigen Raum nutzen die Möglichkeiten von Social Media erst vereinzelt oder nur punktuell für eine Ausstellung oder ein Projekt, so das Fazit der erwähnten Studie. Die Bereitschaft zu einem weitergehenden oder umfassenden Einsatz sei noch nicht gegeben.
Kunstwerke auf Londons Strassen
Eine gute Idee hatte das Museum of London. Ein Programm für das iPhone bringt die verschiedenen Werke des Museums per Geotagging und Augmented Reality in Kontext mit der Stadt. Die Anwendung Street Museum verknüpft die (Landschafts-)Bilder und Fotografien aus dem Museum mit den heutigen realen Orten. Auf einer Stadtkarte werden die Ursprünge der Bilder angezeigt. Ist der Nutzer an einem dieser Orte unterwegs, wird das Kunstwerk auf dem Telefon-Display eingeblendet, sodass er es mit der heutigen Ansicht vergleichen kann.
Brooklyn Museum setzt Benchmark
Mein persönliches Vorzeigebeispiel ist das Brooklyn Museum mit seinem beispielhaften und überwältigenden Einsatz partizipativer Möglichkeiten und dazugehöriger Community – auch virtuell ein Besuch wert.
Studien zum Thema:
- Eindrücke und Überlegungen zum Mitmach-Web von Lill und Schweibenz (2009): Museen und Web 2.0 im deutschsprachigen Internet.
- Studie von Crenn und Vidal (2007) zu fünf US-amerikanischen und zehn französischen Museen: Les Musées Français et leurs publics a l’âge du Web 2.0.
Sehr interessanter Artikel. Mache mir auch gerade Überlegungen, wie man Social Media für ein Museeum nutzen könnte. In wechlechem Zusammenhang habt ihr diese Recherchen gemacht?
Hallo Christoph! Als ehemalige Kunstgeschichte-Studentin interessiert mich das Thema sehr. Die App des Museum of London hat mich dazu angeregt, dem Thema Web 2.0 und Museen nachzuforschen. Darüber hinaus gab es keinen konkreten Anlass. Ich war ehrlich erstaunt, dass die Schweizer Museen die Möglichkeiten von Social Media noch gar nicht nutzen. Ich bin überzeugt, hier steckt ein grosses Potenzial!
Schaut Euch mal die umfangreichen Web 2.0 Aktiväten des Museums „NRW Forum“ hier bei uns in Düsseldorf an:
http://www.facebook.com/nrwforumduesseldorf
Hallo Rainer! Ein starker Auftritt auf Facebook, mit guten, aktuellen Beiträgen und entsprechenden Fans – Kompliment! Interessant fand ich auch den Link zu den twitternden Museen in Deutschland, den ich auf eurer Website gefunden habe: http://www.visitatio.de/Twitter/Twitternde-Museen-August-2010.
Ich möchte nur mal kurz auf unser monatliches Museumsranking im Blog http://www.pr-kloster.de hinweisen. Dort bewerten wir auch regelmässig den aktuellen Stand. Und wié schon von Rainer gesagt: Das NRW-Forum Düsseldorf setzt all die genannten Web 2.0-Tools ebenfalls ein und ist deutlich aktiver als das Städel.
Ich sehe das Potenzial gar nicht. Die Museen wollen die Leute vor Ort, sonst klappt das mit den Einnahmen nicht. Für Museumsführungen und ähnliches gibt es wiederum viel geeignetere Technologien. Ich verweise z.B. auf das inzwischen nicht mehr so neue Mozart-Museum in Salzburg, z.B.: Genial – und gar nicht 2.0.
Anders ist das natürlich auf der Strasse, aber das hat sogar Winterthur schon lange, meines Wissens.
Where’s the beef?
Ich sehe das Potential als unglaublich groß an! Vor allem dort, wo Ausstellungen regelmäßig wechseln. Das Dresdner Hygienemuseum hat beim letzten PR Stammtisch gestanden, diesen Trend wahrscheinlich zu verschlafen. Dabei ist gerade dies eins der Museen, wo die Nutzung eines Blog in Kombi mit Youtube und Facebook wirklich auf der Hand liegt… Es muss nicht jeder twittern; Jeder muss seine eigenen Wege finden. Aber Museen bieten unglaublich viel spannenden Content und könnten optimale Crowdsourcingpools darstellen…
Aktuell ist das leider aber noch gar nicht verbreitet und wenn, dann nicht gerade wirklich so, wie es sein sollte 🙁
Siehe dazu gerne auch http://konzeptspeicher.de/2010/08/15/social-media-fur-kunst-…