In Facebook regiert das Positive. Einschneidende, negative Erlebnisse teilen wir mit Freunden lieber ausserhalb der Facebook-Community. Können neue Gruppen-Funktionen das ändern?
Am 6. Oktober war auf Facebook der Tod ungewöhnlich sichtbar. Unzählige Statusmeldungen berichteten vom tödlichen Unfall des Gotthard-Sängers Steve Lee. Heute, sechs Tage später, hat die Gedenkseite «R.I.P. Steve Lee» über 70’000 Fans. Trotzdem: Tod und Trauer sind auf Facebook eine Randerscheinung. So klar wir Trauer und Solidarität ausdrücken, wenn es um eine öffentliche Person geht, so still werden wir bei uns selbst.
Keine Nachrichten, schlechte Nachrichten?
Facebook dreht das Sprichwort um, das wir bei Freunden sonst anwenden. Wenn es schlimm ist, hören wir bestimmt von unseren Liebsten. Ja, aber nicht auf Facebook. Dort erfahre ich zwar laufend von privaten und intimen Momenten: Der Status plaudert offenherzig von Schmetterlingen im Bauch, durchzechten Nächten und pikanten Liebesabenteuern. Verlobungsmeldungen oder Bilder von Neugeborenen lösen eine Lawine von Gratulationen aus. Negatives aber bleibt unsichtbar. Höchstens verschlüsselt erfahre ich von Kündigung, Krankheit, Unfall, Trennung oder gar Tod.
Verletzlich auf Facebook
Facebook verhält sich damit zwar nicht wie ein privater Austausch unter Freunden. Aber auch nicht wie öffentliche Berichterstattung, bei der gilt: je schockierender, blutiger oder trauriger, desto mehr News-Wert. Facebook mag es fröhlich, witzig und leicht voyeuristisch. Bis jetzt. Denn seit kurzem lässt Facebook zu, dass wir mit unseren Freunden Gruppen bilden, die andere nicht sehen. Anders als die bisherigen Freundeslisten erlauben sie geschlossene Gespräche und Datenaustausch. Diese persönliche Selektion bietet Raum für vertraute Gespräche in der Gruppe. Könnte es sein, dass wir uns so geschützt bald doch verletzlich auf Facebook zeigen?
Mehr zum Thema Trauer im bernetblog:
«Gedenkstätte online: britische Gefühlskiste»
Danke für die Anregung – ich habe mich gleich gefragt: Was macht man eigentlich, wenn jemand stirbt? Das Löschen der Daten aus Facebook, Xing, LinkedIn gehört neu auch zu den Aufgaben der Hinterbliebenen? Und wie weiss man, wo die Person «zu Hause» war, mit welchen Passworten?
Auch den digitalen Nachlass muss man verwalten. Dazu sollte man sich überlegen: Wer darf meine Mails nach meinem Tod lesen? Sollen meine Profile gelöscht werden? Wo habe ich kostenplichtige Online-Abos? Wo benutze ich welches Passwort? etc.
Spannend: Die Rechte an meinen digitalen Daten gehen an meine Erben.
Guter Beitrag dazu inkl. Tipps (Fokus Deutschland): http://www.bitkom.org/de/themen/50792_63078.aspx
Ja, in der Tat ein spannendes Thema. Habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht, was mit den Sozial Media Accounts und der darin enthaltenen zum Teil persönlichen Daten passiert.
vielen Dank!