Nachlassverwaltung der digitalen Identität

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Wenn jemand stirbt, was passiert dann mit dessen digitaler Identität? Was kann man machen, dass das virtuelle Ich nicht missbraucht wird oder ins Leere läuft?

Digitale Handlungen sind heute ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. E-Mail Konten, Profile in Sozialnetzwerken, Onlinebanking und vieles mehr gehören zum Leben wie auch Gemälde, Möbel, Aktien und andere persönliche Gegenstände. Im aktiven Leben verdrängen wir in der Regel, dass ein Ausscheiden aus diesem jederzeit passieren kann. Was geschieht, wenn dies eintrifft? Der Nachlass der materiellen Hinterlassenschaften ist in den meisten Fällen geregelt. Was aber passiert mit der digitalen Identität?

Niemand will sich mit dem eigenen Nachlass beschäftigen, trotzdem ist es wichtig, sich dieser Thematik zu stellen. Mit folgenden vier Anhaltspunkten geht es einfacher:

  • Vertrauensperson bestimmen
  • Sicherstellen, dass Passwörter in die richtigen Hände kommen
  • Nachlass über digitales Erbe verfassen
  • Daten regelmässig aktualisieren

Vertrauensperson bestimmen
Der Aktionsradius der digitalen Identität ist in den meisten Fällen weitläufig und starkt verknüpft. Damit die persönlichen Einträge auf den diversen Kommunikations-Plattformen nicht missbraucht werden oder ins Leere laufen, sollte man eine Person des Vertrauens bestimmen und über die Aufgabe informieren. Natürlich muss man sicherstellen, dass diese im Notfall die nötigen Informationen erhält, um handlungsfähig zu werden.

Zugang zu Passwörtern sicherstellen
Die digitalen Portale erfordern persönliche Profile und Passwörter, die wir, wie gelernt, geheim halten. Für den Fall, dass es uns eines Tages nicht mehr gibt, muss man aber unbedingt dafür sorgen, dass die Vertrauensperson den Zugang zu den Passwörtern erhält. Der Schweizer Onlinedatenspeicherdienst Data-Inherit bietet dazu allumfassende Hilfestellung an.

Nachlass über digitales Erbe verfassen
Was soll mit dem Profil und den Einträgen auf Facebook, Flickr, Twitter sowie den E-Mail Konten passieren? Auch darüber sollte man sich Gedanken machen. Es geht darum zu definieren, ob der Inhalt der Profile bestehen bleibt und gepflegt oder ob er gar gelöscht werden soll. Im Facebook kann das Profil zum Beispiel auch in den «Memorial Modus» geschaltet werden. Die Verantwortung, dies zu regeln, sollte man unbedingt entweder an die Angehörigen oder an die Person des Vertrauens übertragen. Wichtig ist, dass der eigene Wunsch festgehalten wird – wie man es auch für die materiellen Dinge tut.

Daten aktualisieren
Das digitale Zeitalter ist sehr schnelllebig. Wenn man die Hürde nimmt, um den Nachlass der virtuellen Identität zu organisieren, ist es wichtig, dass man die nötigen Informationen und Passwörter immer auf dem neusten Stand hält.

Zu diesem Blogbeitrag hat mich der Artikel «Ewiges Leben 2.0» von Martin Helg, erschienen in der NZZ am Sonntag (27.2.2011), inspiriert. Die Dokumentation «Digitale Nachlassverwaltung» von Oliver Staffelbach enthält noch weitere nützliche Infos.

Mehr zum Thema im bernetblog:
R.I.P.: Wie verletzlich zeigen wir uns auf Facebook?
Gedenstätte online: britische Gefühlskrise


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Beiträge

  • Vielen Dank für die interessante Zusammenfassung zu dem Thema „Testament 2.0“; vor allem für Webmaster bzw. Menschen die über Internet Projekte Ihr Geld verdienen ist dies sicherlich relevant.

    Gibt es hier bereits Beispiele wie so etwas geregelt wurde; bzw. eine Frage an Leser hier: Hat schon jemand einen „Digitalen“ Nachlass verfasst/sich darum gekümmert?

    • Hallo, auch ich habe mir Gedanken über die Regelung des digitalen Nachlasses gemacht, und daraus ist ein Internetkonzept geworden und auch eine Internetpräsenz in dem Mann seine Daten (möglichst) verschlüsselt und Emails bei uns hinterlegen kann. Der Abruf kann sofort oder nach einer gewissen Zeit erfolgen. Alle die sich dafür Interessieren lade ich ein meine Homepage: https://www.meine-letzte-mail.de anzuschauen. Zur Information : die Seite ist gesichert über SSL. Der Kommerz ist hier nicht vordergründig ( siehe Mitgliedsgebühren), der Gedanke, das die wichtigen Daten sicher aufbewahrt werden ist dann auch sehr beruhigend . Mit freundlichen Grüßen Uli