Social Media Kanäle sind im aktuellen US-Wahlkampf wichtig. Barack Obama hat punkto Followers und Likers klar die Nase vorn. Doch was ist überhaupt relevant: Anzahl Followers, Likers? Und welche Rolle spielen Inhalte?
Auch Politiker in der Schweiz entdecken die Möglichkeiten von Social Media. Unabhängig von TV, Radio oder Print, ermöglichen Facebook, Twitter und Co. ein sehr zeitnahe, unabhängige und direkte Kommunikation. Die eigenen Ziele können verfolgt und die Meinungsmacher direkt angesprochen werden. Über diese Kanäle erreicht man Menschen, die sich engagieren, und das ist gerade in der politischen Kommunikation interessant.
Wer den US-Wahlkampf in den Social Media Kanälen verfolgt, hat einen Vorgeschmack, wohin die politische Kommunikation geht. Und in ein paar Jahren bei uns, zumindest in Grundzügen, Praxis sein wird.
Likers und Followers – beeindruckende Zahlen
Im Social Media Intelligence Blog von ethority hat Alexander Becker aufgrund einer Studie von Pew Research Center’s Project for Excellence in Journalism eine interessante Grafik erstellt. Die Zahlen zu Facebook und Twitter von Barack Obama und seiner Frau sind beeindruckend: 27,1 Millionen und 8,1 Millionen Likers; 8,5 und 1.29 Millionen Followers. Mitt Romney liegt bei Twitter und Facebook auf dem dritten Platz mit 4,1 Millionen Likers und 850’000 Followers (Stand Juni 2012).
Eine grosse Community ist das eine. Voraussetzung für Mehrwert, Engagement und Viralität sind aber gute Inhalte.
Inhalte verbreiten
Besonders spannend finde ich in der Studie die Auswertung, welche Inhalte Barack Obama und Mitt Romney über Social Media verbreiten (Zeitspanne 4. bis 17. Juni 2012):
Gleich nach innenpolitischen Themen nutzt Barack Obama die Social Media Kanäle für Inhalte zum Thema Freiwilligenarbeit. Er spielt gekonnt auf der Social Media Klaviatur und kann dadurch seine Botschaften viral verteilen.
Folgende strategischen Punkte sind in der politischen Kommunikation auf Social Media zu beachten:
- Mehrwert bringen: Inhalte sollen den Likers und Followers einen Mehrwert bringen und sie begeistern. Dann tragen sie die Botschaften aktiv weiter.
- Followers und Likers begeistern: Diese Begeisterung ist spürbar, authentisch und dadurch auch glaubwürdig. Das zieht andere nach.
- Sich engagieren: Eine grosse Community ist interessant. Doch spielt auch die Viralität eine wichtige Rolle. Wer diese Klaviatur beherrscht, der retweetet, reagiert auf Blog-Kommentare, liked, kommentiert und beteiligt sich aktiv an Diskussionen.
Mein Fazit: Schnell und direkt Botschaften publizieren, ist Chance und Herausforderung zugleich. Das politische Engagement auf Social Media braucht Zeit und die Fähigkeit, auf diesen Kanälen zu spielen. Man muss die Likers und Followers begeistern, damit sie die relevanten Botschaften verteilen und man dadurch einen Vorteil gewinnen kann.
Weiterführende Informationen:
Pew Research Center’s Project for Excellence in Journalism
alle bernetblog-Beiträge zu Politik im Netz
alle bernetblog-Beiträge zu Social Media
alle bernetblog-Beiträge zu Barack Obam
Bildquelle: Social Media Intelligence Blog von ethority
und was passiert mit denen, die wahlberechtigt sind, aber keinen zugang zu digitalen medien besitzen, weil:
– kein interesse
– keine mittel
– tiefer bildungsstand
– keine zeit (3x jobs)
…
die u.s.a. mit ihren knapp 310mio einwohnern haben eine online-penetration von knapp 70%, davon sind wiederum auf facebook 75% (ca. 160mio)*. merke: unter den vielen „likers“ hat es auch viele nicht-amerikaner, die zwar ihre meinung mit gleichgesinnten teilen können, aber nicht wählen dürfen. es stellt sich daher die frage, welcher touchpoint ist dafür geeignent, die zielgruppe im gesuchten gemütszustand zu erreichen? betrachtet man die heutige u.s. gesellschaft, wird einem schnell klar, dass die digitalen medien wie auch facebook beeinflussen können, aber alleine nicht genügen. der 20h pro tag arbeitendende low class amerikaner*** mit tiefem bildungsstand wird kaum eine minute vor dem pc verbringen, um sich über den u.s. wahlkampf zu informieren, sondern seine informationen (unterhaltung) auf für ihn/ihr effizienter art konsumieren: mit einer 1$ pizza auf der couch vor dem tv, das ja bekanntlich in den händen der republikaner ist (news corporation mit einem umsatz von 32mia u.s.$). wie sonst liesse sich erklären, dass über 20% der erwachsenen u.s. bevölkerung nahezu analphabeten** sind? die maxime „panem et circenses“ wird daher in den vereinigten staaten weiterhin zelebriert mit pizza & tv. die politiker, allen voran die konservativen, haben kein interesse an eine gebildete, flinke, hinterfragende bevölkerung, denn diese würde ja… wer weiss was tun. (quellen: *socialbakers.com, **national insititute of literacy, *** dennis gilbert et al. (arbeiter + unterklasse = ca. 50% der u.s. bevölkerung))
@michael – merci für den interessanten input. diesen teil der wahlberechtigten gilt es, wenn möglich, anders zu erreichen.
Es wird spannend sein zu verfolgen, welche Einflüsse und Aktivitäten wir von den USA übernehmen. Sicherllich können in der Schweiz Social Media in der Politik noch weit stärker eingesetzt werden als bisher. Dennoch USA und Schweiz funktionier nicht gleich. Gewisse Dinge werden auch hier funktionieren andere nicht. Im Speziellen sind Amerikaner viel begeisterungsfähiger, sprich es ist einfacher ihnen etwas „zu verkaufen“. Der Ansatz in der Schweiz muss teilweise ein anderer sein.
Anbei mein Referat „Personal Branding mit Social Media in der Politike“ Weiterbildung für Politik Executive School HSG http://de.scribd.com/doc/116813397/Personal-Branding-mit-Social-Media-in-der-Politik