Das neue Online-Newsportal der Schweiz: 3 Wünsche

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Die Schweiz kriegt ein neues Online-Newsportal. Wie die NZZ am Sonntag gestern berichtete, formierte sich soeben ein 11-köpfiges Team rund um den Ex-20Minuten-Onlinechef Hansi Voigt und will noch dieses Jahr Online gehen. Hier ganz persönliche Wünsche an die Macher/innen der neuen Plattform. 

Wie viele Online-Newsplattformen braucht die Schweiz? Erst vor einer Woche war zu lesen, dass die Huffington Post – das grosse US-Vorbild aller Plattformen – ihre Fühler Richtung deutschsprachigen Raum ausstreckt (bazonline, 29.4.). Hansi Voigt, vormals Online-Chef von 20minuten will gemäss NZZ am Sonntag nun noch dieses Jahr ein neues Angebot starten, finanziell unterstützt von AZ-Medien-Verleger Peter Wanner.

Die Wunschdimensionen: Storytelling, Inspiration, Meinung & Dialog

Was darf man sich von einem News-Portal erhoffen, welches gemäss Voigt in der NZZ am Sonntag «ohne den Ballast eines alten Redaktionssystems anfangen kann» und «mit Kooperationen und transparentem Verlinken davon loskommen will, scheinbar alles selber zu machen»? Bei mir ganz persönlich kann ein Portal punkten, wenn es mir einen oder mehrere dieser Wünsche erfüllt:

  1. Mehr (gute) Geschichten
    Online können Geschichten bekanntlich anders erzählt werden. Bevor die Geschichte aber erzählreif ist, muss sie gefunden werden. Hier liegt eine Kernaufgabe des guten Journalismus. Ist vielleicht der Begriff «Newsplattform» ein falscher? Liegen nicht gerade im Lokal- oder Regionaljournalismus Geschichten, die nicht klassische «News» sind, uns aber trotzdem interessieren, weil sie uns persönlich betreffen. Wie man guten Regionaljournalismus (auch) Online betreibt, zeigt übrigens seit bald zwei Jahren die Tageswoche aus Basel.
  2. Mehr (kulturelle) Inspiration
    Wo passiert heute Kultur-Journalismus? Wo sind all die Konzert-, Album-Besprechungen? Welche Regionalzeitung (ausser dem NZZ Feuilleton) führt noch einen Kulturbund für das etwas breitere Volk? Diese Angebote wurden in den letzten Jahren deutlich ausgedünnt. Hier können Kooperationen mit Kulturjournalisten und Freelancern aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland tatsächlich einen Mehrwert bringen. Und uns Kulturinteressierten eine von Profis kuratierte Auswahl von inspirierenden Hinweisen.
  3. Mehr (fundierte) Meinung
    Was die Online-Welt nicht braucht: seitenweise unqualifizierte und qualitativ limitierte Leserkommentare. Was in der Online-News-Flut hingegen hilft: recherchierte, pointierte, bestenfalls gar scharfe Beobachtungen und  Beurteilungen. Am liebsten von Fachmenschen, die mehr Dossierkenntnisse haben als andere. Auch hier – die Kooperations-Idee hilft, mit echten Experten zusammen zu arbeiten. Damit man denen eine Plattform bietet, die auch wirklich etwas zu sagen haben. Die Redaktion behält den Auftrag, dies zu beurteilen und Online-Dialoge auszulösen und allenfalls zu moderieren.

Was wünscht ihr Euch vom Online-Newsplattform-Flaschengeist?

Was gibt es noch nicht und was braucht ihr noch Online? Inputs sind erwünscht. Auf jeden Fall dürfen wir alle gespannt bleiben, wo sich der neue Kanal (aufgrund von URL-Reservations-Prozessen – auch im Ausland… – ist der Name noch nicht bekannt) einfügt, zwischen Service Public, Paywall-Modellen und etablierten Plattformen à la Blick oder 20minuten.
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