Soll ich mich mit meinen Schülern auf Facebook befreunden? Wie integriere ich Soziale Medien in den Unterricht? Welche Gefahren lauern im Netz? Philippe Wampflers Social-Media-Leitfaden «Facebook, Blogs und Wikis in der Schule» lehrt Lehrern, Eltern und Schülern den Umgang und das Zurechtfinden im digitalen Leben.
Facebook, Twitter & Co. sind für Jugendliche längst keine neuen Medien mehr, sondern gehören ganz selbstverständlich zum Alltag. Sich mit Freunden verabreden, austauschen, Fotos posten: Social Media ist ein fester Bestandteil ihrer Freizeit. Es versteht sich deshalb von selbst, dass die Sozialen Medien auch in Schulen aktuell sind. Wie können also Lehrpersonen mit einem geringen oder gar keinem Wissen über die Sozialen Medien diese in den Unterricht integrieren und ihre Schüler begleiten? Philippe Wampfler ist Gymnasiallehrer an der Kantonsschule Wettingen. Er setzt sich in seinem Blog Schule Social Media mit dem Thema Jugend und Social Media auseinander. Die Idee zum Buch Facebook, Blogs und Wikis in der Schule – Ein Social-Media-Leitfaden entstand aus dem Blog und «erweitert, verbindet und systemisiert» die erschienenen Beiträge. Wampfler sieht das Buch als Brille, die die Vorteile von Social Media verschärft zeigt und hilft Gefahren zu erkennen.
Was sind Soziale Medien?
Die ersten beiden Kapitel behandeln das Thema Social Media allgemein: Welche Kanäle gibt es? Wie bedient man sie? Auch führt der Autor die Dimensionen von Sozialen Medien aus oder erklärt, was das «social» in Social Media bedeutet. Im zweiten Kapitel erklärt er die Idee Social Media weiter und zeigt, wo Fallen lauern können: Themen wie Privatsphäre in der digitalen Welt oder die Unmöglichkeit, sich dieser Welt zu entziehen. Im anschliessenden Intermezzo wird dann der Kontrollverlust der eigenen Daten und der Begriff der «Filtersouveränität», sprich der Einsatz von Filtern, die einem ermöglichen, nur diejenigen Inhalte anzusehen, die man möchte (Werbung ausblenden, etc.) erklärt.
Wie Jugendliche Social Media nutzen
Das folgende Kapitel konzentriert sich auf Schülerinnen und Schüler und deren Nutzungsverhalten von Sozialen Medien: Wie gehen Jugendliche mit privaten Daten in den verschiedenen Netzwerken um? Wie sind ihre Beziehungen auf Facebook & Co.? Und wie verändern sich diese Beziehungen, zum Guten oder schlechten? Auch die lauernden Gefahren werden behandelt. Der Autor spricht von digitaler Einsamkeit und Sucht, wenn sich ein Jugendlicher beispielsweise nur noch über die Anzahl Freunde auf Facebook und neue Freundschaftsanfragen definiert.
…und wie Lehrpersonen Facebook & Co. nutzen können
Philippe Wampfler zeigt in diesem Kapitel Möglichkeiten auf, die sich durch die Sozialen Medien auftun. Er gibt Tipps, ob und wie ein Profil angelegt werden soll. Zurückhaltend, aber ganz oder gar nicht: Wer sich für ein Profil entscheide, solle dies auch aktiv pflegen. Gerade für Lehrpersonen sei es wichtig, die private von der beruflichen Person zu trennen – auch auf Twitter, Facebook etc. Weiter empfiehlt er Regeln zur Kommunikation zwischen Lehrperson und Lernenden über diese Kanäle. Und stösst an, dass diese Kanäle eben nicht nur zum posten und kommentieren nützlich sind, sondern auch für persönliches Wissensmanagement.
Im folgenden beschreibt Philippe Wampfler das Spannungsfeld Wirtschaft und Bildung und die Bedeutung von Social Media und wagt einen Ausblick aufs Web 3.0. und was dies für Schulen der Zukunft bedeuten könnte. Am Ende des Buches stehen eine ganze Reihe Merkblätter, digital für Schulen abrufbar, zur Verfügung. Auch bietet der Autor Tipps an: Wie die Unterreichtseinheit «Blogs führen» oder «Wikis».
Fazit:
Das Buch belehrt nicht, es lehrt und erklärt. Der Leitfaden liest sich einfach und ist weit davon entfernt, ein trockenes Sachbuch zu sein. Der Autor bedient sich vieler Quellen und Zitate, was Leben in die Texte bringt. Was anfangs erschreckt, ist viel Text mit wenigen Bildern und Grafiken illustriert. Die kurzen Abschnitte sind eine gute Lesehilfe. Dank der Anordnung der Themen (ich unterstelle ihm, dass dies mit dem Bloggerhintergrund des Autors zusammenhängt) lassen sich Kapitel oder Abschnitte problemlos überspringen, später lesen oder frei herauspicken. Ich selber habe viel gelernt. Das Buch empfehle ich Lehrpersonen, Schulleitern und Eltern gleichermassen. Für diejenigen, die den Sozialen Medien kritisch oder ängstlich gegenüberstehen, ist der Leitfaden eine empfehlenswerte Lektüre.
Weiterführend:
Tipps fürs Online-Forum: Learnings von der PHBErn
Kommunikationsberatung: Learnings aus der Skischule