Journalist:innen im Web: Claudia Salzmann, Kulinarikjournalistin, Tages-Anzeiger und SonntagsZeitung

Claudia Salzmann berichtet über Foodtrends, Gastronomie und Genuss. Die sozialen Medien ermöglichen es ihr, relevanten Persönlichkeiten zu folgen, Inhalte ansprechend zu präsentieren und den Austausch mit der Community zu pflegen. Manchmal stehlen sie ihr aber auch wertvolle Zeit, denn die Ablenkung ist omnipräsent.
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Die Serie «Journalist:innen im Web» porträtiert Journalist:innen und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet Relations und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2019) im Frühling 2024. Der Hashtag zur Studie: #jstudie24. 

Ein normaler Arbeitstag startet bei Claudia Salzmann mit dem Streben, keine Geschichte zu verpassen. Das beginnt noch im Bett, mit Instagram. Später wird das Postfach aufgeräumt und es werden alle relevanten ePapers und Newsletter gelesen. Der Fokus liegt dabei auf interessanten «Food Stories». Spannende Artikel werden noch vor dem Mittag auf ihrem Instagram-Profil geteilt. Im Normalfall verbringt sie den Tag mit Schreiben, bevor es zu einem Gastronom oder einer Gastronomin geht. Dort erfährt Claudia Salzmann mehr über deren Küche, Stadt und Szene. Immer mit dabei: die Fotokamera. «Auch, weil nicht immer Geld vorhanden ist, um jemanden fürs Fotografieren mitzuschicken.» Es folgt das Essen mit Dokumentation – je nach Location inklusive Übernachtung. «Und irgendwo bringe ich noch Sport unter. Das muss sein, es ist viel Essen!».

Arbeiten mit hilfreichen (KI-)Tools

Bei Claudia Salzmann ist die Experimentierfreude spürbar: Sie nutzt die Möglichkeiten der diversen Social-Media-Kanäle und testet zahlreiche Tools, die ihr bei der Erstellung von Content helfen. Auch wenn zum Beispiel das Videoteam auf der Redaktion sich um die Aufbereitung der redaktionellen Inhalte kümmert, erstellt Claudia Salzmann mit CapCut auf TikTok – «sehr intuitiv» – viel selbst. Für die schnelle Bildbearbeitung nutzt sie gerne Lightroom. Die Kenntnisse dazu eignet sie sich derzeit in ihrem Master-Studiengang Multimedia Journalismus an der Hochschule der Künste in Bern an. 

KI-Tools verwendet sie momentan vor allem, um Zeit zu sparen. «Für Q&As finde ich es sehr praktisch. Die Vorschläge von ChatGPT prüfe ich immer, auch mit Kolleginnen und Kollegen, die sich thematisch auskennen. Ich besorge auch mal ein Buch und lese mich ins Thema ein. Aber KI spart so viel Zeit!» Auf der Redaktion arbeitet sie mit einem weiteren Tool, bei dem eine gewisse Anzahl Zeichen aus ihrem Artikel eingegeben wird und das daraufhin einen Vorschlag für Spitzmarke, Titel und Lead erstellt. Auch Transkribierungs-Tools helfen beim effizienten Arbeiten. Für den Feinschliff und den eigenen Stil braucht es jedoch immer noch journalistische Fertigkeiten. Wobei: «Auch das soll KI ja können, das ist spooky …»

Auf Augenhöhe mit der Community

An Social Media gefällt Claudia Salzmann zudem, dass es keine Einweg-Kommunikation ist, sondern dass «man eine Debatte anreisst und auf Augenhöhe mit den Leserinnen und Lesern ist.» Die Einflüsse entstammen dabei ganz unterschiedlichen Quellen. So sieht Claudia Salzmann auch den Effekt von Streaming-Serien. Es ist möglich, dass einzelne Gerichte aus einer Serie viral gehen und von einer internationalen Community nachgekocht werden. Die Bedeutung von Communitys kennt die Journalistin auch aus ihrer Tätigkeit als Moderation beim Radio Gelb-Schwarz, dem Fanradio der BSC Young Boys: «Dort wurde die Community stark miteinbezogen. Wenn da Grüsse aus der ganzen Welt kommen und in der Sendung vorgelesen werden, dann löst das schon etwas aus. Kundenbindung könnte man vielleicht sagen.»

Ob in Kommentaren zu ihren Zeitungsbeiträgen oder auf den sozialen Kanälen – vor allem auf LinkedIn: Im Austausch mit der Community findet Claudia Salzmann auch Inspiration für weitere Geschichten. «Manchmal tauchen auch neue Geschichten in den Kommentaren auf, da kann ich ab und zu etwas übernehmen. Das finde auch cool für die, die kommentiert haben.»

Inspiration und persönliche Grenzen

Um wirklich konzentriert schreiben zu können, schaltet die Journalistin auch gerne mal alle Socials bewusst aus, denn «es ist ein Zeitfresser, der nervt». Trotzdem seien die sozialen Medien praktisch, etwa um an Köch:innen zu gelangen und ihr Schaffen auch nach dem – meist einmaligen – Besuch weiterzuverfolgen. «Ich glaube, unser ganzes Berufsleben wäre ein anderes ohne Social Media.»

Instagram ist dabei Claudia Salzmanns klarer Favorit, weil es das Visuelle besser ermöglicht als andere Kanäle. «Mir hat kürzlich eine Influencerin erzählt, dass auch Pinterest für sie mega wichtig sei. Es ist ein bisschen wie Insta, sehr visuell, gut für Trends. Dort möchte ich auch mehr vorbeischauen.» Auf TikTok experimentiert sie viel, Facebook braucht sie kaum mehr, X findet sie unsympathisch und auf die Entwicklungen bei Bluesky ist sie gespannt.

Ihr Masterstudium an der Hochschule der Künste Bern HKB helfe, am Puls der Zeit zu bleiben: «Dort arbeiten wir multimedial. Im Studium sind alle Mitte zwanzig – so kriege ich viel mit und bleibe up-to-date, zum Beispiel betreffend BeReal.» Zudem gibt es für die Gastronomie-Welt eigene wichtige Kanäle, wie die Plattform Gronda: «Das ist wie Internetfernsehen für Köche». Wer dort eingeladen wird, ist privilegiert. Auf Gronda sieht Claudia Salzmann, welche Länder und welche Gerichte gerade im Trend sind. Auch auf Reddit sei Food ein grosses Thema, aber halt doch eher für die USA relevant. Und: «Ich frage mich, warum Twitch noch nicht in den Küchen angekommen ist.»

Ihre eigenen Posts erfolgen sehr bewusst. Food-Content postet Claudia Salzmann oft erst im Nachhinein, «weil ich bei einem Essen wirklich präsent sein will». Sie überlege sich immer gut, was sie von sich preisgeben möchte, so Claudia Salzmann. «Eine Kollegin von mir – die leider nicht mehr Journalistin ist – hat immer gesagt: ‘No social media after midnight’. Wenn du also vielleicht etwas getrunken hast oder schon müde bist. An diese Regel halte ich mich.»

Steckbrief

Claudia Salzmann, 40, Kulinarikjournalistin, Tages-Anzeiger und SonntagsZeitung
Journalistin seit 2009

Facebook seit ca. 2008
Instagram seit ca. 2012
Twitter/X, schon lange, nach Facebook
LinkedIn etwa so lange wie Twitter/X
YouTube seit 2008
TikTok seit 2023

Weiterführend

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